Weiß-Blau: Unter dem Motto „Ein Münchner im Himmel“ trat der Wilde Haufen beim Faschingszug 2011 an.
Faschingszug des Wilden Haufens: vom Gag zum Selbstläufer
Mit dieser Überschrift begann der Bericht von Angelika Silberbach, veröffentlicht am 16. Februar 2012. Darin beschreibt sie die Geschichte von jungen Gräfendorfer, welche die Tradition des Gräfendorfer Faschings wieder belebten. Die Story ist im Gräfendorfer Archiv gelandet. Mit Zustimmung von Angelika Silberbach geben wir sie auszugsweise wieder. Bis 2020 zog der Faschingszug durch Gräfendorf. Danach kam Corona. 2023 können wir wieder feiern und uns freuen. Dem Himmel sei Dank und Helau!
Angelika Silberbach schreibt: „Mit einem Leiterwagen, der Gemeindeschelle und ACDC-Songs zog vor 20 Jahren der Stammtisch „SV Wilder Haufen – Tote Hosen Gräfendorf“ am Faschingssonntag durchs Dorf und skandierte ausgelassen: „Wir sind ein Faschingszug.“ Seitdem ist der Gaudiwurm von Jahr zu Jahr gewachsen, denn immer mehr Vereine schlossen sich an. Das hätten sich die einstigen Jugendfußballer, damals im Alter von 19 bis 23 Jahren, nicht träumen lassen: „Wir haben den Faschingszug seinerzeit in Gräfendorf nach knapp 15 Jahren Brache wieder ausgegraben und heute ist er fast ein Selbstläufer.“
Die acht wilden und stürmischen Jugendkicker hatten nie den Kontakt zueinander verloren, trafen sich immer wieder mal zu einem Stammtisch. An einem legendären Abend vor 20 Jahren entstand spontan die Idee, maskiert durchs Dorf zu ziehen. Vom Kassettenrekorder dröhnten ACDC- und Tote-Hosen-Songs: „Die Leute in der Hauptstraße haben erstaunt die Fenster aufgemacht.“
Schon im nächsten Jahr war der Wander- und Anglerverein mit von der Partie. Auch der Musikverein Gräfendorf ließ sich nicht lange bitten. Inzwischen ist das ganze Dorf auf den Beinen und die Nachbargemeinden bringen sich ein. „Ohne die Mitverantwortung und Hilfe der Gemeinde und der Feuerwehr wäre der Faschingszug gar nicht mehr zu realisieren“, sagt das Organisationsteam. Denn Versicherungen müssen abgeschlossen werden und die Verkehrssicherheit muss gewährleistet sein.
„Tradition hat bei uns der Bau eines Themenwagens“, sagt Joachim G. Das Motto ist immer ein gut gehütetes Geheimnis. Heimlich spitzen jedoch die alten Gräfendorfer immer mal ins Feuerwehrhaus, um einen Blick zu erhaschen, und es gibt jährlich gut unterrichtete Kreise. 1996 karikierten sie den Neubau der Abwasseranlage und liefen in Sträflingskleidung auf. „Einfach umwerfend“ war das Motto vom Elchtest: Auf einem Anhänger war ein umgekipptes Auto aus Karton drapiert. Als Waldgeister, Drachen oder Kannibalen waren sie schon unterwegs und vergangenes Jahr als „Münchner im Himmel“.
Mit von der Partie sind immer die Frauen der einstigen Jugendmannschaft: Sie denken sich die fantasievollen Kostüme aus, schneidern und nähen alles selbst. Auch der Nachwuchs des „Wilden Haufens“ wird integriert und liebt das Faschingstreiben.
Ein Teil des Erlöses wird alljährlich gespendet: „Das Klettergerüst auf dem Schulgelände haben wir finanziert, Noten für den Kinderchor angeschafft, die Kinderkrippe und Schule bei der Ausstattung unterstützt“, sagt Jan O. Was als Gag begann, hat sich zu einem erfolgreichen Gesellschaftsereignis entwickelt, was das Organisationsteam jedes Jahr auf Neue animiert, weiterzumachen.
Textzusammenstellung: Johannes Sitter, Gräfendorf