Auch wenn der Regen beim Grabenstätter Herbstmarkt eine Pause eingelegt hatte, mussten sich die Besucher und Fieranten angesichts der kalten Temperaturen dick einmummeln. Aufwärmen konnte man sich indes bei einem Besuch in den gemeindlichen Museen, im Pfarrheim-Marktcafé des Pfarrgemeinderats und in der örtlichen Gastronomie.
Grabenstätt. Pünktlich zum großen Grabenstätter Herbstmarkt hat es am vergangenen Sonntag aufgehört zu regnen. Zwischenzeitlich strahlte sogar die Sonne mit den Besuchern um die Wette. Obwohl sich einige Fieranten und Flohmarktverkäufer offenbar von den kalten Temperaturen abschrecken hatten lassen, herrschte den ganzen Tag über reges Marktreiben. In der Ortsmitte lockte ein breites Warenangebot, das von Wurst, Fleisch, Käse und Antipasti über Küchenutensilien, selbstgenähten Stirnbändern, Mützen und Puppengewändern bis hin zu Süßigkeiten, Apfelsaft, Kaffeesirup, Gewürzen, Tees, Seifen und Blumen reichte. Sage und schreibe 59 verschiedene Marmeladen standen am Stand von Evi‘s Mogntratzerl zur Auswahl. Evi und ihre im Rollstuhl sitzende Tochter Miriam verkauften auch ihren selbstgemachten regionalen Senf, den die Besucher vor Ort kosten durften. Hoch im Kurs standen zudem die bunten Macarons von Christina Ostrowitzki aus Bergen, die mit ihrem Tortenmobil eine gelungene Herbstmarkt-Premiere feierte. Als angehende Konditorin wolle sie ihr Hobby bald ganz zum Beruf machen, erzählte sie. Besonders große Menschentrauben bildeten sich am Glückshafen-Losestand des Traunsteiner BRK-Kreisverbandes, wo tolle Preise lockten. Mit dem Torwandschießen des TSV Grabenstätt im Schlosspark, dem Holzklötze-Bauen in der Schlosshalle und dem Karussell-Fahren am Marktplatz war auch für die jüngsten Besucher einiges geboten, auch wenn das ursprünglich geplante Kinderprogramm etwas abgespeckt worden war. Im Schlossökonomiesaal konnten die Kinder zudem mit „Römer“ Christian Fellner antiken Schmuck und römische Rundmühlen basteln.
Lohnenswert waren auch Abstecher ins gemeindliche Römermuseum und Chiemgau-Impakt-Museum im Erdgeschoss der Schlossökonomie, wo man spannende Zeitreisen in die Geschichte unternehmen konnte. Albert Multerer, der Vater des Römermuseums, und der zertifizierte Gästeführer der Römerregion Chiemsee Christian Fellner boten Führungen an. „1970 habe ich mit meiner Privatsammlung begonnen und sie dann 2012 an die Gemeinde übergeben“, erinnerte Hobby-Archäologe Multerer im Römermuseum. Dieses sei nicht nur ein Museum, sondern eine Sammlung von antiken Funden zwischen Inn und Salzach. Zu den Museums-Highlights zählen eine Replik des Militärdiploms von Geiselprechting, bei dem es sich um das älteste exakt datierbare Schriftdenkmal Bayerns handelt, ein sehr gut erhaltener römischer Mühlstein aus Gutharting und rekonstruierte Mosaike, die am Boden liegend von den Besuchern bestaunt und sogar betreten werden durften. „Am Standort des einstigen römischen Gutshofs (Villa rustica) von Erlstätt habe ich vor rund 45 Jahren das bisher letzte Mosaik ausgegraben“, so Multerer. Nachdem ihm eine oberirdische Anhäufung von Mosaiksteinen auf die Spur gebracht habe, sei er in nur 20 Zentimetern Tiefe darauf gestoßen.
Für das leibliche Wohl der Besucher war an diversen Verköstigungsständen gesorgt. Der Grabenstätter Schützenverein bewirtete an seinem Brotzeitstand an der Hauptstraße und der Pfarrgemeinderat in seinem Marktcafé im neuen Pfarrheim. „Wir hatten heute fast 60 selbstgebackene Kuchen im Angebot und es war durchgehend was los“, freute sich Pfarrgemeinderatsvorsitzende Aurelia Böttcher. Eine kurzfristige wetterbedingte Absage des Herbstmarktes sei kein Thema gewesen, denn „die Leute müssen sich darauf verlassen können, dass die Märkte stattfinden, sonst kommen sie nicht mehr“, meinte Bürgermeister Gerhard Wirnshofer, während er mit seiner Ehefrau über den Markt schlenderte. Auch einige Grabenstätter Feuerwehrler taten dies nach ersten Hochwassereinsätzen am Vortag.