Gräfendorfer Archivteam veranstaltete den ersten Stammtisch zur Dorfgeschichte
Im zweiten Teil des Berichts behandeln wir die besprochenen Fragen und Erzählungen und geben einen Ausblick auf die Themen, die bei den kommenden Stammtischen auf der Tagesordnung stehen werden.
Ob die Geschichte von Gräfendorf und Michelau ähnlich verlaufen sei? Diese Frage beantwortete der Moderator gleich selbst mit einem klaren „Nein.“ Auch wenn sich die Entwicklungen der beiden Orte bis zur Reformation ähnelten, verliefen ihre Geschichten doch unterschiedlich. Beide Orte wurden von katholischen Grundherren gegründet und gehörten zur Urpfarrei Wolfsmünster. Während der Reformationszeit wechselten sie zunächst zum Protestantismus, kehrten jedoch später zum Katholizismus zurück. Ab 1735 trennten sich ihre Wege: Gräfendorf wurde zu einem konfessionell gemischten Dorf.
In Bezug auf die Herkunft des Namens Hurzfurt und das Hofgut blieb die Antwort teils offen. Diese Fragen sollen jedoch bei einem weiteren Stammtisch im Frühjahr 2025 von einem Experten für die Frühgeschichte des Saaletals geklärt werden. Franz Spitzer konnte jedoch mit einem Satz aus den Erzählungen seiner Mutter zur Hurzfurt beitragen: „Auf der Hurzfurt gehört man lebendig nach Michelau und im Tod nach Schonderfeld.“ Dieser Satz wird verständlicher, wenn man im Kalendarium der seit 1811 in Schonderfeld verstorbenen und bestatteten Personen blättert, das von Resi Kühnlein aus Schonderfeld erstellt wurde. Darin findet man zum Beispiel Margaretha Löhmer, die Frau des Hurzfurtmüllers, die auf der Hurzfurt lebte und arbeitete, die 1864 im Alter von nur 30 Jahren starb und auf dem Friedhof in Schonderfeld beigesetzt wurde.
Es wurde auch über die Kriegschronik, den Absturz eines britischen Militärflugzeugs während des Zweiten Weltkriegs und die anschließende Bestattung der Soldaten auf dem Friedhof in Michelau gesprochen. Der Gemeindearchivar Hans-Georg Herch besitzt hierzu noch zusätzliche Aufzeichnungen, die er bei Gelegenheit vorstellen wird. Auch die Sprengung der Saalebrücke im Jahr 1945 und deren Wiederaufbau in den Jahren 1953 und 1954 waren ein Thema. Viele Geschichten und historische Ereignisse aus Michelau liegen noch unbearbeitet im Gemeindearchiv. Die geplante schrittweise Aufarbeitung dieser Dokumente wird die Erinnerungen an das Leben und Wirken vergangener Generationen bereichern.
© Das Foto wurde von Altbürgermeister Alfred Frank aufgenommen, während der Text von Johannes Sitter aus Gräfendorf verfasst wurde.