Tiefsinniger Humor, urwüchsig mundartliche Sprache
Johann Adrio aus Weickersgrüben notierte und reimte
Wussten Sie, verehrte Leserinnen und Leser, dass Weickersgrüben einen Theater- und Kulturverein hatte? Dank der Archivarbeit von Herrmann Fischer, Weickersgrüben können wir darüber berichten.
Johann Adrio, geboren 1875 als Sohn eines Schmiedes aus Dittlofsroda gehörte als Mentor und Motor zu den Pionieren des Vereins. Wer seine Mundartgedichte liest, kann seine Liebe zu Land und Leut’ nachvollziehen. In dem Gedichtband „Am Fuhse des Sodenbergs“ fasste Wilhelm Küpper, Hammelburg 1983 die handschriftlichen Aufzeichnungen zusammen.
Der Inhalt seiner eigenen Reime spiegelt, so Wilhelm Küpper, „den dörflichen Humor in seiner ganzen Urwüchsigkeit und Tiefsinnigkeit wider“. Gleichzeitig beschreiben seine Gedichte das Landleben im 20. Jahrhundert. Sie zeigen uns die Bedeutung von der gegenseitigen Vertrautheit zwischen Menschen, Tieren und Natur. Seine Heimat rund um den Sodenberg charakterisierte er im folgenden Gedicht.
Mein Heimatdörfchen
Ich kenn’ ein kleines Dörfchen, wunderschön,
umrahmt von Wäldern grün, auf sanften Höh’n,
mit Bauernhäusern klein, alte und traut,
wie man sie vor Jahrhunderten erbaut.
In seiner Mitte eine Linde steht,
bei der an manchem Sommerabend spät,
das junge Volk beisammen sitzt und lauscht,
wie murmelnd leicht der alte Brunnen rauscht.
Dort steht auch noch mein altes Elternhaus,
wo ich vor langer Zeit ging ein und aus
und unbeschwert von Sorge und von Leid
verlebte meine goldene Kinderzeit.
Nun, da ich einsam in der Fremde bin,
zieht mich die Sehnsucht mächtig zu dir hin.
Vielleicht find’ ich auch einmal Fried’ und Ruh`
In deinem Frieden, Heimatdörfchen, du?
Textzusammenstellung: Johannes Sitter, Gräfendorf
Bild: Wilhelm Küpper, Hammelburg.