Nachdem die Veranstaltungsreihe „Bald hinum – bald herum“ im Vorjahr in Österreich Station machte, war sie heuer wieder im Chiemgau, genauer gesagt in Grabenstätt zu Gast. Die hiesigen Mundartautoren Siegi Götze (links), Gustl Lex (Mitte) und Josef Wittmann (Zweiter von rechts) sowie ihre Salzburger Kollegen Max Faistauer (Dritter von links), Gerlinde Allmayer (Dritte von rechts), Gundi Egger (rechts) und Maria Junger (Zweite von links) beglückten ihre Zuhörer mit unterhaltsamen Geschichten aus dem Leben. Für die passenden Klänge und Melodien sorgten die Musiker Annamirl Schmid und Norbert Hierl.
Mundartdichter aus Bayern und Salzburg begeistern in Grabenstätt
Unter dem Titel „Bald hinum – bald herum“ stand das traditionsreiche Treffen von bekannten Mundartdichtern aus dem Chiemgau und dem Salzburger Land, das im jährlichen Wechsel heuer wieder auf bayerischem Boden stattfand. Organisator Gustl Lex, seine hiesigen Kollegen Siegi Götze und Josef Wittmann sowie die Salzburger Mundartautoren Max Faistauer, Gerlinde Allmayer, Gundi Egger und Maria Junger begeisterten die vielen Besucher in der Grabenstätter Schlossökonomie abwechselnd mit unterhaltsamen Geschichten und Gedichten zum Nachdenken und Schmunzeln und zeigten eindrucksvoll, warum sie seit Langem zur Crème de la Crème ihrer Zunft gehören und weithin bekannt sind. Eine lange Tradition hat auch die Veranstaltung selbst vorzuweisen. 1999 wurde sie als besondere grenzübergreifende Veranstaltungsreihe von der Facharbeitsgruppe Kultur der EUREGIO Salzburg-Berchtesgadener Land-Traunstein und dem Verein für Bayerische Sprache und Mundarten Chiemgau-Inn ins Leben gerufen, um Mundartschaffenden aus Salzburg und Oberbayern die Möglichkeit zum gegenseitigen Kennenlernen und zur öffentlichen Lesung zu geben. Schnell wurde sie zu einer Erfolgsgeschichte, die von Jahr zu Jahr weitergeschrieben wird. Veranstalter sind unter dem Dach der Euregio bis heute der Verein Bairische Sprache und Mundarten Chiemgau-Inn und das Salzburger Bildungswerk. Jedes Jahr treffe man sich „mal ent und mal herent der Salzach“ und erinnere dabei auch an die Jahrhunderte langen wechselvollen Beziehungen zwischen dem Boarischen und dem Salzburgerischen, so Lex. Ihm zufolge sei die damalige Grafschaft Grabenstätt 959 von Kaiser Otto dem Großen nach Salzburg verschenkt worden. „316 Jahr war net grad Grabenstätt, sondern der gesamte Chiemgau salzburgisch erst im Jahr 1275 san ma mit de Erhardinger Verträge wieder boarisch worn, aber net oberboarisch, sondern niederboarisch“, verblüffte der Grabenstätter Ortsheimatpfleger und Kenner seiner Heimat. Kirchlich habe man sogar bis 1817 zu Salzburg gehört. Und diese besondere Nachbarschaft sei dann im Mai 1995 – also vor 30 Jahren – mit der Gründung der EUREGIO zur Förderung von Wirtschaft und Kultur neu belebt worden. Man sei sehr stolz darauf, diese Veranstaltung seit über 25 Jahren zu haben, lobte der neue Euregio-Präsident und Berchtesgadener Landrat Bernhard Kern. Ein Sonderlob verteilte er an den Grand Seigneur der Salzburger Mundartdichter Max Faistauer aus St. Martin bei Lofer, ohne den es „Bald hinum – bald herum“ so nicht geben würde. Mit dem Chiemgauer Siegi Götze hat dieser die Veranstaltungsreihe einst aus der Taufe gehoben. Bürgermeister Gerhard Wirnshofer freute sich, dass die Veranstaltung heuer wieder in Grabenstätt zu Gast sei. Das erfolgreiche grenzüberschreitende Zusammenarbeiten und den gelebten Zusammenhalt könne man sich auch in anderen Bereichen als Beispiel nehmen, meinte er. Für die klangvolle musikalische Umrahmung sorgten Annamirl Schmid (Harfe) und Norbert Hierl (Ziach und Basstrompete).
Wie Mundartdichter Gustl Lex bei der Vorstellung seiner Kollegen verriet, habe sich der früherer Loferer Hauptschul-Direktor Max Faistauer (90), der seit 70 Jahren im Salzburger Bildungswerk engagiert ist und den Arbeitskreis für regionale Sprache und Literatur mit gegründet hat, in zahlreichen Büchern und mit Rundfunksendungen verewigt und viele Preise und Auszeichnungen für sein Lebenswerk erhalten, darunter 2018 den Amtstitel „Professor“ durch den Österreichischen Bundesbildungsminister. „Bikest Du a Mountain?“ oder „Ich glide gern para“, hieß es in einem seiner verlesenen Werke, mit dem er spaßig zum Ausdruck brachte, dass es nicht immer so einfach ist, mit den englischen Ausdrücken im Deutschen. „Der Max war a als Dozent mit der Gerlinde Allmayer bei uns in Grabnstätt bei der boarischen Schreibstubn“, erinnerte Lex an die langjährige Verbundenheit und Freundschaft. Zum Inventar von „Bald hinum – bald herum“ gehört auch der Marquartsteiner Siegi Götze, der laut Lex schon als Jugendlicher Musik gemacht und Theater gespielt habe, und somit früh mit bairischer Volkskultur und Brauchtum in Berührung kam. „Heut is er oaner von de renommiertesten Brauchtumskenner von Oberbayern“, würdigte Lex dessen Jahrzehnte langes Tun und Wirken, zu dem Vorträge, Moderationen und Radiosendungen gehören. Auf das Betreiben von Max Faistauer und Gerlinde Allmayer habe Götze dann einst auch zum Schreiben angefangen, was sich als Glücksfall erwiesen habe, so Lex. Götze lieferte vor Ort gleich einen Beweis, bei dem er die so hochgelobten Errungenschaften von Handy, Internet und Social Media humoristisch-satirisch aufs Korn nahm. Ihre Zuhörer beglückte auch die Pinzgauerin Autorin Gerlinde Allmayer, Leiterin von Schreibwerkstätten und des Arbeitskreises Regionale Sprache und Literatur im Salzburger Bildungswerk und Vizepräsidentin des Internationalen Dialektinstituts. Schon als Ortsbäuern in Niedernsill im Pinzgau hat Maria Junger einst damit angefangen, ihre Gedanken aufzuschreiben und diese Leidenschaft lässt sie auch im Unruhestand nicht los. Sie lädt zu Schreibwerkstätten ein und veröffentlicht fleißig. Das macht auch ihre Pinzgauer Kollegin Gundi Egger, die schon seit zirka 30 Jahren literarisch schreibt, davon seit rund 20 Jahren auch im Dialekt. Wie Junger ist sie in der Schreibgruppe WmW und beim Internationalen Dialektinstitut aktiv. Und dann natürlich Gustl Lex selbst: Er ist 2. Vorsitzender des Vereins für bairische Sprache und Mundarten Chiemgau-Inn und als Mundartautor ein häufiger Gast bei Volkmusik- und Brauchtums-Veranstaltungen, die er mit seinen bairischen Texten bereichert. Auch als Vortragsredner tritt der Grabenstätter Ortsheimatpfleger in Erscheinung. Zudem ist der Männerchorvorstand Liedtext-Verfasser der Maximilians Messe, eines Weihnachtsoratoriums und zweier Librettos für boarische Opern. Für seine vielen ehrenamtlichen Verdienste wurde ihm 2020 die gemeindliche Bürgermedaille verliehen. 2024 erhielt er die oberbayerische Bezirksmedaille. Nach einer Vielzahl von philosophischen Gedanken, tiefgründigen und lustigen Geschichten und Gedichten sowie feinen Klängen dankte Lex allen, die den Mundart-Abend zu einem Erlebnis gemacht hatten. Die begeisterten Besucher spendeten gerne.
Bericht und Bild vom örtlichen Presseberichterstatter Markus Müller.