Die Dorfgemeinschaft Ketterschwang beim Bau der Wasserleitung im Jahr 1896.
Zum Bau eines Wasserleitungsnetzes für Nutz- und Feuerwasser fasst der Gemeindeausschuss am 26.05.1896 mit 6:2 Stimmen vorbehaltlich der Genehmigung der Gesamtgemeinde einen Beschluss: „Von der Frühmessbenefiziumsstiftung Jengen erwirbt die Gemeinde die in der Gemarkung Untergermaringen gelegene Quelle“
Die Fa. L. Th. Meyer und Co. in München veranschlagt die Gesamtkosten einschließlich eines 5%-igen Reservekapitals auf 20.000 Mark. Die Hausanschlüsse hat jeder selbst zu tragen. Bei der Distriktssparkasse Kaufbeuren wird ein Darlehen mit 20.000 Mark bei einer Laufzeit von 40 Jahren und einer Verzinsung von 3 ¾ % aufgenommen. Das königliche Staatsministerium des Innern wird ersucht, einen entsprechenden Zuschuss zu leisten. Die Zins- und Tilgungsleistungen sind aus den Erträgnissen des Lokalmalz- und Bieraufschlages vorzunehmen sowie aus dem Erlös des Windfallholzes. Soweit dies nicht ausreicht, so in § 7 der Satzung, sind von den Wassergästen (Wasserabnehmer) Gebühren zu verlangen: ½ nach dem Steuerfuß und ½ nach der Personen- und Viehzahl. Dieser § 7 fand jedoch in der anschließenden Gemeindeversammlung, an der von 52 stimmberechtigten Bürgern 35 teilnahmen, mit 43:43 Stimmen keine Mehrheit und wurde abgelehnt. Die Bürger hatten unterschiedliche Stimmrechte, die Söldner jeweils 1 und die Bauern bis zu 9 Stimmen. § 7 wurde dahingehend abgeändert, dass die Berechnung zur Gänze über den Steuerfuß erfolgen soll, was zu einer einstimmigen Annahme führte.
Die Gemeinde Ketterschwang erwirbt von Joseph und Josepha Fichtl und Gordian Moser aus Untergermaringen 2 Grundstücke zur Fassung von 2 Quellen und zur Anlegung einer Brunnenstube. 1903 nimmt die Gemeinde Ketterschwang ein weiteres Darlehen von 5.000 Mark auf.
1912 ist die Erweiterung und Renovierung der Wasserleitung in Schwäbishofen erforderlich. Zum Wasserwart wird 1922 Sebastian Barnsteiner ernannt. Zur besseren Versorgung der Molkerei wird 1926 für 1.300 Mark eine Pumpe angeschafft.
Im Jahr 1927 wird ein größerer Wassermangel festgestellt. Die eingebauten Wasserzähler werden von den Gemeinderatsmitgliedern Johann Miller und Josef Hartung abgelesen.
Die Gemeinde erwirbt im Jahr 1930 von Bürgermeister Fidel Lang aus Untergermaringen eine Quelle für 2.070 Mark am Georgiberg. 1934 wird der Wasserzins auf 5 Pfennig/cbm, mindestens 50 Pfennig je Abnehmer festgesetzt.
1954 wird für Schwäbishofen ein Zweckverband mit Gutenberg und Westendorf gegründet. Auf dem Grundstück von Alfred Kreuzer wird 1959 ein Löschwasserbassin errichtet und der Wasserpreis auf 15 Pfennig/cbm. festgelegt.
Die Fa. Joanni aus Augsburg bohrt 1962 einen Tiefbrunnen im Gemeindewald. Nachdem dieser nur eine geringe Menge zu Tage fördert, wird 1963 auf dem Grundstück von Josef Bronner ein Brunnen gebaut, der 12L in der Sekunde fördert. Der Bau der Hauptleitung mit maschineller Einrichtung schließt sich an. 1964 erreicht der Wasserpreis 25 Pfennig/cbm. Nachdem 1970 alle Sanierungsarbeiten in Ketterschwang durchgeführt wurden und die letzten Wasseruntersuchungen einwandfrei waren, lehnt der Gemeinderat einen Anschluss an die Gennach-Hühnerbachgruppe ab. Schwäbishofen wird Mitglied in diesem Zweckverband.
In der Kreisstraße OAL 15 wird 1976 eine 80mm Leitung und in der Gartenstraße eine 100 mm Kunststoffleitung verlegt. 1995/96 errichtet die Gemeinde Germaringen ein neues Ortsnetz mit einer Hauptleitung nach Gutenberg für 2,2 Mill. DM und übergibt die Anlage an den Zweckverband zur Wasserversorung der Gennach-Hühnerbachgruppe.
Die Verbundenheit von Lehrer Reinhart Graf mit Ketterschwang
Reinhart Graf war mit zwölf Jahren ins Dorf gekommen, nachdem sich seine Mutter von Börlas im Oberallgäu hierher versetzen ließ.
1947 kehrte er aus englischer Kriegsgefangenschaft zurück und wurde, in einem „Abiturientenlehrgang“, Volksschullehrer. Nun beschloss „das Dorf“, ihn nicht mehr mit Reinhart, sondern mit „Herr Lehrer“ anzusprechen. „Die Kunst“ war sein Hobby. Er fertigte Zeichnungen für die Heimatzeitung, Portraits von Dorfleuten wie „Der alte Wanger“, „Der alte Schmied“, „Nachbar Hartung“ oder „Bauer Wintergerst“ und er beschrieb Schützenscheiben.
Er liebäugelte, das künstlerische Schaffen zum Beruf zu machen und ließ sich vom Schuldienst entlassen, um die „Hochschule für Gestaltung“ in Ulm besuchen zu können. Während dieser Zeit schuf er auf Anregung des damaligen Schulrats Ludwig Reinhard vier Bilder als Wandschmuck für die Schulküche des Schulhausneubaus, die heute im Ketterschwanger Hof hängen.
Zufällig lernte er das Unterrichten gehörloser Kinder kennen. Diese Aufgabe reizte ihn und so ließ er sich zum Taubstummenlehrer ausbilden und wirkte als Lehrer an der damaligen Bayerischen Landestaubstummenanstalt in München. Gleichzeitig studierte er an der Ludwig-Maximilians-Universität Pädagogik und Psychologie. Mit der Dissertation „Der Gehörlose“ und die „Erwachsenenbildung“ promovierte er zum Dr. phil. und nahm die Stelle eines Wissenschaftlichen Assistenten an der Abteilung für Heilpädagogik der Pädagogischen Hochschule Rheinland in Köln an. 1970 begann seine Lehrtätigkeit bei der Ausbildung von Lehrkräften für Gehörlosen-, Schwerhörigen- und Sprachbehinderten-Schulen an der Universität München, die er 1988 als Akademischer Direktor beendete und nach Loppenhausen zog, wo seine Eltern begraben sind und er Verwandte hat.
Mit Ketterschwang blieb er stets verbunden, pflegte Freundschaften mit Alterskameraden und ehemaligen Schulkindern, schrieb die Chronik für den Veteranenverein, dessen Mitglied er war und die Chronik für die Musikkapelle, zu deren großen Förderern er zählte.
Aktuell findet auch in der Schule in Loppenhausen eine Ausstellung zum 100. Geburtstag von Reinhart Graf statt (Termin: 16.11.2025 von 11 Uhr bis 17 Uhr)