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Mitteilungsblatt der VG Gemünden a Main
Ausgabe 42/2023
Amtliche Bekanntmachungen
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Aus dem Archiv von Gräfendorf

Geschichten und Geschichte

Ortsgeschichte vor und nach dem Zweiten Weltkrieg.

Wenn man bis 2020 nach Burgsinn fuhr, befanden sich auf der linken Seite die Anwesen der Burgsinner Straße 1, 3, 5 und 7. Das Anwesen Nr. 1, das im Grundsteuerkataster von 1849 als Scheune aufgeführt war, gehörte dem königlichen Juliusspital. Im Anwesen Nr. 39, heute Burgsinner Straße 3, war der Wohnsitz der Familie des Bauern Kaspar Dittmeier und seiner Ehefrau Barbara.

Im Laufe der Zeit wechselten das Anwesen mehrfach den Eigentümer. Den Bauersleuten Dittmeier folgten Michael Köhler und seine Ehefrau Margaretha, geborene Müller. Danach übernahm ihr Erbe Peter mit seiner Frau Barbara, geborene Filippi. Ihr Sohn Matthäus Köhler heiratete Helena Taubert, die zuvor zweimal verheiratet war, erst mit einen Herrn Henneberger und dann mit Johann Aul. Die Besitzerin Helene Köhler verkaufte das Anwesen HsNr. 39 an Kaspar Schleich und seiner Gattin Anna Maria, geborene Herold. Helene Köhler kaufte den Bauernhof direkt neben der Alten Schutzengelkirche HsNr. 13 und bewirtschafte mit ihrem Mann Matthias den „Mörtzehof“.

Nach dem Ableben der Familie Schleich erwarb der Postbote Heinrich Försch den Bauernhof um das Jahr 1900. Heinrich starb 1944, seine Ehepartnerin Paulina Margaretha (geborene Hopf) überlebte ihn bis 1950. 1948 war das Anwesen 39 mit Flüchtlingen belegt. Nach dem Wählerverzeichnis aus dem Wahljahr 1948 lebten dort: Helene Theis, Maria Wettermann, Willi und Maria Muckelberger, Hildegard Michalek und ihre Tochter Magda sowie Hugo Herok.

Die nachfolgende Aufnahme zeigt das Anwesen HsNr. 38 mit den beiden Häusern HsNr. 38 und 38 ½. Das Foto entstand wohl in den 50er-Jahren.

Im Jahr 1849 war das Anwesen ein Bauernhof im Besitz der Bauerswitwe Eva Bürger und ihr Sohn Georg. Zum Bauernhaus gehörten ein Stall, eine Scheune, ein Schweinestall, ein Backofen und ein Hofraum.

Der letzte Besitzer des Bauernhofes könnte Adam Daniel gewesen sein. Er baute eine Halle und einen Schweinestall im Jahr 1905, festgehalten im Gemeindearchiv nach dem Baubuch von 1878 bis 1938.

Anschließend wurde der Besitz in die Hausnummern 38 und 38 ½ aufgeteilt. Im Anwesen 38 lebten eine geraume Zeit Michael Georg Bürger mit seiner Ehefrau Anna Maria Kunigunda und ihren vier Kindern. Danach wurde der Postbeamte Stefan Storch neuer Eigentümer und Bauherr des Wohnhauses, der laut dem Adressverzeichnis von 1920 im Anwesen HsNr. 38 lebte.

Das neue Anwesen mit der Hausnummer 38 ½ wurde vom Kaufmann Lorenz Gerlach errichtet. Er betrieb ein kleines Lebensmittelgeschäft im gegenüberliegenden Haus Nr. 36. Sein Sohn Eduard, der Besitzer des Kaufhauses Gerlach in der Dorfmitte (dem jetzigen Dorfladen), wurde dort geboren.

Im Wählerverzeichnis der Kommunalwahl von 1948 lebten im kleinen Häuschen 38 ½: Alfons Försch und seine Ehegattin Barbara, ebenso Regina Michel und Emmi Vayen. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren der Angestellte der Bundespost Josef Schreiner und seine Frau Maria die nächsten Eigentümer.

im Anwesen HsNr. 38 lebten von Stefan Storch nach dem Zweiten Weltkrieg: Augustina Köster mit Tochter Maria, die Familien Friedrich und Babette Wolf, Alois und Maria Väth, Maria Sontheimer sowie Helene und Cornelius Link, wie aus der Wahlliste von 1948 hervorgeht.

Das Frisörschild von Oskar Werner lässt keinen Zweifel daran, wer wem die Haare geschnitten hat. Oskar und seine Erna wohnten mit Familie dort viele Jahr.

2020 wurden beide Immobilien abgerissen. Im Rahmen der Dorferneuerung erhalten die beiden ehemaligen Anwesen wieder eine neue Nutzung.

© Die Fotos sind aus dem Privatbesitz von Johannes Sitter, Gräfendorf. Der Text wurde von ihm zusammengestellt unter Mithilfe der recherchierten Daten von Theresia Kühnlein, Schonderfeld, und Daniela Griebel. Die Baubücher und die im Artikel genannten Listen wurden aus dem Gemeindearchiv von Winfried Lutz, Schonderfeld, digitalisiert.