Die Rhön alte Bilder und alte Berichte
1885 – Dorfansicht von Gräfendorf
Das Buch "Die Rhön - alte Bilder und alte Berichte" von Gottfried Mälzer wurde 1984 im Echterverlag Würzburg veröffentlicht. Es enthält zwei Bleistiftzeichnungen, die 1885 von Carl Fischer (1818–1911), einem Juristen und Maler, erstellt wurden. Fischer wurde krank und in den Ruhestand versetzt, aber nach seiner Genesung begann er wieder, künstlerisch tätig zu werden. Am 9. August 1885 traf Fischer auf einer Wanderung mit seinem Freund Carl Scharold in Gräfendorf ein. Es ist nicht dokumentiert, wo sie übernachteten, möglicherweise im Harth’schen Gasthaus von Leopold Harth (1854–1896) und seiner Frau Wilhelmine (1854–1912). Während seines Aufenthalts schuf Fischer zwei bemerkenswerte Bleistiftzeichnungen: Eine Dorfansicht und die Hurzfurter Mühle.
Die Dorfansicht zeigt die Schutzengelkirche im Oberdorf und ist das zweitälteste Bild aus dieser Zeit nach einem Gemälde von Max von Asten aus dem Jahr 1864. Das zentrale Element ist das Gotteshaus, das 1869 erbaut wurde. Rechts daneben befindet sich ein großer Bauernhof mit verschiedenen Gebäuden, der laut Grundsteuerkataster von 1849 der Bauerswitwe Margaretha Röther (1785–1857) und ihrem Sohn Ludwig (1817–1887) gehörte.
Unterhalb befindet sich das Amtsgebäude des königlichen Juliusspitals mit den dazugehörigen Scheunen. Dort lebte der juliusspitälische Oberförster Jacob Wehr mit seiner Familie. Sein Sohn Willibald, ebenfalls ein juliusspitälischer Oberförster, heiratete Theresia Schleicher aus dem Anwesen Nr. 9 und lebte später mit ihr ebenfalls im Amtsgebäude.
Der Ruheständler Jacob Wehr erwarb das Anwesen seiner Schwiegertochter Theresia, das viele Jahre Eigentum der Generationen Schleicher war. Es ist auf der linken Seite des Bildes zu sehen. In diesem Haus wurde Jacob Wehr durch seine unverheiratete Tochter Luisa bis zu seinem plötzlichen Unfalltod versorgt. Luisa blieb in dem Anwesen HsNr. 9 bis zu ihrem Ableben im Jahr 1925.
Die Häuser unterhalb der Kirche wurden als Holzlager und Nebengebäude für das Schulhaus und die Lehrerwohnung genutzt. Sie dienten dazu, Brennholz zu lagern und Futter für das Kleinvieh des Lehrers bereitzustellen. Besonders beeindruckend ist die Schondrabrücke mit der Darstellung des Hl. Nepomuk.
© Im nächsten Mitteilungsblatt wird über die Zeichnung der Hurzfurt berichtet. Es wird erklärt, woher die fantastischen Bilder stammen und wie sie ins Gemeindearchiv gekommen sind. Das Museum für Franken in Würzburg besitzt die Rechte an dem Foto und hat dem Gemeindearchiv Gräfendorf die Erlaubnis zur Veröffentlichung erteilt. Theresia Kühnlein und Daniela Griebel haben die Personendaten recherchiert. Johannes Sitter aus Gräfendorf hat den Text zusammengestellt.