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Grassauer Gemeindezeitung
Ausgabe 10/2025
Das Rathaus berichtet
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Das Rathaus berichtet

Messkampagne zur Ermittlung der hydraulischen Abflussverhältnisse

Starkregenereignis von 2020 wirkt weiterhin nach

Das Starkregenereignis von 2020, das Keller und Straßen überflutet und vor allem den Bürgern in der Geigelsteinstraße durch überlaufende Gullideckel zu schaffen machte, wirkt immer noch nach und es wird immer noch nach Lösungen gesucht, damit das Kanalnetz auch große Wassermengen ableiten kann. Die hydraulischen Durchflussverhältnisse im örtlichen Kanalnetz wurden untersucht und die Ergebnisse dem Marktgemeinderat in seiner jüngsten Sitzung vorgestellt. Deutlich wurde, dass die Messdaten zu gering sind, um einen Maßnahmenkatalog auszuarbeiten. Infolge der Ausführungen entschied sich das Gremium, eine Messkampagne zur weiteren Datenerhebung zu beauftragen.

Man habe sich mit Starkregenereignissen und dem neuralgischen Punkt des Systems, der Geigensteinstraße, beschäftigt und erkannt, dass tieferliegende Gründe eine Rolle spielen, so informierte eingangs Bürgermeister Stefan Kattari. Wichtig sei, nicht hektisch ein Symptom zu kurieren, sondern den Auslöser zu suchen. Die Ursachen seien nicht leicht ersichtlich und dies sei auch der Grund, warum bislang noch keine Bauarbeiten begonnen wurden.

„Ein hundertprozentiger Schutz wird niemals erreicht werden“, betonte Matthias Gerold vom Büro Dippold und Gerold. Er erinnerte an den starken Regen vom Juni letzten Jahres, als der Kanal wieder überlief. Kurz danach war das erste Abstimmungsgespräch und es wurde überlegt, wie man das Problem lösen könne. Alle Ideen, die als Lösung im Raum standen, funktionieren nicht, da es sich hier um ein Trennsystem handelt und man das Schmutzwasser nicht einfach ableiten könne. Dies würde bei einem Mischwassersystem gehen. Gerold informierte, dass die Gemeinde über 55 Kilometer Schmutzwasserkanäle verfüge, die das Wasser zur Kläranlage ableiten. Zudem gebe es vier Hauptpumpwerke und im trockenen Zustand funktioniere das System. Zudem kommen noch weitere 22,5 Kilometer Hausanschlussleitungen und 16 Kilometer Regenwasserkanäle dazu. Gerold erklärte zudem, dass es sich beim Regenereignis von 2020 im Nachgang definitiv um ein hundertjähriges Hochwasser gehandelt habe. Ein Überlaufen bei einem hundertjährigen Regenereignis könne man nie ausschließen. Man müsse aber versuchen, zehnjährliche und 20-jährliche Regenwasserereignisse unbeschadet überstehen zu können. Das Regenereignis im vergangenen Jahr könne als fünfjährliches Ereignis eingestuft werden. Hauptsächlich war die Geigelsteinstraße überstaut. Ein bisher diskutierter Lösungsansatz, die Kanaldeckel fest zu schließen, funktioniere nicht, da der Abwasserkanal belüftet sein müsse, um nicht zu stinken. Die Kanalschächte mit speziellen Einsätzen auszustatten könnte funktionieren, sei aber bei einem Netz von 55 Kilometern sehr kostenintensiv. Ein Einsatz kostet zwischen 800 und 1000 Euro und in der Gemeinde, so fügte der Bürgermeister hinzu, gebe es mehr als 2000 Kanaldeckel. Geförderte Trinkwassermenge und Abwassermenge wurden vom Büro verglichen und Fehlmengen festgestellt. Es könne nun sein, dass das Messgerät (MLD) defekt ist oder das Kanalsystem undicht ist. Wäre das Netz undicht und man mache es wieder dicht, würde dies die Problematik in der Geigelsteinstraße vergrößern. Ein weiteres Problem ist, dass es kaum Höhenunterschiede im Kanalnetz gebe und so der Wasserfluss auch nicht optimal ist. Um die Abwasserströme zu untersuchen, sollten weitere Messungen erfolgen. Dachwassereinträge dürften nicht sein. Diese würden sofort in der Messung festgestellt werden und man wisse auch, wo Dachwasser abgeleitet werde. Laut Dr. Winfried Drost können Regenereignisse regional sehr unterschiedlich sein. Hier seien private Wetterstationen von großem Nutzen, so Gerold. Folglich schlug er eine Messkampagne über den Zeitraum von drei Monaten vor. Man sei dann noch weit weg von Lösungsvorschlägen, habe aber wichtige Daten, um einen Maßnahmenkatalog zu erstellen.

Angebote für die Messkampagne wurden bereits eingeholt. Zulaufmessungen über drei Monate am Pumpwerk Brandstätt würden knapp 33.000 Euro kosten. Zudem sollte über einen Monat der Zulauf am Pumpwerk Kucheln gemessen werden und hierfür stehen weitere 3.200 Euro im Raum. Gerold meinte, der Zeitpunkt wäre gut, da es nach einem trockenen April meist regenreiche Monate gebe. Rohdaten über das Wetter müssen nicht eigens gesammelt werden. Einstimmig votierte das Gremium für die Beauftragung der Messkampagne. tb