An die 120 Bilder, gefertigt in unterschiedlichen Techniken und Materialien, konnte der Agenda Kunstkreis während seiner Jahresausstellung präsentieren. Die meisten Werke entstanden in den Atelierräumen des Kunstkreises im ehemaligen Körting/Katekgebäude an der Bahnhofstraße 108. Die Ausstellung bot aber nicht nur einen Überblick über Bilder und Skulpturen, sondern auch einen Einblick in das Atelier und die Bereiche, in denen die Kunst geschaffen wird. Ein ungewöhnlicher, interessanter und wie der Sprecher des Kunstkreises Professor Helmut Bielenski betonte, auch inspirierender Ort, sind die Hallen der ehemaligen Körting-Werkstätte mit ihrem industriellen Charme, des besonderen Lichteinfalls und der eigentümlichen Deckenkonstruktion. Sie zeugen noch heute vom Aufstieg der in den 1960er und 70er Jahren kleinen Gemeinde durch die Ansiedelung der damals aufstrebenden Körting-Werke. Die Firma ist längst Geschichte und doch würde es den Markt Grassau in dieser Form nicht geben, hätten damals die Werke nicht viele Beschäftigte angelockt. Mit unzähligen Bildern wurde bei der Jahresausstellung einem Teil dieser Hallen neues und buntes Leben eingehaucht. Wie Bielenski informierte, stellen 14 Künstler, alles Mitglieder des Kunstkreises, einen Teil ihrer Arbeiten aus. Seit vielen Jahren im Kunstkreis sind unter anderem Bärbel Straub und Anne Herl, die beide ausstellten. Dazu gesellten sich Andrea Klauck, Bärbel Menzel, Peter Stetefeld, Inga Hansen, Anja Lindecke, Yaninne Lansaya, Karin Schwerdtner, Manila Harder, Mona Richter und Sprecher sowie Künstler Helmut Bielenski. Im vergangenen Jahr hat der Kunstkreis zudem ein noch sehr junges, vielversprechendes Mitglied aufnehmen können, den 21jährigen Marquartsteiner Philip Alexander Craubner, dessen Werke aussagestark, in kräftigen Tönen mit besonderen Titeln Aufmerksamkeit erzeugen. Ihm galt für seinen Einsatz bei der Ausgestaltung der Ausstellung besonderer Dank. Der junge Student nutzt das Malen als Ausgleich zum Studium, malte früher im elterlichen Keller und erhielt nun auch einen Platz im Künstleratelier des Agenda-Kunstkreises. Hier hat er die Möglichkeit, seine großflächigen Werke zu gestalten und Form und Farbe in abstrakten mit gegenständlichen Elementen zu einen und zu bemerkenswerten Bildern zusammenzufügen.
Ein besonderes Kunstwerk fällt sofort und das nicht nur aufgrund der Größe ins Auge. Es wurde als Gemeinschaftswerk zur langen Nacht als Schaufensterdekoration geschaffen und zeigt abstrahiert und dennoch gegenständlich, was Grassau auszeichnet: bunt, lebendig, zwischen Tradition und Moderne, mit Traktor, Kuh, tanzendem Mädel und Gamsbartträger. Der junge Craubner hat auch da mitgewirkt und unter anderem den Traktor gemalt. Das über vier Meter lange Gemälde konnte bei der Ausstellung dank der großzügigen Flächen und Gänge bewundert werden. Aber auch im eigentlichen Atelier gab es viel zu entdecken. An den Arbeitsplätzen der Künstler, teils mit Werken, die noch nicht fertiggestellt waren, zeigte sich, dass Kunst auch von Können kommt, und ein Kunstwerk nicht im Vorübergehen entstehen kann, vielmehr ein Entwicklungsprozess ist. Fertige Werke hingegen schmückten die Wände und die 14 Kunstschaffenden waren gerne bereit, über ihre Kunst Auskunft zu geben. Deutlich wurde wieder einmal, wie kreativ und unterschiedlich die Künstler des Arbeitskreises arbeiten und wie wertvoll dieses Atelier ist. Bärbel Straub fasste es zusammen:“ Wir können hier arbeiten, ohne gestört zu werden, und doch mit einem gewissen Austausch. Und wir verstehen uns alle gut“. Um auch möglichst vielen Lust auf die Kunst, auf das Malen und Gestalten zu machen und um das Atelier vorzustellen, gibt es ab Februar jeden ersten Mittwoch im Monat das offene Atelier ab 18 Uhr. Dann bietet sich auch die Gelegenheit, einen Blick auf die ausgestellten Arbeiten zu werfen. tb