Die Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung in den nächsten Jahrzehnten liegt dem Investor Andi Hofmann, der ein Ärztehaus in Rottau bauen würde, am Herzen. Sein Projekt stellte er dem Marktgemeinderat vor. Die Mehrheit der Räte konnte nicht überzeugt werden, so dass nach langer Diskussion die Bauvoranfrage zur Errichtung eines Ärztehauses am Bauernschmiedweg abgelehnt wurde.
Einen Hausarzt für Rottau zu finden habe einen längeren Vorlauf, gehe sogar bis in die letzte Wahlwerbung zurück, informierte Bürgermeister Stefan Kattari. Zudem habe die politische Gruppierung der „Allgemeinen Einwohnerschaft Rottau“ einst einen Antrag formuliert, in dem gefordert wurde, die Wiederansiedlung eines Hausarztes in Rottau zu forcieren. Daraufhin, so Kattari, wurden Räumlichkeiten für eine Arztpraxis gesucht. Es wurde überlegt, ob auch eine Filiale eines bereits praktizierenden Arztes möglich sei. Er verwies auf die derzeitige medizinische Überversorgung mit einem Versorgungsgrad von 113 Prozent in der Region. „Wir sind uns bewusst, dass die hausärztliche Versorgung gut ist“ und doch müsse Vorsorge für die nächsten Jahrzehnte getroffen werden, so Kattari. Der Vorschlag, ein weiteres Ärztehaus in Rottau zu schaffen, decke sich grundsätzlich mit den Vorstellungen der Gemeinde. Dieses Vorhaben wäre nun im weiteren Verlauf des Bauernschmidwegs geplant, auf einer landwirtschaftlichen Fläche und im Außenbereich. Kattari informierte weiter, dass eine Arztpraxis bereits vor vier Jahren, damals am Salchtweg, vom Bauausschuss beraten und als kritisch gesehen wurde.
Seine Vision eines Ärztehauses in Rottau stellte der Rottauer Planer und Investor Andi Hofmann vor. Das Ärztehaus sei Resultat eines sich stetig weiterentwickelnden Prozesses und diene der nachhaltigen Sicherung der ärztlichen und medizinischen Versorgung. Die aktuelle Versorgung sei trügerisch, denn in den nächsten Jahren werden viele Hausärzte in den Ruhestand wechseln. „Ich bin bereit, auf meinem Grundstück nahe dem Huberweg ein modernes Ärztehaus zu errichten und werde dies vollständig finanzieren, ohne Zuschüsse der Gemeinde“, sage Hofmann. Rechtlich könnte das Vorhaben über einen städtebaulichen Vertrag abgesichert werden. Auch mögliche Ärzte hat der Investor bereits in Petto, so seine Tochter, Zahnärztin, wie auch eine praktische Ärztin, die derzeit ihre Praxis noch in München hat, ihren Wohnsitz jedoch in Marquartstein. Weitere Fachärzte für das Ärztehaus könne er gewinnen. Das Haus solle barrierefrei und am absoluten Ortsrand von Rottau gebaut werden. Damit bestehe nicht die Gefahr, dass ein großes Gebiet ausgewiesen werden müsse. Zudem schlug Hofmann einen vorhabensbezogenen Bebauungsplan vor, der zweckgebunden mit dem Ziel der medizinischen Versorgung aufgestellt werde.
Über die medizinische Versorgung, die Altersstruktur der Ärzte und Fachärzte wie auch die zukünftige Versorgung informierte Dr. Berndt Birkner und zeichnete ein düsteres Bild, bedingt durch den demographischen Wandel, die Überalterung der Ärzteschaft, den Zuzug nach Süddeutschland, wie auch durch die Einführung des Primärsystems.
Ärztehaus ja, aber nicht dort
Ob ein kassenärztlicher Sitz von München nach Rottau verlegt werden kann, noch dazu, wenn hier Überversorgung herrsche, interessierte Daniela Ludwig. Sie fragte nach, wie sich die Zusammenarbeit mit der Gemeinde für das Ärztehaus entwickelt habe. „Das Vorhaben wurde mit der Gemeinde abgestimmt“, so entgegnete Andi Hofmann. Zudem interessierte die Gemeinderätin, ob im Ärztehaus auch Wohnungen realisiert werden sollten. Für jede der drei Praxen werden 140 bis 180 Quadratmeter große Bereiche benötigt. Zudem seien drei kleinere Wohnungen mit 60 Quadratmetern geplant. Benötigt werde folglich ein Gebäude mit rund 670 Quadratmeter. Dieses lasse sich auf dem Grundstück am Bastackerweg, das als Alternative angesprochen wurde, nicht realisieren. Ein weiteres Grundstück sei nicht in seinem Eigentum, so führte Hofmann aus. Daniela Ludwig sei für ein Ärztehaus, aber nicht an diesem Ort. Als mutig bezeichnete Olaf Gruß das Vorhaben, erklärte aber, dass sich der Gemeinderat gegen eine weitere örtliche Entwicklung entschieden habe. Demzufolge soll auch kein weiteres Baugebiet ausgewiesen werden. „Ich werde über alternative Grundstücke nicht diskutieren, da dieses perfekt ist“, so der Planer. Er zitierte aus einem Verkehrsgutachten, einst von der Gemeinde in Auftrag gegeben, wonach die Straße auch bis zu 70 PKW in der Stunde vertrage. Durch die Praxen sei mit rund 5 Fahrzeugen pro Stunde zu rechnen.
Eine Praxis benötigt 850 Patienten im Quartal. Bei einer Einwohnerzahl von 1000 dürfte dies schwierig werden, ergänzte Dr. Winfried Drost. Tom Hagl sprach sich für ein Ärztehaus aus. Laut Auskunft der Kassenärztlichen Vereinigung könne, so Hagl, ein externer Arzt seinen Sitz nicht verlegen. Thomas Hofmann würde ebenfalls ein Ärztehaus begrüßen, jedoch nicht an dieser Stelle. Beim Aufstellen eines Bebauungsplans auf grüner Wiese würden weitere Bürger ein Baurecht wollen, vermutet er. Der Unterschied sei, so der Planer, dass es hier um ein Vorhaben für die Allgemeinheit gehe. Laut Kattari werde hier Baurecht im Außenbereich geschaffen. Kathi Schmuck konnte dem Vorhaben zustimmen, zumal die Erschließung ausreichend ist. Eine maßvolle Erweiterung stelle verkehrstechnisch kein Problem dar, so Kattari. Er verwies auf die bauliche Situation, wobei eine Baulücke nach Norden geschaffen werde. Südlich sei das Gebiet durch einen Obstanger begrenzt.
Die überwiegende Stimmung im Gremium brachte Hans Genghammer auf den Punkt. „Ärztehaus ja, aber nicht an dieser Stelle“. Entsprechend agierte der Marktgemeinderat und votierte knapp mit neun zu acht Stimmen gegen das Vorhaben. tb