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Mitteilungsblatt der VG Gemünden a Main
Ausgabe 43/2022
Amtliche Bekanntmachungen
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Aus dem Archiv von Gräfendorf Geschichten und Geschichte

Firmung in Zeiten des NS-Regimes

Die Firmung bestätigt die Taufe. Sie ist Bestärkung und Berufung für ein christliches Leben.

2022 klingt der Satz cool. 1941 war das vollkommen anders. Zu einer Firmung gehörte ein standhaftes und mutiges Bekenntnis zum christlichen Glauben.

Hedwig und ihre Eltern Eugen (1897–1959) und Emma Bold (1899–1988) aus Michelau zeigten ihren Glauben, obwohl die NSDAP 1933 die Macht ergriffen hatte, Adolf Hitler Reichspräsident wurde, das politische Leben auf seine Ideologie hin ausgerichtet war und die Vernichtung und Ausrottung der Juden ihren Anfang nahm.

Mit dem Überfall auf Polen begann 1939 der II. Weltkrieg. Kirchenfahnen waren verboten, die Hakenkreuzfahne als einziges Fahnensymbol erlaubt. Im Jahr ihrer Firmung entfernten die NSDAP Ortsgruppenleiter das Kreuz aus den Schulen.

Leid und Schmerz existierten in dieser Kriegszeit. Nahezu monatlich erfuhren Eltern vom Tod ihrer Söhne. Bischof Matthias Ehrenfried nutzte die Firmgottesdienste für starke Predigten. Er beschwor den Zusammenhalt, verbreitete Vertrauen und Zuversicht. Soweit es das NS-Regime zuließ, reagierte der Würzburger Bischof auf staatliches Unrecht. Mut und Hoffnung schuf er mit seinem Hirtenwort am 8. September 1948. „So laßt uns also in dieser bitteren Zeit den christlichen, sozialen und katholischen Gemeinschaftsgedanken pflegen in der einmütigen Hilfe für Flüchtlinge, Umgesiedelte, Ausgebombte und Arme“, schrieb er an die Gläubigen seines Bistums. Zwei Jahre später verstarb er im Notquartier des Würzburger Juliusspitals in Rimpar. Hedwig Bold lebte noch bis 15.2.2005 in Michelau. Diese Geschichte erzählt das Firm- und Sterbebild von Hedwig Bold.

Text und Scan Johannes Sitter, Gräfendorf