Der Gebietsbetreuer Chiemsee Dirk Alfermann weihte seine Zuhörer bei seiner naturkundlichen Wanderung zur Irisblüte im Grabenstätter Moos in die bunte Pflanzen- und Tierwelt der Streuwiesen ein und lüftete dabei auch das ein oder andere Geheimnis der Natur.
In ein blaues Blütenmeer hat die Sibirische Schwertlilie (Iris) heuer wieder das Grabenstätter Moos verwandelt. Viele Einheimische und Urlauber konnten es in den vergangenen Wochen vom Chiemsee-Radweg aus genießen. Gut besucht war dort unlängst auch die Wanderung zur Irisblüte mit dem Gebietsbetreuer Chiemsee Dirk Alfermann. Bevor man tiefer in die facettenreiche Flora und Fauna eintauchte, erklärte der studierte Biologe, dass man noch vor rund 120 Jahren im Bereich des Wirtshauses „zur Hirschauer Bucht“ tief im Wasser gestanden wäre und der Chiemsee in früheren Jahrhunderten sogar bis an den Ortsrand von Grabenstätt gereicht habe, das einst ein großes Fischerdorf gewesen sei. Nach der Tieferlegung des Seewasserspiegels ist dann die Kulturlandschaft mit den sauren, artenreichen Streuwiesen entstanden, ohne deren Pflege (Mahd) viele Pflanzen und Tiere ihren Lebensraum verlieren würden, so Alfermann. Anschließend wanderte man entlang des „Runst-Grabens“ gegen Süden und entdeckte unter anderem das fleischfarbene und das gefleckte Knabenkraut. Sie gehören zu den 15, teilweise sehr seltenen Orchideenarten, die in den Streuwiesen rings um den Chiemsee wachsen. Neben der blauen Iris erspähte man den Klappertopf, der früher von den Landwirten auch als „Milchdieb“ bezeichnet wurde, da er anderen Pflanzen die Nährstoffe raubt. Beim Betrachten des Großen Wiesenknopfes erzählte Alfermann die faszinierende und gleichsam skurril anmutende Lebensgeschichte des dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings. Dieser schafft es, seine Feinde, die Ameisen, mit Tricks dazu zu bringen, ihn als Raupe vom Wiesenknopf in ihren Ameisenbau zu schleppen und sich von diesen monatelang versorgen und beschützen zu lassen. Nach dem Schlüpfen aus der Puppe müssten die Falter den Ameisenbau aber möglichst schnell verlassen, denn dann fliege ihre Tarnung auf und sie könnten zur Beute der Ameisen werden, so der Biologe. Entdeckt wurden auch die wertvolle Heilpflanze Mädesüß, die Sumpfplatterbse, Beinwell, Gilbweiderich und wilder Hopfen. Ins Auge stießen die Gespinstmotten, die am Wegesrand ganze Büsche eingesponnen hatten, und die ebenfalls wenig einladende Schaumzikade. Schilfrohrsänger und Kuckuck machten derweil mit ihren typischen Rufen auf sich aufmerksam. Zum Liebling avisierte eine süße kleine Erdkröte.