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Grabenstätter Gemeindeanzeiger
Ausgabe 20/2023
Tourist-Information
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Musiksommer-Gastspiel in Grabenstätt mit einer klangvollen Premiere

Seit vielen Jahren kennen und schätzen sich die weithin bekannte Traunsteiner Harfenistin Silke Aichhorn und ihr kongenialer Kollege, der Sänger und Chorleiter André Gold, doch als Duo standen sie bisher noch nie gemeinsam auf der Bühne. Dem diesjährigen Musiksommer zwischen Inn und Salzach ist es zu verdanken, dass dies nun Wirklichkeit wurde. Kein Wunder also, dass das Konzert in der Grabenstätter Schlosshalle restlos ausverkauft war.

Harfenistin Silke Aichhorn und Sänger André Gold begeistern ihr Publikum erstmals als Duo

Mit gut 120 Besuchern war die Schlosshalle zu Recht bis auf den letzten Platz gefüllt

Für einen absoluten Höhepunkt beim diesjährigen Musiksommer zwischen Inn und Salzach sorgten die Traunsteiner Ausnahme-Harfenistin Silke Aichhorn und ihr kongenialer Kollege, der Bariton-Sänger André Gold, in der bis auf den letzten Platz gefüllten Schlosshalle. Mit ihrem unterhaltsamen und klangvollen Programm „Music for a while“ feierten sie ihre Bühnenpremiere als Duo und begeisterten die über 120 Besucher nach allen Regeln der Kunst. „Wir sind sehr stolz, dass wir so eine Veranstaltung bei uns in der Gemeinde haben und heute so viele interessierte Besucher aus nah und fern gekommen sind“, hatte Bürgermeister Gerhard Wirnshofer eingangs die erwartungsfrohen Gäste begrüßt, darunter mit Thomas Hartmann auch einen der drei künstlerischen Leiter des Musiksommers, dessen Geschäftsführer Stephan Hüfner und die Vorstandsmitglieder Dr. Helmut Wittmann und Christian Kegel. Für Wirnshofer war es eine Premiere, denn 2019, als der Musiksommer mit einem umjubelten Harfen-Solokonzert von Silke Aichhorn zuletzt in Grabenstätt zu Gast gewesen war, hatte noch sein Vorgänger Georg Schützinger amtiert. Als Grabenstätt-Konzert-Stammgast gehörte auch der Altbürgermeister und Ehrenbürger zum erlauchten Publikum, das sich von den beiden Protagonisten des Abends musikalisch ins „Elisabethanische Zeitalter“ entführen ließ. Gemeint ist damit die Regierungszeit der berühmten englischen Königin Elisabeth I. von 1558 bis 1603, das sogenannte „Goldene Zeitalter“ der englischen Geschichte, als die königliche Marine ihre Vorherrschaft zur See begründete und in das nicht zuletzt der Höhepunkt der englischen Renaissance und eine Blütezeit der englischen Literatur fallen. Dass in dieser Zeit auf den britischen Inseln auch musikalisch einiges geboten war, bewiesen Gold und Aichhorn eindrucksvoll mit Solo-Werken renommierter englischer Harfenisten und Komponisten, auch wenn – wie es damals üblich war – eine ganze Menge Liebeskummer, Trauer und Melancholie dabei waren. So war John Dowland, dem Gold unter anderem mit „Flow my tears“ und „Come again sweet love“ zu feinen Harfenklängen die Ehre erwies, zwar einer der größten Lautenisten seiner Zeit, doch in den Augen der englischen Königin wohl nicht groß genug, denn sein Lebenstraum einmal Hoflautenist zu werden, sollte sich nie erfüllen. Daran habe er Zeit seines Lebens zu knabbern gehabt, meinte Gold, der mit Aichhorn charmant und informativ durchs Programm führte. Auch Dowlands Zeitgenosse Thomas Morley, englischer Komponist, Musikwissenschaftler und Organist, von dem im zweiten Programmteil mehrere Lieder intoniert wurden, hatte die Frauenherzen einst mit seinen Herzschmerz-Liebesliedern zu erobern versucht. Zumindest 421 Jahre nach seinem Ableben ist ihm dies in Grabenstätt gelungen. Viel Applaus erhielt Harfen-Virtuosin Aichhorn auch für ihre Solo-Stücke aus der Feder von Thomas Arne, John Thomas (Watching the wheat) und Turlough O´Carolan (Eleanor Plunkett) sowie für die ebenfalls alleine vorgetragene stimmungsvolle irische Volksweise „Inis Oirr“. Von den großen Komponisten der letzten Jahrhunderte seien die Harfenspieler leider kaum bedacht worden, bedauerte sie, um sogleich eine Lobeshymne auf die rar gesäten Meister der Harfenliteratur anzustimmen. Diese hätten alle entweder selbst Harfe gespielt, seien mit einer Harfenistin verheiratet oder zumindest in eine solche verliebt gewesen, erzählte Aichhorn mit einem Schmunzeln. Einmal mehr zeigte sie eindrucksvoll, warum sie eine der vielseitigsten und gefragtesten Harfenistinnen der Gegenwart ist. Mit ihren 30 CD-Einspielungen und zwei Büchern hat sie weltweit ein Alleinstellungsmerkmal. Bekannt ist Aichhorn auch dafür, für ihre Konzerte herausragende Partner zu finden, was ihr mit dem Kantor an der Stadtpfarrkirche St. Nikolaus in Neuötting, Leiter vieler bekannter Chöre, Sänger und Pianisten André Gold auch beim Musiksommer-Gastspiel in Grabenstätt gelungen ist. Den wunderschönen Abschluss bildete als Zugabe Johannes Brahms „Wiegenlied“, das die beiden Ausnahmekünstler gemeinsam mit ihrem begeisterten Publikum zum Besten gaben.

Markus Müller