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Grassauer Gemeindezeitung
Ausgabe 10/2024
Das Rathaus berichtet
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Harte Verhandlungen um langen Maibaum

Auch um die Bolzen zur Befestigung des Stammes wurde gefeilscht. Die Marquartsteiner Damen gaben diese nur nach Zusicherung für Wein und Sekt für die Dirndln heraus.

Maibaumaufstellen in Grassau mit gelungenem Maifest

Nun steht er wieder mitten im Zentrum von Grassau, der schöne, große Maibaum. Mit Muskelkraft, lediglich durch einen Kran gesichert, wurde der Maibaum gemeinsam von den Marquartsteiner Dieben und den Grassauer Trachtlern aufgestellt. Doch vorher galt es harte Verhandlungen zu führen, wobei sich die Marquartsteiner Trachtler als unnachgiebig zeigten, den Baum zunächst brachten, dann wieder wegfuhren und erst bei weiteren Verhandlungen sich gnädig erwiesen und den schönen Baum übergaben. Mit Musik wurden die Maibaumdiebe am Ortseingang an der Lindenkapelle in Empfang genommen und in das Ortszentrum gespielt. Hier warteten bereits Bürgermeister Stefan Kattari, Trachten-Ehrenvorstand Klaus Zeisberger sowie Vorständin Doris Noichl auf die frechen Diebe, die in einer Nacht- und Nebelaktion sich des schönen, gerade gewachsenen Stammes bemächtigt hatten. Gut passten die Marquartsteiner Trachtler auf das Diebesgut auf und richteten den Stamm für das schöne Fest her.

Verhandlungen unter Einsatz einer Motorsäge

Dass dies natürlich nicht umsonst für die Grassauer gemacht wurde, versteht sich von selbst und so forderte Trachtenvorstand Roland Polleichtner mehrere 1000 Euro, unerhört viele Maß Bier, unzählige Brotzeiten sowie ein Fest für die Trachtler. Da konnte Bürgermeister Stefan Kattari nicht einschlagen und er machte Gegenvorschläge, die nicht akzeptiert wurden. Ihren Forderungen verliehen die Marquartsteiner Trachtler mit der Motorsäge Nachdruck und so wurde kurzerhand das Traditionsstangerl gekürzt. Doch die Grassauer ließen sich nicht beeindrucken, verhandelten weiter, bis Roland Polleichtner zum Abmarsch aufforderte und sich das Gefährt, gezogen von zwei Rössern, in Richtung Rottau bewegte.

Nach kurzer Zeit kamen die Diebe zurück und nach einiger Zeit und zwei weiteren Baumscheiben war man sich einig. Neben Brotzeit und zwei Maß für jedes Trachtenmitglied sowie die Übernahme der Kosten für die Rösser und eine Trachtenbrotzeit, handelten die Marquartsteiner auch 500 Euro für die Tafel heraus. Aber damit nicht genug, denn es fehlten noch die Bolzen zur Befestigung des Stammes und diese übergaben die Marquartsteiner Frauen erst mit der Zusicherung von Sekt und Wein für die Dirndln. Mit einem Schnaps wurde der Handel besiegelt und gemeinsam machten sich die Burschen und Männer beider Trachtenvereine unter Anleitung der Grassauer Experten ans Werk und stellten traditionsbewusst den Maibaum mit Schweiberln auf.

Dankbar nahmen die Männer die Pausen mit Aufführungen der Trachtenkinder an, um sich von der kraftzehrenden Aktion zu erholen. Gemeinsam gelang es, den 30 Meter langen Baum sicher an den Häusern vorbei zu manövrieren und in der Vorrichtung zu verankern. Das Spektakel wurde von einigen hundert Schaulustigen und Gästen begleitet. Ausgezeichnet vorbereitet zeigte sich der Grassauer Trachtenverein, der das Fest perfekt organisierte und nicht müde wurde, alle Gäste zu bewirten. Letztlich spielte auch noch das schöne Sommerwetter eine nicht unwesentliche Rolle bei dem schönen Maifest.

Die Gemeinde Grassau dankt den bayerischen Staatsforsten recht herzlich für die Spende der schönen, großen Fichte, die nun als neuer Maibaum das Ortszentrum schmückt.