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Mitteilungsblatt der VG Gemünden a Main
Ausgabe 51/2022
Amtliche Bekanntmachungen
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Jahresrückblick des 1. Bürgermeisters

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

der 24. Februar 2022 mit dem Angriff Putins auf die Ukraine setzt einen Schlussstrich unter die europäische Friedensordnung nach dem Kalten Krieg. Wie schlimm es kommen wird, ist noch nicht abzusehen. Wir alle sehen täglich in den Medien die schlimmen Bilder des Krieges, von Zerstörungen und Gewalt gegen Zivilisten, von Flucht und Leid der Ukrainer. Gleichsam haben viele unserer Mitbürger Sorge vor der Ausbreitung des Krieges zum Flächenbrand in Europa oder einem irrationalen Verhalten des Despoten Putin. Wir alle erleben schwere wirtschaftliche Verwerfungen, eine Energiekrise und explodierende Preise. Wir müssen wahrscheinlich in den nächsten Jahren Einschränkungen hinnehmen. Neben den Entlastungspaketen, die die Bundesregierung auf den Weg gebracht hat, sollte jeder in seinem Umfeld beitragen, wo er kann. Denn diese Krise verlangt, dass wir wieder lernen, uns zu bescheiden.

In diesem Zusammenhang, aber insbesondere wegen dem nicht mehr zu verleugnenden Klimawandel, der uns mit dem diesjährigen viel zu trockenen Sommer wieder vor Augen geführt wurde, steht ein grundlegender Wandel in der Energieversorgung bevor. Es ist erklärtes Ziel, Emissionen drastisch zu reduzieren und uns von fossilen Energien zu lösen. Unsere Energieversorgung steht vor einem historischen Umbau. Wir verlassen gerade die Ära der fossilen Industrialisierung und treten ein in ein Zeitalter zunehmend ohne Kohle, Öl und Gas, in dem sich Deutschland neu beweisen muss. Darin liegen, bei aller Herausforderung auch wirklich große Chancen für unser Land. Dass wir diese Chancen tatsächlich nutzen, dass neuer Wohlstand auf neuen, besseren Grundlagen möglich wird, das ist jetzt die vordringliche Aufgabe von Ingenieuren und Entwicklern, von Wirtschaft und Politik. Und dafür, dass diese Aufgabe gelingt, sind unsere Chancen, wie ich finde, gut.

Dies bedeutet, dass wir diese Herausforderungen auch für uns annehmen. Der Gemeinderat hat dazu bereits vor Längerem den Weg für den Bau von Photovoltaik-Freiflächenanlagen in unserer Gemeinde in einem vertretbaren Umfang grundsätzlich befürwortet. Wir verlangen dabei allerdings, dass ein Nutzen für unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger entsteht. Bei unserer Klausur im November dieses Jahres in Würzburg, haben wir uns auch für den Bau von Windkraftanlagen auf unserem Gemeindegebiet grundsätzlich ausgesprochen, wenn dies mit einer Bürgerbeteiligung möglich ist. Hier werden zeitnah Vorgespräche mit geeigneten Investoren stattfinden.

Das Thema Energieeinsparung steht ebenfalls auf unserer Agenda. Wir haben im Gemeinderat bereits im letzten Jahr eine Potentialstudie zur Energieeinsparung bei unserer Kläranlage beauftragt, deren Ergebnisse wir jetzt in die Umsetzung bringen wollen und dazu aktuell Fördermittel beantragt haben. Ebenfalls haben wir die gesamte Straßenbeleuchtung auf stromsparende LED-Beleuchtung umgestellt. Als weitere große Maßnahme planen wir aktuell ein Nahwärmenetz mit Biomasse in Gräfendorf, an das die Grundschule mit der Turnhalle und dem Kindergarten, das bisherige Dorfladengebäude, das katholische Pfarrzentrum und das neue Bürgerzentrum angeschlossen werden sollen. Über diesen Weg wollen wir uns ein weiteres Stück unabhängiger von Energielieferanten machen und den Brennstoff aus unserem heimischen Wald beziehen.

Das neue Dorfzentrum mit dem Arbeitstitel „Saaletaler Höfe“ ist einen entscheidenden Schritt weiter gegangen. Nach genau einem Jahr konnte der beauftragte Realisierungswettbewerb erfolgreich abgeschlossen werden. Eine Jury hat aus 12 abgegebenen Wettbewerbsbeiträgen einen Sieger gekürt. Mit dem Büro GEORG-SCHEEL-WETZEL Architekten, Berlin wurde mittlerweile ein Vertrag geschlossen und mit der Grundlagenplanung begonnen. Die Architekten sind zuversichtlich, dass wir in dem vorgesehenen Zeitfenster bis Ende 2025 den Bau realisieren können.

Erfreulicherweise haben wir in diesem Jahr in unserer Gemeinde 11 Neugeborene. Gleichwohl lässt sich auch bei uns das Thema demografischer Wandel nicht verleugnen. Wir leben in einer immer älter werdenden Gesellschaft mit agilen Senioren, die ich gerne für ehrenamtliche Aufgaben in der Gemeinschaft begeistern möchte. Es ist mein Ziel, mit dem neuen Dorfzentrum die Menschen aller Ortsteile zusammenzubringen, also eine Anlaufstelle zu schaffen, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zwischen Jung und Alt zu fördern, denn belastbare soziale Beziehungen - in der Familie, der Nachbarschaft bis hin zu Gesellschaft und Arbeitswelt - sind unverzichtbar. In diesem Zentrum sollen ehrenamtliche Projekte entstehen, die dies möglich werden lassen.

Die Flutkatastrophe im Ahrtal im vergangenen Jahr, der Krieg in der Ukraine mit all seinen Auswirkungen und die aktuelle Diskussion über gefährdete kritische Infrastruktur sind die Gründe, warum wir dieses Jahr einen starken Fokus auf den Bevölkerungsschutz genommen haben. Zum einen wurden alle Sirenen ausgetauscht und damit die Voraussetzungen für die Umrüstung auf digitale Ansteuerung im K-fall geschaffen. Unsere aktiven Feuerwehrleute haben wir zusätzlich mit einer Alarmierungs-App ausgestattet. Für einen zwar unwahrscheinlichen, aber nicht auszuschließenden Stromausfall in diesem Winter, wurden mit den Verantwortlichen in Gemeinde und Feuerwehren Vorkehrungen getroffen, um mit Informationen und Hilfen für die Bevölkerung gewappnet zu sein.

Wir stehen am Ende eines in vielfacher Hinsicht anstrengenden Jahres. Und wir werden noch weiter durch eine Zeit von Belastungen und Unsicherheiten gehen müssen, bevor wir neue Sicherheiten und wieder ganz festen Grund unter den Füßen haben. Zu unserem Glück leben wir auf dem Land, in einer krisenunanfälligen Umgebung. Wenn wir weiter zusammenhalten, wenn wir uns als gute Nachbarn beweisen, dann können wir diese schwierige Zeit gut bewältigen. Daher blicke ich weiterhin optimistisch nach vorne. Wir werden an den Herausforderungen wachsen.

Abschließend möchte ich mich bei allen bedanken, die unsere Orte Jahr für Jahr auf die verschiedenste Art und Weise lebens- und liebenswerter machen. Ohne dieses Engagement wäre es nicht möglich, all das auf die Beine zu stellen, was bei uns jedes Jahr aufs Neue geboten wird. Ich wünsche uns, dass wir uns zum Jahreswechsel ein wenig Zeit nehmen, innehalten, Zeit mit Menschen verbringen, die uns wichtig sind und gegenseitig unterstützen. Kommen Sie gut in das neue Jahr!

Für 2023 wünsche ich Glück, Erfolg und vor allem Gesundheit. Geben Sie aufeinander Acht und bleiben Sie gesund!

Ihr
Johannes Wagenpfahl