Neubau des Kindergartens am Gänsbach
Befürchtete Corona-Effekte sind nicht eingetreten.
Ausführlich berichtete Bürgermeister Stefan Kattari in der Bürgerversammlung über die vielen Projekte, von der Schulsanierung über den Kindergartenbau bis zum neuen Feuerwehrhaus.
Mit fast 7200 Einwohnern ist Grassau die größte Achentalgemeinde und stellte im vergangenen Jahr einen Geburtenrekord von 62 auf. Zur wirtschaftlichen Lage informierte Kattari über einen Haushalt mit 30,7 Millionen Euro Volumen. Der Markt gleiche mit über 100 Beschäftigten einem mittelständischen Unternehmen. „Die befürchteten Corona-Effekte sind nicht eingetreten“, sagte er. Die Gemeinde könne sich aus eigener Kraft finanzieren. Einkommen und Arbeitsplätze sind trotz Pandemie erhalten geblieben.
Ukrainekrieg trifft Gemeinde bei Bauprojekten
Allerdings treffe der Ukrainekrieg die Gemeinde bei Bauprojekten mit Preissteigerungen, Materialknappheit, Lieferschwierigkeiten und Bauzeitenverlängerungen. Am Ende werde die Gemeinde 32 Millionen Euro investiert haben. „Alle Projekte stehen ausschließlich im Dienst der Allgemeinheit und die Schulden sind sinnvoll“, betonte er. Aufgrund der hohen Kosten lasse sich bezahlbares Wohnen von der Gemeinde nicht realisieren. Andere Möglichkeiten würden geprüft. Trotz der Investitionen werde die Gemeinde auch weiter Vereine und Institutionen unterstützen.
Mit der Schulhaussanierung wurde im Hochgebäude im Sommer begonnen. Die Zahl der Schulcontainer wurde erhöht. Nach dem Abbruch seien die ersten Grundzüge sichtbar und die Übergänge auf allen Stockwerken zu den nebenstehenden Gebäuden geschaffen. Er vermute, dass in einem Jahr der Unterricht in dem Gebäude wieder möglich sein wird. Dann werden die Grundschule saniert, die Turnhalle abgebrochen und ein neues Schulhaus gebaut. Zur neuen Turnhalle informierte Kattari, dass das Gerichtsverfahren hinsichtlich der Risse in den Leimbindern laufe. Im März, so Kattari, waren erneut Gutachter in der Halle. Ziel der Gemeinde sei es, die Sanierung nach einem Urteil vorzufinanzieren und dann die Kosten einzuklagen.
Das Feuerwehrhaus Rottau sei weitgehend fertig. Die Einweihung folge nach den Sommerferien. Dann werde die Feuerwehr aus dem Haus der Dorfgemeinschaft ausziehen. Die frei werdenden Räume würden als Alternativstandort für einen möglichen Dorfladen vorgehalten. Der Kindergarten an der Gänsbachstraße sei im September beziehbar.
Einen erheblichen Planungsaufwand stelle der neue Flächennutzungsplan dar. Darin werde festgelegt, wo bauliche Entwicklung gewünscht wird, welche Räume freigehalten werden. Zur Bürgerbeteiligung gebe es Informationsveranstaltungen. Vollzogen sei der Bebauungsplan Tennishallen zur Bebauung mit neuen Hallen und Mitarbeiterwohnungen für das Hotel, im Verfahren sei der Bebauungsplan für das Sondergebiet Sportanlagen. Der Bau eines neuen Vereinsgebäudes werde nicht mehr in dieser Wahlperiode erfolgen. Nichts Neues gab es zum Gewerbepark zu berichten.
Radweg nach Übersee kommt
Für den Straßenbau werden 600.000 Euro bereitgestellt. Auch ein Verkehrskonzept wurde erstellt und zehn Bereiche herausgearbeitet, für die nun eine Prioritätenliste erstellt wird. Besonders erfreulich sei – hier dankte Kattari ausdrücklich seinem Überseer Kollegen Herbert Strauch – dass der dringend benötigte Radweg nach Übersee komme. Die von Bürgern gewünschte Drückampel in Brandstätt scheitere derweil, da man mit den Grundstückseigentümern nicht einig werde.
Weiter verwies Kattari auf Carsharing-Projekte und einen möglichen Rufbus für das Achental. Zur Reparatur und Neuverlegung von Wasserleitungen erklärte er, dass lange Straßensperrungen, vor allem in der Gänsbachstraße, den Lieferschwierigkeiten, aber auch dem Warten auf Spezialfirmen für die Fernnetz-Leitungen geschuldet seien. Dafür sei die Kanalsanierung in Mietenkam fertig.
Dagegen werde der Hochwasserschutz Tennbodenbach vom zuständigen Amt nicht weiterverfolgt, weil es hierfür keine Personalkapazität gebe. Für die Geigelsteinstraße werde an technischen Lösungen gearbeitet. Schließlich verwies er noch auf das neue Friedhofskonzept mit pflegefreien Urnengräbern. Hierfür seien 175.000 Euro geplant.
Er ging zunächst auf die Kindergärten und den geplanten Waldkindergarten in Rottau ein und berichtete, dass neun Krippenplätze für unter Dreijährige fehlten.
Die Familienstelle biete wieder Kurse und Vorträge an, organisiere die Wunschbaumaktion wie auch das Neugeborenentreffen und das Ferienprogramm. Erfreulich sei, dass der Jugendtreff wieder fünf Tage in der Woche geöffnet habe. Des Weiteren hob er die Bedeutung des Vereins Integer hervor und rief die vielen Feste und Märkte, die Bauerntheateraufführung und die Beziehungen zu den Partnergemeinden Tscherms in Südtirol, Rognonas in Südfrankreich und Raschau im Erzgebirge in Erinnerung.
Bienenfreundlichste Gemeinde Oberbayerns
Wie wichtig Umweltschutz der Gemeinde ist, zeige der Ausbau der Fernwärme in Rottau. Auch die Netzerweiterung in Grassau werde vorangetrieben. Mietenkam werde erst nach Abschluss in Rottau weiterverfolgt, dennoch werde es noch heuer eine Machbarkeitsstudie geben. Auf den Dächern gemeindlicher Liegenschaften sind PV-Anlagen installiert, die Straßenbeleuchtung sei seit Jahren auf LED umgestellt. Die Untersuchungen der Altdeponien, die keine Gefahr für das Grundwasser darstellen, sind abgeschlossen. Zudem wurde die Gemeinde als bienenfreundlichste Gemeinde Oberbayerns ausgezeichnet. Auch habe man eine Resolution zur Unterstützung der Weidehalter im Kampf gegen die großen Beutegreifer verfasst.
Die Buchungslage im Tourismus bessere sich, sagte Kattari. Bereits im ersten Quartal diesen Jahres gebe es um zehn Prozent mehr Buchungen als im Vorjahr. Für mehr Attraktivität des Reifinger Badesees sorge nun ein Badefloß. Neu ist an der Verbandskläranlage eine Wohnmobilstation für Frisch- und Abwasser.
„Heimliche Kulturhauptstadt“ im Landkreis
Kulturell hat Grassau viel zu bieten, nicht nur die Musikschule mit 1060 Schülern. Kattari verwies auf den Volksmusikpreis „Habernspitz“, der wieder vergeben wird, die Bücherei mit ihrem großen Angebot, das Museum Klaushäusl mit den Sonderausstellungen sowie den Agenda Kunstkreis. Neu sei die Topothek, das digitale Bildergedächtnis der Gemeinde, das ständig erweitert werde. Schließlich habe Grassau eine zwölfbändige Ortschronik. „Das alles zusammen macht Grassau zur heimlichen Kulturhauptstadt des Landkreises“, so Kattari.
In seiner Zwischenbilanz nach der Hälfte der Amtsperiode sagte er, der Marktgemeinderat sei gut durch die beiden Weltkrisen gekommen. Alle Vorhaben könnten aus eigener Kraft gestemmt werden. Dennoch sei es wichtig, die Finanzen zusammenzuhalten.
In der Vorschau nannte er ein Doppeljubiläum – der Verein Birn Pub feiert sein 20-jähriges Bestehen, und die Partnerschaft mit Tscherms werde 60 Jahre alt. Das Partnerschaftsjubiläum wird mit einem Südtiroler Weinfest gefeiert. Der Gegenbesuch erfolgt am 5. August zum Tschermser Musikfest. Zudem verwies Kattari auf weitere Veranstaltungen, die Sommerkonzerte, das Dorffest, die Lange Nacht, Kino im Park und den Michaeli-Markt. Für die Outdoor-Galerie laufe die erneute Ausschreibung. An öffentlichen Plätzen werde hierbei Künstlern die Möglichkeit geboten, ihre Kunstwerke auszustellen. tb