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Mitteilungsblatt der VG Gemünden a Main
Ausgabe 7/2023
Amtliche Bekanntmachungen
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Aus dem Archiv von Gräfendorf

Geschichten und Geschichte

Glänzende karnevalistische Sitzung in „Bad Grafenstein“

So titelte die Main-Post 1951 über die Gräfendorfer närrische Zeit. 1948, drei Jahr nach Kriegsende hoben Otto Aul und der Ankerwirt Sepp Harth den Fasching aus der Taufe. Max Aul (1898-1974), ein bekannter Kunstmaler, Bruder des Gräfendorfer Posthalters Max Aul und Onkel von Armin, Werner und Hans. Er glänzte als Organisator, Sitzungspräsident, damals genannt Kanzler Otto von Pinkelstiel und Büttenredner. 1951 durchtanzten er und seine Frau Hanna als Prinz Otto I. von Aularien und Prinzessin Hanna von Schienesien sieben närrische Sitzungen. Dazu kamen noch Auftritte bei Freunden der Fasnacht in Hammelburg und Gemünden sowie bei Umzügen und beim Kindermaskenfest. Die närrischen Faschingssitzungen umrahmte die „flott spielende Bad Grafensteiner Blaskapelle unter der Stabführung von Otto Reusch.“

Die 1950 von ihm geschriebene Auftrittsrede der Prinzessin Elisabeth Hauter vom Eidenbacher Hof wird hier auszugsweise wiedergegeben.

Im Laufe von einem langen Jahr,

kommt mancher mit seinen Klagen,

wir helfen und raten das ist doch klar,

besonders in diesen schweren Tagen.

Da ist ad 1, das Wirtschaftsgeld

meistens zu knapp bemessen

doch Schweinekotelett, Speck und Ei,

wollen jeden Tag sie essen.

Brauchen die Frauen mal ein neues Kleid

wird die Visage bitter,

und flehen sie um einen neuen Hut,

dann gibt es ein Gewitter.

Beim Tanzen ach ihr glaubt es kaum,

man kann es kaum ermessen,

da gelten nur die anderen Frauen,

die eigenen sind dann vergessen.

Beim Rauchen und dann auch beim Skat,

da finden sie kein Ende,

doch sprechen wir mal von Schoklad,

dann ringen sie die Hände.

Das Saufen ist auch so’ne Art,

da geht es bis zum Morgen,

der Sepp der lacht sich in den Bart,

auch wenn sie bei ihm borgen.

Und abends, wenn sie liegt im Nest

Und leise kommt ein Sehnen,

dann schlummert längst der Liebste fest,

und schnarcht in tiefsten Tönen.

Wie wär es denn, wenn man endlich einmal,

eine Frau regieren liess,

sie würde gewiss viel friedliebender sein,

und die Erde wäre wieder ein Paradies.

Jetzt habe ich genug erzählt

Ihr Männer gelobt Besserung,

doppeltes Wirtschaftsgeld am Ersten aufgezählt

dann ist der Haushaltsplan gleich tipp topp in Schwung.

Das Archivteam sagt der Windheimer Familie Aul herzlichen Dank für das wunderbare Geschenk. Die gesammelten und aufgezeichneten Unterlagen von Otto und Hanna, genannt Hansi Aul, Fasching in Gräfendorf von 1948 bis 1964, sind ein Schatz in unserem Archiv.