Aus dem Archiv von Gräfendorf

Geschichten und Geschichte

Ortsgeschichte vor und nach dem Zweiten Weltkrieg.

Die stille Zeit im Saaletal

Die Jahreszeiten und das Kirchenjahr prägten das Leben der Dorfbewohner im Saaletal. Früher wie heute beginnt das Kirchenjahr am ersten Advent sowohl in der evangelisch-lutherischen als auch in der katholischen Kirche. Die Feld- und Gartenarbeiten waren abgeschlossen. Die Natur ruhte und sammelte neue Kräfte für das kommende Frühjahr. Oft war es nass und kalt, und die ersten Fröste konnten heftig sein. Schneeflocken kündigten den Winter an und legten, falls die Sonne sie nicht bis zum Nachmittag aufgeleckt hatte, ein weißes Kleid über unser Saale- und Schondratal. Im Schuppen wartete Rechtholz darauf, wohlige Wärme in Küche und Stube zu erzeugen. Die stille Zeit brach an, wie es der Volksmund treffend ausdrückte: "Kathrein stellt den Tanz ein".

Traditionell bereiteten sich die Christen auf die Geburt Christi vor. Die vier Kerzen auf dem Adventskranz symbolisieren die vierwöchige Vorbereitungszeit. In diesen Tagen wird auch an den Heiligen Nikolaus erinnert, den Bischof aus Myra. Es gibt viele Erzählungen über ihn. Eine Legende berichtet, dass er einem armen Mann Goldklumpen schenkte, damit dieser seine Töchter standesgemäß verheiraten konnte. Ohne die Hilfe von St. Nikolaus hätten sie bettelarm, möglicherweise als Prostituierte weiterleben müssen.

Schuhe vor die Tür zu stellen, war ein Brauch am Festtag des Heiligen der Nächstenliebe, Barmherzigkeit, Ehrlichkeit und Tatkraft. „Er füllt sie mit Äpfeln, Nüssen und kleinen Süßigkeiten“, erzählte man schon viele Tage vorher auch im Saaletal. Besonders die Kinder waren entzückt, wenn am nächsten Morgen ein kleines Wunder Wirklichkeit wurde.

Das Archivteam wünscht allen im Saaletal eine gesegnete Adventszeit. Wir freuen uns, wenn wir von Ihnen Advents- und Weihnachtsgeschichten aus längst vergangenen Tagen erhalten. Sie bereichern unsere Dorfchronik. Nehmen Sie Kontakt mit uns auf.

© Das Foto mit dem Titel „Adventssonntage“ stammt aus dem Selbstverlag M. Spötl in Schwaz, Tirol, Österreich, und ist Eigentum von Johannes Sitter, der auch den Text zusammengestellt hat.