Am Tag des offenen Denkmals ließen sich die Besucher vom Grabenstätter Ortsheimatpfleger Gustl Lex in die Geheimnisse der malerischen Johanneskirche einweihen. Sie gehört zu den ältesten Gotteshäusern und frühesten Wahrzeichen christlicher Gemeinschaft im Chiemgau. Ihre romanischen Ursprünge reichen weit über 1000 Jahre zurück.
Im Jahr 1870 feierte man deren 1000-jähriges Bestehen
Am Sonntag, den 10.09.2023, drehte sich in Grabenstätt nicht alles um den großen Herbstmarkt mit Flohmarkt, sondern es wurde auch der Tag des offenen Denkmals begangen. Im Fokus stand dabei die St. Johanneskirche in der Ortsmitte, zu deren facettenreicher Geschichte Ortsheimatpfleger Gustl Lex einiges zu erzählen hatte. Als Taufkapelle erbaut und Johannes dem Täufer geweiht, gehöre sie zu den ältesten Gotteshäusern und frühesten Wahrzeichen christlicher Gemeinschaft im Chiemgau, so Lex. Wechselvolle Schicksale, Umbau und Erweiterungen überstand das bescheidene Gotteshaus, dessen Turm sich Jahrhunderte lang im Chiemsee spiegelte. Das Seewasser reichte nämlich bis Ende des 18. Jahrhunderts bis an die heutige Ortsmitte heran, sodass sich Grabenstätt einst zum größten Fischerdorf am Chiemsee entwickeln konnte. Die vor rund 1150 Jahren erbaute, ursprünglich romanische Johanneskirche entstand in ihrer heutigen Form Mitte des 14. Jahrhunderts. Vielen Generationen diente sie als Pfarrkirche, bis zu Beginn des 15. Jahrhunderts die neue und größere Maximilianskirche diese Aufgabe übernahm, neben der sie fortan als Nebenkirche und Beneficium fungierte und bis heute im Dienst aller Christgläubigen steht. Im 19. Jahrhundert schien innerhalb einer einzigen Generation das Ende des Chiemgauer Kleinods gleich zweimal besiegelt zu sein, da die verheerenden Dorfbrände von 1834 und 1862 nahezu den gesamten Ort, so auch St. Johannes, in Asche legten. „Aber die vielgeprüften Pfarrkinder“, schreibt der Chronist, hätten ihre Johanneskirche „nicht dem Verfall überlassen“. Ganz im Gegenteil: Wiederhergestellt und renoviert, feierte man 1870 ihr 1000-jähriges Bestehen. Von Lex nicht unerwähnt blieben auch die 1967 bei Renovierungsarbeiten unter dem alten Farbanstrich entdeckten Fresken, die das Gotteshaus zu einem kulturhistorisch bedeutsamen Zeitzeugnis des späten Mittelalters machen. Ein sechs Meter hoher Christopherus, der im Chiemsee watet, füllt die zweite Jochwand der Nordseite und zog auch die Teilnehmer der Führungen in seinen Bann. Die folgenden Wandabschnitte beinhalten Bilder der Heiligen und bildhafte Erzählungen aus deren Leben, die der damaligen, meist des Lesens unkundigen Bevölkerung zur Belehrung und Erbauung dienten. Auch die Stifter, die Winkler Hofmarksfamilie Hans und Anna Auer, sieht man mit ihren vier Kindern abgebildet. Hans Auer, dessen Tochter Magdalena Äbtissin des Klosters Frauenchiemsee wurde, starb früh. Seine trauernde Witwe Anna beauftragte den Meister Jeromin Wulfiger aus Burghausen zur Ausmalung der Kirche. Wahrscheinlich sind die zwischen 1470 bis 1480 entstandenen Fresken bei der Renovierung in der Barockzeit um 1660 übertüncht worden. Lex verwies im Beisein von Kreisheimatpfleger Dr. Christian Soika auch auf den alten Römerstein, der über dem Eingangsportal der St. Johanneskirche verbaut ist.
Bericht und Bild vom örtlichen Presseberichterstatter
Markus Müller.