Titel Logo
Germaringer Gemeindeblatt
Ausgabe 10/2023
Kurz informiert
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Das Kriegsende in Germaringen am 27. April 1945…

Das Kriegsende in Germaringen am 27. April 1945 …

FORTSETZUNG ...

So dämmerte der Freitag, 27. April 1945 heran, ein sommerlicher Frühlingstag. Beim Milchfahren in der Früh wurde allgemein besprochen, ob man eine weiße Fahne vom Turm der St. Wendelinskirche hissen solle. Die Bewohner fürchteten sich vor den harten Durchhaltebefehlen, die in zahlreichen Orten kurz vor dem Einrücken der Besatzungstruppen noch vielen Unschuldigen das Leben kostete.

Aus Richtung Mindelheim waren schon vereinzelt Schüsse zu hören. Plötzlich verbreitete sich das Gerücht, die SS komme. Alle Fahnen wurden sofort wieder hereingenommen. Durch das Dorf raste ein LKW der deutschen Wehrmacht mit einigen Soldaten der Luftwaffe. Die alte B12 nach Kaufbeuren war durch einige Panzersperren unpassierbar gemacht worden. Der Fluchtweg führte folglich nur noch durch die Dorfstraße von Obergermaringen Richtung Dösingen.

Bis Mittag war noch keine Besetzung erfolgt. Einige Bewohner des oberen Dorfes, „Tirol“ genannt, waren auf „Götzes Berg“ gegangen, um das Anrücken der Amerikaner auf der B12 aus Richtung Ketterschwang zu beobachten. Panzer und Lastwagen mit Infanteristen näherten sich Untergermaringen. Voran fuhr ein Panzerspähwagen, dann kam der Kommandeur und im dritten Wagen war ein Hauptmann. Doch kurz vor der Kreuzung in Untergermaringen war plötzlich eine weiße Fahne weg. Der Hauptmann gab gleich Feuerbefehl, etwa 10 Schuss. Sofort stand ein Bauernhof in Flammen. Nun eilten auch die mutigsten Bewohner in die Keller. Die Panzerwagen fuhren nicht wie erwartet nach Obergermaringen weiter, sondern wendeten in Richtung Osten nach Westendorf. Schnell wurde auch eine weiße Fahne vom Turm der Michaelskirche gehängt.

So gegen 14.30 Uhr kam erneut eine Kolonne aus Richtung Ketterschwang. Drei Jeeps davon fuhren in Obergermaringen ein und hielten vor dem Haus des Bürgermeisters. Der Gemeindediener rief mit einer Glocke alle Haushaltsvorstände herbei. Es erging folgender Aufruf: „Alle Bewohner haben sich vor dem Bürgermeisteramt einzufinden.“

Hier wurden dann die Militärbesatzungsbestimmungen ausgegeben:

  • Sämtliche Waffen und Munition sind sofort beim Bürgermeister abzuliefern!
  • Jeder hat Ausgehverbot von 19 bis 6 Uhr!
  • Zwei Bürger werden als Ordnungshüter bestellt.

In der Zwischenzeit rückten weiter US-Soldaten nach. Diese befahlen die Räumung einiger Häuser und Höfe am östlichen Dorfrand (heutige Pfarrgasse und Westendorfer Straße).

Für ca. 200 amerikanische Soldaten mussten Unterkünfte bereitgestellt werden. Die Hausbesitzer hatten sofort ihre Häuser zu verlassen und in Scheunen zu übernachten. Die Bäuerin Krescentia Seitz, deren Familie auch von der Ausquartierung betroffen war, suchte den Kontakt zu den Soldaten. Sie ließ einen „Hafen“ mit Milch in der Küche stehen, anderntags war dieser entleert und es lag Schokolade darin. Bis zum September 1945 waren die Amerikaner von den Koch- und Backkünsten der Bäuerin sehr angetan. Im Schulgarten (die Wiese zwischen dem Lehrerhaus und dem Lebensmittelgeschäft Mayrhofer) haben die Panzer Aufstellung genommen. Ein großes Versorgungszelt wurde aufgestellt. Im Gasthaus Bader (heutige Wendelwirt) war die Hauptwache stationiert, etwa 14 Soldaten. Die Kriegsgefangenen und Ausländer gaben den amerikanischen Offizieren Auskünfte übe das Verhalten der Einwohner.

Große Erregung im Ort kam auf, als die Amerikaner die abgelieferten Waffen an die nun freien Ausländer verteilten. Die serbischen Kriegsgefangenen, zu denen das Verhältnis immer gut gewesen war, beschützten die Bewohner in den folgenden Tagen vor Plünderungen der in Steinholz und Riederloh untergebrachten Zwangsverschleppten.

Fortsetzung folgt ...