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Grabenstätter Gemeindeanzeiger
Ausgabe 4/2023
Aus der Gemeindeverwaltung
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„Volle Pulle“ als Profisportler, Alkoholiker und nun Frontmann in der Suchtprävention

Als Profi-Fußballer gewann Uli Borowka unter anderem zwei deutsche Meistertitel und zweimal den DFB-Pokal, doch seinen größten Sieg holte er im Kampf gegen die Alkoholsucht. Als trockener Alkoholiker hilft er seit vielen Jahren anderen suchtkranken Menschen. Am Montag, 6. März 2023, um 19 Uhr wird der deutsche Ex-Nationalspieler in der Grabenstätter Schlossökonomie über sein wechselvolles Leben berichten und sich der Diskussion stellen.

Uli Borowka kommt am 6. März um 19 Uhr nach Grabenstätt und berichtet in der Schlossökonomie über sein langjähriges Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker und seinen harten Kampf zurück ins Leben

Jahrelang führte Uli Borowka für viele unbemerkt ein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker. Erst nach dem Abschied aus dem Profi-Fußball gelang dem einstigen Gewinner des Europapokals der Pokalsieger (1992), zweifachen Deutschen Meister (1988 und 1993) und DFB-Pokalsieger (1991 und 1994) mit dem SV Werder Bremen und sechsfachen deutschen Nationalspieler im Jahr 2000 der Ausstieg aus der Alkoholsucht – nach viermonatiger stationärer Therapie. Zuvor hatte er wegen alkoholbedingter und familiärer Probleme immer wieder für Schlagzeilen in den Boulevardmedien gesorgt. So verursachte er beispielsweise 1996 einen Autounfall unter erheblichem Alkoholeinfluss.In der schlimmsten Krise seines Lebens, in der ihn auch seine Familie verließ, versuchte er sich sogar das Leben zu nehmen. Diesen Suizidversuch hat Borowka glücklicherweise überlebt und am Ende auch seinen jahrelangen Kampf gegen die gefährliche und heimtückische Droge Alkohol. An diesen Erfolg kommen kein großer Sieg gegen den deutschen Rekordmeister FC Bayern München und keine gelungene Blutgrätsche in einem wichtigen Spiel gegen einen Weltklasse-Stürmer heran.

Am Montag, den 6. März, um 19 Uhr wird der 60-jährige gebürtige Sauerländer in der Grabenstätter Schlossökonomie über seinen hart erkämpften Weg zurück ins Leben nach seinem krassen Absturz berichten. Es war zweifelsohne der härteste Zweikampf des einst beinharten und gefürchteten Defensivspielers, der nach seinem Vortrag auch noch gerne Fragen beantworten wird. Borowka, der seit seiner Entziehungskur abstinent ist und seine bewegte Lebensgeschichte in der Autobiografie „Volle Pulle. Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker“ niedergeschrieben hat, gründete auch den Verein „Suchtprävention und Suchthilfe e.V.“ und berät Spieler mit Suchtproblemen. Er ist zudem regelmäßig in Schulen, Firmen oder Gefängnissen zu Gast, um über seine einschneidenden Erfahrungen und Erlebnisse zu sprechen und vor den Folgen übermäßigen Alkoholkonsums zu warnen. Sein Tageskonsum lag einst bei einer Kiste Bier und zwei Flaschen Wodka! Borowka, damals 37 Jahre alt und ein körperliches und psychisches Wrack, vermengte sogar Schmerzmittel und andere Medikamente mit Rotwein und Bier und leerte das Glas dann auf Ex. Er lag am Boden, das Leben war ihm komplett entglitten, doch mit Hilfe anderer fand er im letzten Moment den Weg aus der Sucht.

Heute sieht sich Borowka selbst als erster Ansprechpartner für Suchtkranke, der diese an professionelle Anlaufstellen weitervermittelt: „Ich bekomme regelmäßig Nachrichten von suchtkranken Menschen, darunter Leistungssportler, Journalisten, Handwerker, Soldaten und Juristen“. Es betreffe alle Berufsgruppen und fast alle Altersklassen. Während der Corona-Pandemie hätten sich die Anfragen verzehnfacht, so Borowka. Gleichzeitig sei aber auch die Unterstützung für seine Arbeit weniger geworden. Politikern und Entscheidungsträgern fehle das Verständnis für die Materie Sucht und Prävention und oft auch jegliche Kenntnis, bedauert er. Als Frontmann in der Suchtprävention liegen dem dreifachen Familienvater Kinder und Jugendliche besonders am Herzen. „Dass ich mit meinen 60 Jahren junge Menschen erreiche, macht mich stolz und gibt mir die Kraft weiterzumachen“, sagt der jung gebliebene Borowka. „Volle Pulle“ ist nach wie vor sein Lebensmotto geblieben, doch nun auf ganz andere Weise.

Organisiert hat die Borowka-Veranstaltung der Grabenstätter Pfarrgemeinderat und als Veranstalter fungiert die Gemeinde Grabenstätt. Als Kooperationspartner konnte die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) gewonnen werden. Ihr ist es ein wichtiges Anliegen, solche Veranstaltungen finanziell zu unterstützen. Alfons Kritten aus Grabenstätt, der den Kontakt mit Uli Borowka hergestellt hat und ihn für diesen Vortragsabend gewinnen konnte, freut sich nicht nur über dessen Besuch, sondern auch darüber, „dass wir neben der AOK auch die Caritas Suchtprävention Traunstein mit ins Boot holen konnten“. Letztere wird im Anschluss noch kurz ihre erfolgreiche Arbeit in der Suchtberatung und -prävention vorstellen. Veranstalter und Organisatoren freuen sich auf viele Besucher. Der Eintritt ist frei.