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Grabenstätter Gemeindeanzeiger
Ausgabe 26/2024
Nachrichten anderer Stellen und Behörden
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Innovative Bürgerbeteiligung und regionale Stromversorgung: NEA stellt NEA Energy Sharing vor

Die Bürgerenergie-Genossenschaft Neue Energie Achental (NEA) hat im Gasthaus D`Feldwies vor über 150 interessierten Bürgern eine neuartige Form der Bürgerbeteiligung vorgestellt. Diese ist soweit bekannt einmalig in Deutschland. Im Rahmen einer Informationsveranstaltung präsentierte Vorstand Dr. Matthias Fauser das Projekt „Eichfeld“, das die Errichtung einer Agri-PV-Anlage südlich der Bahngleise in Übersee mit einem geschätzten Ertrag von rund 7,5 Millionen kWh pro Jahr vorsieht. Der Bau der Anlage ist für das erste Halbjahr 2025 geplant.

Die NEA hat sich nicht nur vorgenommen, den Klimawandel einzudämmen, sondern auch einen bedeutenden Beitrag zur sicheren Energieversorgung zu leisten und die Wertschöpfung dabei in der Region zu halten. Das neu entwickelte Konzept des „NEA Energy Sharing“ entstand aus den Anfragen zahlreicher Mitglieder, die direkt von der Anlage Strom beziehen möchten. Viele Menschen möchten sich gegen unberechenbare Preisschwankungen absichern und können keine eigene PV-Anlage installieren.

Dr. Fauser erläuterte die Herausforderungen, die sich bei der Stromversorgung aus der Agri-PV-Anlage Eichfeld ergeben:

  1. Zukaufsrisiko: Es ist entscheidend, nur so viel Strom zu vermarkten, wie aus der Anlage bereitgestellt werden kann. Andernfalls müsste Strom für die Energy- Sharing-Teilnehmer zu unvorhersehbaren Preisen zugekauft werden. Die Integration eines Großspeichers ist notwendig, um die Mitgliederversorgung auch zu Zeiten sicherzustellen, in denen die Anlage keinen Strom produziert.
  2. Stromversorger-Status: Nur zugelassene Energieversorger dürfen Strom über das öffentliche Netz an Endverbraucher liefern. Der Weg dorthin ist komplex und kostenintensiv. Daher besteht die Notwendigkeit, mit einem professionellen Partner zusammenzuarbeiten.
  3. Anschaffungskosten für Batteriespeicher: Angesichts der aktuell hohen Kapitalkosten müssen Lösungen gefunden werden, um die Anschaffung zu finanzieren.

Der Vorstand der NEA hat in den letzten Monaten alles in Bewegung gesetzt, um Lösungen für diese Herausforderungen zu finden. Am Ende war klar, dass die NEA den Bürgern des Achentals den Bezug von Strom aus der Agri-PV-Anlage Eichfeld für 20 bis 30 Jahre ermöglichen kann, wenn genügend Mitglieder am Energy-Sharing teilnehmen.

NEA-Energy-Teilnehmer erhalten günstigen Strom aus der Anlage für niedrig verzinste Nachrangdarlehen, die sie der NEA für den Bau der Anlage Eichfeld gewähren. Damit sichern sich die teilnehmenden Mitglieder langfristig niedrige Strompreise und die NEA kann mit den Darlehen der Mitglieder die erforderlichen Batteriespeicher anschaffen.

Als Partner für das Energy Sharing konnte die Elektrizitätsgenossenschaft Wolkersdorf Umgebung e.G. (EGW) gewonnen werden. Der Vorstandsvorsitzende der EGW, Franz König, stellte in seiner kurzen Präsentation das Unternehmen vor, das seit über 100 Jahren als genossenschaftlicher Energieversorger agiert und ein breites Spektrum an Dienstleistungen rund um das Thema Energie anbietet.

Herr König bekräftigte die Unterstützung der EGW für dieses einmalige Konzept und erklärte, dass die PV-Anlage in der Lage sein wird, die Mitglieder weitgehend zu versorgen. Sollte zusätzlicher Strom benötigt werden, wird dieser durch Strom aus 100% bayerischer Wasserkraft ergänzt.

Dr. Fauser erläuterte anhand eines Beispiels, wie das NEA Energy Sharing funktioniert: Jedes Mitglied der NEA kann sich pro 4.000 Euro Nachrangdarlehen ein Strom- Bezugsrecht von 1.000 kWh pro Jahr für 10 oder 20 Jahre sichern. Das Darlehen wird mit 0,8% bzw. 1,0% verzinst. Das Strombezugsrecht kann auch an Nicht-Mitglieder übertragen werden. Der Energiepreis für die Laufzeit des Darlehens bleibt bei 8 Cent pro kWh, dazu kommen Abgaben, Steuern und Netzentgelte. Daraus ergibt sich aktuell ein Gesamtpreis von 28 ct/kWh.

Die letzte Herausforderung besteht jetzt darin, genügend Abnehmer zu gewinnen: Die NEA kann 600.000 bis 1.000.000 kWh pro Jahr über NEA Energy Sharing anbieten. Dr. Fauser stellte klar, dass dieses Konzept wirtschaftlich tragfähig ist, da auch im Winter nicht mehr Strom verkauft wird, als die Anlage erzeugt.

Diese Initiative bringt Vorteile für alle Beteiligten: Die Mitglieder profitieren von dauerhaft niedrigen Strompreisen, sie erhalten Zinserträge für ihre Darlehen und werden am Gewinn der Genossenschaft beteiligt. Die Genossenschaft profitiert von niedrigen Kapitalkosten und dem gesicherten Absatz eines Teils der erzeugten Energie. Das Achental profitiert von der regionalen Wertschöpfung und der Erhöhung der Versorgungssicherheit in der Region.

Im ersten Schritt haben auch Nicht-Mitglieder die Möglichkeit, unverbindlich Strompakete über die Website der NEA zu reservieren (https://nea- genossenschaft.bayern/nea-energy-sharing/). Die Reservierung ist bis zum 31. Dezember 2024 möglich. Das Angebot der NEA stößt auf großes Interesse: bereits am ersten Tag nach der Veranstaltung konnten Reservierungen über mehr als 40.000 kWh und 160.000 € Darlehen verzeichnet werden.

Die NEA freut sich auf die Umsetzung dieses in Bayern einmaligen Projekts und auf die Unterstützung der Bürger im Achental.