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Grabenstätter Gemeindeanzeiger
Ausgabe 20/2024
Tourist-Information
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Heuer letztmals mit dem Fahrrad in die Antike eingetaucht

Als romanisierter Kelte „Bellicus“ nahm der zertifizierte Gästeführer der Römerregion Chiemsee Christian Fellner seine Gäste für heuer ein letztes Mal mit auf eine spannende Fahrrad-Zeitreise in die Antike. Hier befindet man unweit des Standorts der einstigen Villa rustica (römischer Gutshof) von Erlstätt. Am Mittwoch, 25. September bot Fellner zum Saisonausklang noch eine Wanderung an und erzählte dabei aus dem harten Leben seiner Vorfahren, das von Landwirtschaft, Viehzucht und Handwerkskunst geprägt war.

Informative und kurzweilige Schauspielführung mit dem Kelto-Romanen „Bellicus“ alias Christian Fellner

Spannende Zeitreisen in die Antike konnten Einheimische und Urlauber in diesem Sommer mit dem römischen Kelten „Bellicus“ unternehmen und das Ganze sogar wahlweise mit dem Fahrrad oder zu Fuß. Zuletzt war Christian Fellner als zertifizierter Gästeführer der Römerregion Chiemsee letztmals in dieser Saison mit Gästen mit dem Fahrrad unterwegs gewesen. In historischer Gewandung erzählte „Bellicus“ an den Standorten der einstigen römischen Gutshöfe von Holzhausen (Gemeinde Bergen) und Erlstätt (Gemeinde Grabenstätt) aus seinem harten Leben vor rund 2000 Jahren im Chiemgau, das von Ackerbau, Viehzucht und Handwerkskunst geprägt war. An der „Villa rustica“ von Erlstätt, zur Römerzeit der größte und herrschaftlichste Gutshof in der Region, sei er als Schmied beschäftigt gewesen, „quasi als freier Mitarbeiter, nicht als Leibeigener“, so Fellner. Zuvor hatte man an die überdachte Gutshof-Ausgrabungsstätte in Holzhausen besucht, wo Überreste des Hauptgebäudes mit Eckrisaliten und die einstige Fußbodenheizung (Hypokaustum) des östlichen Eckturms bestaunt werden konnten. Auch über Mosaikböden verfügte diese „Villa rustica“ einst. Noch größer und luxuriöser mit Mosaiken, Marmor, Wandmalerei und Warmwasserbecken (Badegebäude) ausgestattet war der römische Gutshof von Erlstätt, der aus mehreren Gebäuden bestand. Der Flurname „Maueräcker“ zeuge davon, dass dort über Jahrhunderte immer wieder antike Mauerreste zu Tage gekommen seien, die „noch bis zirka 1850 knie- beziehungsweise hüfthoch standen“, so Fellner. Diese Ziegelsteine seien von der Bevölkerung als billiges Baumaterial für ihre Bauernhäuser verwendet worden.

Bevor die Teilnehmer in der SK Confiserie & Weinbar „Am Platzl“ in Grabenstätt einkehrten, wo Sebastian Knuppertz ihnen Brot mit Aufstrich nach römischen Originalrezept und Gewürzwein servierte, machte man noch einen Abstecher zur über 1000 Jahre alten Grabenstätter Johanneskirche, wo am rechten Kirchenportal ein römischer Grabstein eingemauert ist. Die auf diesem zu lesende Inschrift besagt, dass der Auftraggeber „Bellicus“ - deswegen nennt sich Römerregion-Gästeführer Fellner so - den Stein zu Lebzeiten für sich, seine verstorbene Ehefrau und seinen Sohn gesetzt hat. Viele römische Weihe-, Grab- und Meilensteine seien als Architekturbauteile in hiesigen Kirchen verbaut worden, so Fellner.

Bericht und Bild vom örtlichen Presseberichterstatter Markus Müller.