Polizeihauptkommissar Daniel Wagner
Sicherste Region in Deutschland
„Unsere Region zählt zu den sichersten in Deutschland“, betonte Polizeidienststellenleiter Daniel Wagner in der Bürgerversammlung. Er gab einen ausführlichen Bericht zur Sicherheitslage und Prävention im Achental und Grassau.
In Bayern liege durch seine Traditionen und Identifizierung der Bürger mit der Region eine spezielle Situation vor, so Wagner. Das Zusammenhalten spiele hier noch eine Rolle und die Situation sei nicht vergleichbar mit großen Städten. Dies zeige sich auch im Verhältnis zwischen Bürgern und Polizei. „Wir verstehen uns als Bürgerpolizei und sind von Vertrauen getragen“, betonte er. Dies wiederum spiegle sich in dem Berufsverständnis. Aus eigener Erfahrung in verschiedenen Dienststellen konnte Wagner berichten, wie die Bürgerpolizei gestellt sei und er als Landgendarm seine Erfüllung sehe. Ihr Auftrag bestehe darin, dafür zu sorgen, dass alle sicher ihrer Arbeit nachgehen können, sicher im Straßenverkehr sind und jeder sicher schlafen kann. Dies gebe ein gutes Gefühl.
In der Grassauer Dienststelle sind 26 Beamte beschäftigt, darunter 20 im Schichtdienst und drei Ermittler und weitere drei in der Verwaltung. Drei Kollegen gehören zur alpinen Einsatzgruppe und sind im Gebirge unterwegs – neben dem Landkreis Traunstein auch im Berchtesgadener Land. Die Kontrollgruppe Krad kümmert sich um die Sicherheit der Motorradfahrer auch im Sudelfeld und am Masererpass.
„Gott sei Dank ist der Sicherheitsbericht nicht so spannend wie in Aschau bei dem Mordfall“, betonte Wagner. In den Sicherheitsbereich der PI Grassau gehören sieben Gemeinden, wobei Reit im Winkl durch die Aufgabe der Dienststelle mitversorgt werde. Der Personalstand in Grassau sei trotz weiterer Aufgaben gleichgeblieben. Insgesamt ist die PI Grassau für 27.000 Einwohner zuständig.
Zur Kriminalitätslage informierte die Dienststellenleiter, dass es in 2022 insgesamt 2100 Einsätze gegeben habe. Dass es hier kein Nachtleben gebe, wirke sich positiv aus. 1022 Anzeigen wurden bearbeitet. Es gab aber auch 660 Straftaten, eine Steigerung von 7,5 Prozent mit einer Aufklärungsquote von 63 Prozent. Unter den 660 Straftaten zählten 108 zu den Rohheitsdelikten. Vor allem im Bereich Körperverletzungen und Nötigungen im häuslichen Bereich gebe es massive Straftaten. „Häusliche Gewalt kann bis zum Mordfall eskalieren“, sagte er und betonte, dass Corona dieses Problem noch verschärft habe. Die Dunkelziffer sei hoch. Gezählt wurden 161 Betrugsfälle, die größtenteils über das Internet, eBay und WhatsApp erfolgen. Hier gebe es eine Steigerung um 200 Prozent. „Bitte scheuen Sie sich nicht, bei uns vorbeizukommen oder anzurufen“, rief der Beamte auf. Bearbeitet wurden zudem 89 Betäubungsmittelvorfälle, wobei besonders Grassau im Fokus stand. 60 Jugendliche im Alter zwischen 13 und 21 Jahren und auch darüber wurden beschuldigt. Es folgten 15 Hausdurchsuchungen „Erschreckend ist dabei, mit welcher Selbstverständlichkeit die Jugendlichen damit umgehen“, bedauerte er und appellierte an die Eltern, mit ihren Kindern über die Sinnhaftigkeit von Rauschmitteln zu sprechen. Einen erheblichen Anstieg gebe es auch bezüglich der Hass-Kriminalität. Besonders über soziale Medien werden Beleidigungen und Bedrohungen laut. Zu sehen sei auch ein Anstieg der Mobbing-Vorfälle.
Im vergangenen Jahr gab es nur einen Einbruch. Raub laufe vielmehr über Betrugsmaschen im Internet und Handy ab, was auch zu einer Umstrukturierung der Polizei führt. „Wir gehen auch im Internet auf Streife“, so Wagner.
Bei den 534 aufgenommenen Unfällen wurden 127 Personen zum Teil schwer verletzt. Es gab aber keinen Verkehrstoten. Wagner meinte, dass dies am Kontrolldruck, an Lasermessungen aber auch am Glück liege, dass nicht mehr passierte. Zu den meisten Unfällen kam es durch die Benutzung des Handys unter der Fahrt, auch durch Schreiben von Nachrichten. Zu schweren Unfällen komme es durch überhöhte Geschwindigkeit, was die Motivation zu Laser und Radarmessungen vergrößert. Erhöht haben sich die Trunkenheitsfahrten und es wurden 16 Fahrverbote erteilt. Sieben Führerscheine konnten nicht eingezogen werden, weil sie nicht vorhanden waren, so Wagner.
Die Besonderheit in Grassau sei das Asylbewerberheim, das aber nahezu problemlos sei. Die SOKO Club zur Aufklärung des Mordfalls in Aschau wurde von den drei Ermittlern unterstützt und es wurden 100 Personen von den Beamten vernommen.
Der Jugendschutz liege der Dienststelle sehr am Herzen und zwei Jugendpräventionsbeamtinnen sind in diesem Bereich im Einsatz. Der Schwerpunkt in den nächsten Jahren werde in der Verkehrssicherheit mit Geschwindigkeits- und Alkoholkontrollen aber auch im Jugendschutz liegen. Dem zunehmenden Callcenter-Legendenbetrug werde mit Präventions- und Aufklärungsarbeit entgegengewirkt. „Scheuen Sie sich nicht, die 110 zu wählen“, rief er nochmals auf. tb