Bei Starkregenereignissen ist die Geigelsteinstraße besonders betroffen. Die Oberflächenentwässerung funktioniert dann meist nicht mehr und es führt zu Überflutung der Straße und vollgelaufenen Kellerräumen, wie letztmalig im August 2020 geschehen. Das Starkregenereignis am Montag, 3. Juni beeinträchtigte die Straße erneut, jedoch nicht in dem Ausmaß wie vor vier Jahren. Diskutiert wurde nun im Marktgemeinderat, welche Maßnahmen zur Oberflächenentwässerung ergriffen werden können.
Vorab kurzer Bericht zum Regenereignis
Als man diese Beratung in der Vorwoche angesetzt hatte, wusste man nicht über die Aktualität und von dem Starkregen am Montag und man sei von dem zweistündigen Regen, der auf vollständig gesättigte Böden traf, überrascht worden, so Bürgermeister Stefan Kattari. „Wir sind aber glimpflich davon gekommen“, resümierte der Rathauschef weiter mit Blick auf die stark betroffenen Gemeinden im Landkreis Rosenheim. In Rottau musste die Feuerwehr mehrfach helfend eingreifen. Mehr noch beschäftigt waren die Floriansjünger im Grassauer Gemeindegebiet. Kattari sprach von 36 Einsätzen und in vielen Fällen habe die Feuerwehr auch helfen können. Der Rathauschef betonte zudem, dass bei sehr geringen Wasserständen im Keller die Pumpen der Feuerwehr jedoch nicht arbeiten können. Im Nachgang wurde deshalb entschiedenen, eine Sammelbestellung für Wassersauger für die Bevölkerung zu organisieren. Wohl aber war die Feuerwehr mit dem Auspumpen von Tiefgaragen beschäftigt. Kattari dankte den fleißigen Feuerwehrlern für ihren schnellen Einsatz.
Es sei bekannt, dass bei Starkregenereignissen neuralgische Stellen, wie die Geigelsteinstraße aber auch der Erlenweg in Mietenkam besonders betroffen sind. In der Geigelsteinstraße seien es zwei Bereiche, in denen sich besonders viel Wasser sammelt. Ein Auspumpen der Überläufe an diesen Stellen führte schnell zur Entspannung. Ihm sei nun nicht bekannt, dass es bei diesem Ereignis zu großen Schäden gekommen ist. Beobachtet wurde zudem auch der Tennbodenbach und es wurden Messungen durchgeführt. Eine Datenauswertung wird folgen. Der Tennbodenbach sei nicht ausgeufert. Interessant sei, dass die Niederschlagsverteilung in den Gemeindebereichen unterschiedlich hoch war. So konnte in der Ringstraße ein mehr als hundertjähriges Niederschlagsereignis gemessen werden, während in Guxhausen der Regen mit einem 10jährigen vergleichbar gewesen sei. Der Tennbodenbach sei mächtig angeschwollen, der Angerbach hingegen floss völlig unauffällig. Wie auch im August 2020 kam es zu ungleichen Niederschlagsverteilungen. Matthias Gerold vom Ingenieurbüro Dippold und Gerold aus Prien konkretisierte die Beobachtungen. Auch er sei überrascht gewesen von dem „termingenauen Regen“, der passend zur Marktgemeinderatssitzung stattfand. Er informierte, dass er sich die Geigelsteinstraße auch zu einem Regenereignis im Juli 2023 angesehen und gefilmt habe. Es habe sich damals um ein zweijähriges Ereignis gehandelt, zumal der Regenguß nur wenige Minuten dauerte. Die Intensität des Regenfalls sei am Montag ähnlich stark gewesen, dauerte jedoch über zwei Stunden, so dass deutlich mehr Wasser niederkam. Der Regen fiel dabei auf gesättigte Wiesen und konnte nicht mehr versickern. Gerold verglich die Daten auch mit dem Hochwasserereignis von 2020. Damals habe ein Hundertjähriges Ereignis stattgefunden. In diesem Fall dürfe das Wasser auch einmal auf einer Straße stehenbleiben, denn bei diesen Regenereignissen, so Gerold, versagt jede Entwässerung. Dass der Niederschlag in verschiedenen Bereichen unterschiedlich hoch ist, werde es auch in Zukunft geben, so der Ingenieur. Dafür sorgen Superzellen, die über den Orten expoldieren und viel Wasser abladen. Wenn es aus heiterem Himmel stürmt, wird es irgendwo stark regnen und nicht unbedingt dort, wo der Sturm wütete, so der Experte.
Entwässerung Geigelsteinstraße und Empfehlung Experte
Wie Gerold informierte, wurden die Absetzschächte und Versickerungsanlagen in der Geigelsteinstraße vermessen und diese seien zu klein dimensioniert. Zudem seien alle drei Sickereinläufe nach 48 Stunden immer noch gestaut. Dies bedeute, dass zu viele Sedimente eingedrungen seien. Man müsse diese freiräumen, säubern und die Sickerfähigkeit überprüfen. Er riet zunächst zu einer Reinigung mit anschließender Überprüfung des Ablaufs. Bürgermeister Kattari ergänzte, dass nach dem Starkregenereignis 2020 eine Machbarkeitsstudie durchgeführt und im April 2021 vorgestellt wurde. Nachdem Zweifel bestanden hatten, wurde diese nochmals überarbeitet und im März 2022 vorgeschlagen, die Planung so zu ändern, dass das Oberflächenwasser mit einer Druckleitung zum Moosbach abgeleitet werden soll. Bedenken der Anwohner in Obermoosbach wurden ernst genommen und nach weiteren Lösungen gesucht. Wie Kattari informierte, wurde 2021 eine Reinigung der Schächte und Abläufe mit Schluckversuchen durchgeführt. Dies werde wiederholt. Dennoch sei der Zustand für die Anwohner der Geigelsteinstraße unbefriedigend. Ein weiterer Vorschlag sei, das Oberflächenwasser zu fangen und Richtung Sportplatz abzuleiten.
Schmutzwasserhauptkanal vergrößert das Problem
Ein weiteres Problem sei die Hauptleitung des Schmutzwasserkanals, der unter der Straße läuft. Bei Starkregen drückt das Wasser aus dem Kanal. „Für die Gestaltung der Straße wie des Schmutzwasserkanals können die Anwohner nichts“, betonte Kattari, wohl aber für Ableitungen des Wassers aus ihren Grundstücken, was bei Starkregen auch beobachtet wurde und zu einer Verstärkung des Problems führt. An verschiedenen Stellen des Schmutzwasserkanals werden nun Messungen durchgeführt. „Das wird zu Veränderungen des Schmutzwasserkanals führen. Doch das wird dauern“, ergänzte der Rathauschef und vermutet, dass dies wohl mehrere Jahre dauern werde. Mit einem dichten Verschließen der Kanaldeckel in der Geigelsteinstraße werde das Problem nur verlagert, so Kattari. Wie eine mögliche Leitungsführung aussehen könne, kann derzeit noch nicht gesagt werden. Man werde aber Synergieeffekte nutzen und Aufgrabungen, die beim Glasfaserausbau anstehen, nutzen. Einstimmig votierte der Rat dafür, die Oberflächenentwässerung mittels einer Druckleitung zu verbessern. Zur kurzfristigen Verbesserung sollen Schächte gereinigt und auf Sickerfähigkeit geprüft werden. tb