Im Rahmen der Marktplatzsanierung musste der Dorfbrunnen abgebaut werden. Hier sieht man Hans Peter Sigl und seinen langjährigen Mitarbeiter Rudi Hofmann beim Wiederaufbau im Jahr 2007 am neuen Standort.
Am 3. November verstarb im Kreise seiner Familie der bekannte und allseits geschätzte Grabenstätter Steinmetz- und Bildhauermeister Hans- Peter Sigl.
1944 in Grabenstätt geboren, wuchs, der im Dorf nur als Peter bekannte Bub, im Haus des Großvaters in der Entermühlstraße auf.
Da sein Vater in russischer Kriegsgefangenschaft verstarb, zog seine Mutter Katharina ihn und seine ältere Schwester allein auf.
Sie versorgte auch ihren Schwiegervater Korbinian, der als Meister ein Steinmetzgeschäft betrieb und dessen Frau 1938 im Mühlbach ertrank.
Korbinian Sigl war auch als Bildhauer sehr begabt. So fertigte er unterm ersten Weltkrieg als Soldat in Frankreich 3 Denkmäler, das Bekannteste, das „Bayerndenkmal“ im elsässischen Ort Ingertsheim, zum Gedenken der dort gefallenen bayerischen Soldaten. Als das kunstvolle Monument, mit der Statue einer lebensgroßen trauernden Frau im Jahr 2016 restauriert wurde, durfte sein Enkel Peter bei einem feierlichen Festakt das Denkmal seines Großvaters enthüllen.
Auch das vom Gilchinger Künstler Jules Werson entworfene und 1921 eingeweihte Grabenstätter Kriegerdenkmal, mit der Figur des hl. Georg, stammt von Korbinian Sigl.
Als dieser 1954 starb, war es für den 10jährigen Peter schlimm da er doch auch Vater für ihn war und ihm gerne beim Grabsteinmachen und Schriftmeißeln zuschaute.
Es verwundert nicht, dass Peter in die Fußstapfen des Großvaters tritt und den Beruf bei der Traunsteiner Steinmetzfirma Weinmann lernt.
Wie sein Opa zeigte er ausgesprochenes Talent, legte 1961seine Gesellenprüfung bravourös ab. Mit seinem künstlerisch gestalteten Kirchenweihwasserkessel, der heute in der Grotte neben dem Leichenhaus hängt, wurde er Jahrgangsbester und bayerischer Landessieger im Steinmetzhandwerk.
Seine Meisterprüfung legte er 1965 in München als jahrgangsjüngster im Steinmetz- und Bildhauerhandwerk ab und meldete noch im selben Jahr seinen Steinmetzbetrieb in Opas alter Werkstatt an.
Als Glücksfall erwies sich, dass die Gemeinde zu der Zeit eine Erneuerung des Dorfbrunnens plante und in Nelly Louise Brandenburg, der Schwester des ehemaligen Schlossherrn von Winkl, eine Geldgeberin fand.
Der junge Handwerksmeister Sigl machte Entwürfe, denn der alte Brunnen entsprach wohl stilmäßig nicht mehr dem Zeitgeist.
Denn dieser Brunnen war ein Geschenk, den der damalige Schlossherr, der niederländische Generalkonsul Hendrik Knottenbelt anlässlich seines 50gsten Geburtstags im Jahr 1923 auf dem Marktplatz errichten ließ.
Peter Sigl bekam den Auftrag und fertigte den modernen Brunnen ohne große Maschinen kunstfertig in alter handwerklicher Tradition.
Am Sonntag, den 23. April 1966 wird er im Beisein der Spenderin, des „Gnädigen Fräuleins“ mit einer feierlichen Zeremonie in der Mitte des Marktplatzes eingeweiht.
Meister Peter Sigl etablierte sich, er errichtete eine neue Werkstatt an der Entermühlstraße. Nach der Heirat vergrößerte er mit seiner Frau Renate, auch durch personelle Aufstockung seinen Natursteinbetrieb, der im ganzen Chiemgau und darüber hinaus Aufträge erhielt.
Spuren seiner Arbeit finden sich in der Pfarrkirche von Grabenstätt, als bei der großen Renovierung Anfang der 1980ger Jahre die neuen Sockelkapitelle, die Altarstufen und das gesamte Kirchenpflaster ausgetauscht wurden.
Beim Umbau des Grabenstätter Schlosses zum Rathaus war er mit der Gestaltung des Südeingangs und anderen Steinmetzarbeiten betraut.
In der Pfarrkirche von Vachendorf schuf er als Wandrelief das Porträt von Papst Pius XII. und auch der Nord-Treppeneingang von Schloss Herrenchiemsee ist sein Werk.
Natürlich zeichnen die vielen, vielen Grabsteine in den Friedhöfen des Chiemgaus nicht nur seine Spuren, sondern tragen im wahrsten Sinne des Wortes seine Handschrift.