Der Gesamtvorstand des Ökomodells Achental e.V. hat im Januar 2023 beschlossen, dass für das gesamte Achental ein Carsharing-Konzept ausarbeitet werden soll. Zuvor wurde im Rahmen der ILEK-Erstellung eine große Online-Umfrage bei der Bevölkerung durchgeführt. Dem Thema wurde dabei ein sehr hoher Stellenwert beigemessen.
Gute Gründe für ein Carsharing sind beispielsweise, dass Bürger ohne Fahrzeug oder Haushalte ohne Zweitwagen einen Zugang zu preisgünstiger Individualmobilität erhalten. Das Angebot ist für Einheimische gleichermaßen nutzbar wie für Gäste und Touristen, wobei diese durch ein Carsharing-Angebot vor Ort öfter bereit sind, mit Bus und Bahn anstelle des eigenen Fahrzeuges anzureisen. Die Kunden erwarten ein leicht zugängliches, sauberes Fahrzeug und die Möglichkeit einer flexiblen und einfachen Nutzung.
Die Geschäftsstelle des Ökomodell Achental e.V. hat in den letzten Monaten die Erwartungen an ein erfolgreiches Carsharing im Achental definiert, externe Beratungsgespräche dazu geführt und Anbieter geprüft. Das Ökomodell würde die Gemeinden bei der Vermarktung, Umsetzung und Etablierung des Carsharings unterstützen. Unter Fachkreisen hat sich die Überall GmbH aus Prien als erfahrenes Unternehmen herauskristallisiert. Die Firma hat sich bereits bei anderen Carsharing-Angeboten im ländlichen Raum bewährt.
Das Thema wurde bereits in der vorletzten Gemeinderatssitzung von Herrn Christoph Bauhofer (Geschäftsführer des Ökomodell Achental e.V.) zusammen mit anderen Optionen einer kommunalen Zusammenarbeit vorgestellt. Einige praktische Fragen zum Carsharing blieben allerdings noch offen. Zu diesem Zweck wurden nun Herr Frank Brillert und Herr Matthias Trenkler von der Überall GmbH eingeladen, welche den Räten Rede und Antwort standen.
Die beiden Geschäftsführer der Überall GmbH erklärten, welches Konzept und welche Umsetzungsformen sich für die Gemeinde eignen würden. Die Überall GmbH biete ein standortbezogenes Carsharing-Konzept an, so Matthias Trenkler. Fahrzeuge müssten also immer an einen festen Standort zurückgestellt werden.
Mit der Vision „nachhaltige Mobilität kostengünstig erlebbar zu machen“, haben sich bereits einige der umliegende Gemeinden für eine Zusammenarbeit der Überall GmbH entschieden. Menschen, die im Alltag verstärkt ihr Fahrrad, die Bahn oder den Bus benutzen, nutzen der Statistik nach auch die Angebote des Carsharing am häufigsten. Außerdem wird der ländliche Raum für Gäste, die per Bahn oder Bus anreisen, klimaschonend erlebbar. Mit dem E-Car-Sharing-Projekt wirbt man für eine nachhaltige Mobilität, die für den Nutzer fair bezahlbar bleibt. Es spricht Jung und Alt gleichermaßen an. In Kooperation mit der Gemeinde könnte ein vorhandenes Fahrzeuge entsprechend aufgerüstet werden. Der Buchungsprozess und das Öffnen des Fahrzeugs erfolge über das Smartphone.
Matthias Trenkler zeigt sich optimistisch, dass ein solches Angebot auch in Grabenstätt gut genutzt werden würde und zur Stärkung einer nachhaltigen Mobilität beitragen kann. Die Bevölkerungsdichte, bezogen auf den Ort Grabenstätt, sei groß genug. Der Erste Bürgermeister unterstrich, dass bereits einige Interessenbekundungen bei der Gemeindeverwaltung eingegangen seien. Potenzial wäre in Grabenstätt jedenfalls vorhanden, ein adäquater zentraler Stellplatz ebenso und auch hinsichtlich des Fahrzeugs gäbe es bereits Lösungsansätze, so der Vorsitzende. Laut Trenker sollte wenn möglich kein neues Fahrzeug beschafft werden, sondern vom ökologischen Gedanken her auf ein Bestandsfahrzeug zurückgegriffen werden. Es müsse auch nicht zwingend eine E-Fahrzeug sein. Attraktiv werde Carsharing durch eine unkomplizierte Buchung, einem kurzen Weg zur Carsharing-Station sowie durch eine möglichst einfache Bedienbarkeit des Fahrzeugs.
Die Abwicklung (u.a. Fahrzeug-Service, App-Bereitstellung, Abrechnung) würde über die „Überall GmbH“ erfolgen. Vor der ersten Buchung seien eine Registrierung bzw. das Anlegen eines Benutzerkontos nötig. Anschließend müsse nur noch der Führerschein überprüft werden, so Frank Brillert. Diese Überprüfung habe alle sechs Monate zu erfolgen, gleichgültig, ob das Angebot privat oder gewerblich genutzt werde. Der Aufwand für die Gemeindeverwaltung sei auf ein Minimum reduziert.
Für das Carsharing entstünden nur dann Kosten, wenn das Auto auch tatsächlich genutzt werde. Es gibt also keine Einlage oder monatliche Pauschalgebühr. Eine Stunde koste voraussichtlich 2,50 €, je gefahrener Kilometer werden zusätzlich 0,25 € berechnet. Der Tagestarif beträgt 25 €, der Wochenendtarif 49 €. Den Einnahmen stünden die Kosten für den Betrieb des Fahrzeugs in Höhe von 685 € monatlich gegenüber. Ca. 85% der überschüssigen Einnahmen gehen an die Gemeinde. In der Regel würden etwa 30 regelmäßige Nutzer ausreichen, damit das Carsharing wirtschaftlich betrieben werden könne, so Trenkler.
Für längere Buchungszeiten gebe es Pauschalangebote. Reservierung, Nutzung, Rückgabe und Bezahlung erfolgen über die App, die Abrechnung über die hinterlegte Bankverbindung. Im Falle eines E-Fahrzeugs läge eine Ladekarte bereit, mit der jederzeit und unkompliziert europaweit geladen werden könne. Falls Probleme oder Fragen aufkommen sollten, so steht der Kundenservice 24/7 telefonisch zur Seite.
Auf die Frage aus der Mitte des Gemeinderates, wie es sich mit der Zuverlässigkeit der Nutzer verhalte und wie mit Verspätungen umgegangen werde, erklärte Herr Trenkler, dass in den meisten Fällen immer ein gewisser zeitlicher „Puffer“ mitgebucht werde. Sollte keine Anschlussbuchung vorhanden sein, so könnte über die App auch „ad hoc“ nachgebucht werden. Bei tatsächlichen Verspätungen komme ein zusätzlicher Tarif zur Anwendung. Ähnliches gilt, wenn das Fahrzeug einen geringeren Ladestand als 25 % aufweist und die Rückgabe vom Nutzer trotzdem erzwungen werde. Der folgende Nutzer erhält hierüber jedoch in Echtzeit eine Benachrichtigung. Herr Brillert betonte, dass ihm in den letzten Jahren kaum solche Fälle bekannt geworden seien und sich die Nutzer alle sehr diszipliniert verhalten würden.
Neben Personenwägen könnten auch E-Bikes oder E-Roller in das Konzept aufgenommen werden, so Trenkler. Auch hier würde ein Full-Service angeboten werden. Ein Komplett-Paket inklusive Versicherung, Wartung und Service sowie ein Gruppenzugang könnte durch die Firma Überall GmbH für alle Arten von Fahrzeugen erstellt werden. Herr Brillert ergänzte abschließend, dass die zur Verfügung gestellte App „MOQO“ auch für Carsharing-Fahrzeuge anderer Anbieter verwendet werden könne. Mit den bereitgestellten Informationen habe man nun jedenfalls eine gute Entscheidungsgrundlage, so der Erste Bürgermeister. Der Gemeinderat werde nach der Sommerpause eine abschließende Entscheidung treffen.