Nachkriegsgeschichte 1945–1953
Der Bau des Kindergartens war das erste große Gemeinschaftsprojekt der Nachkriegsgeschichte. Die katholische Kirchengemeinde war Initiator und Bauherr. Im Mitteilungsblatt vom 13. Oktober 2023 haben wir damit begonnen, darüber zu schreiben. In dieser und den kommenden Ausgaben werden weitere interessante Ereignisse aus der Baugeschichte erzählt.
Die Finanzierung der Schwesternstation und des Kindergartens
„Für Gräfendorf war der Bau ein großes Wagnis“, schrieb der Berichterstatter des Fränkischen Volksblattes. Die Baukosten wurden auf 61.300 DM veranschlagt. Die Pfarrei verfügte über Eigenmittel in Höhe von 5.000 DM, einen beantragten Staatszuschuss durch den ehemaligen Pfarrer Hans Först sowie eine großzügige Spende von Frieda Seubert geb. Burkart aus Frankfurt a. M. in Höhe von 2.300 DM. Hans Leimbach vom Basaltwerk Sodenberg-Morlesau stellte den benötigten Sand kostenlos zur Verfügung. Das Kultusministerium steuerte zusätzlich 1.000 DM bei. Die politische Gemeinde genehmigte einen Zuschuss von 3.000 DM und überließ 21 Kubikmeter Bauholz, das eigentlich für einen dritten Schulsaal vorgesehen war.
Mit dieser Finanzierung und dem Versprechen, „den Bau als Gemeinschaftsarbeit auszuführen, Hand- und Spanndienste zu leisten, zudem sich bereits mehrere evangelische Gemeindemitglieder angeboten haben, begann das Projekt“, stand damals im Fränkischen Volksblatt.
Pfarrer Hugo Konrad stellte weitere Förderanträge, bat die CSU Bundestagsabgeordnete Dr. Maria Probst aus Hammelburg um Hilfe, und Forstmeister Michel überließ dem Bauherrn eine Liste mit fünfzehn Adressen, die alle einen Bittbrief zur Unterstützung „des wohltätigen Werkes“ erhielten. Die Baukasse konnte insgesamt 1.870 DM an Spenden verbuchen. Darlehen wurden bei der Bayerische Landesboden Credit Anstalt (5.000 DM) sowie ein Kredit in Form staatlicher Gemeinschaftshilfe über 5.000 DM aufgenommen.
„Eine erste Sammlung für den Neubau erbrachte 2.300 DM, ein erfreuliches Ergebnis“. Mit diesen Geldmitteln wurden sowohl die Materialkosten als auch Kosten für Fachfirmen finanziert. Ansonsten arbeiteten engagierte Gräfendorfer für das große Nachkriegswerk. Alfred Vogt aus Gräfendorf, Mitarbeiter des Überlandwerk Unterfranken (ÜWU), stellte den Stromanschluss für den Kindergarten und die Schwesternwohnung her. Dafür erteilte ihm sein Arbeitgeber eine Genehmigung mit dem Hinweis, dies „in seiner Freizeit und ohne Entlohnung zu tun“.
Zur Person von Frau Dr. Maria Probst
Dr. Maria Probst (1902-1967) war Kriegerwitwe und Mutter zweier Töchter. Nach dem Krieg arbeitete sie in Hammelburg als Lehrerin und Redakteurin. Bereits 1946 wurde sie Mitglied der CSU und Abgeordnete des ersten Bayerischen Landtages nach dem Zweiten Weltkrieg. Ab 1949 vertrat Dr. Maria Probst als direkt gewählte Vertreterin den Wahlkreis Karlstadt im Deutschen Bundestag, der von Bad Neustadt in der Rhön bis nach Alzenau im Spessart reichte. Ihre Schwerpunkte waren alle sozialen Themen, die Aussöhnung mit Frankreich und die Gleichberechtigung der Frau. Das Seniorenheim in Hammelburg und die Fachschule für Heilerziehungspflege und Pflegehilfe in Würzburg tragen ihren Namen. In der Bevölkerung wurde sie liebevoll als „die Maria hilf“ betitelt. Sie wurde mehrfach um Hilfe für den Bau des Kindergartens und der Schwesternstation gebeten.
© Das Foto - Sachsse/ACSP, Ph P Probst Maria 1/1 - und den Text veröffentlichen wir mit freundlicher Genehmigung des Archivs für Christliche- Soziale Politik - Hanns-Seidel-Stiftung Lazarettstraße 33. 80636 München. Die Textrecherche und Zusammenstellung wurden von Johannes Sitter aus Gräfendorf durchgeführt.