Der Grassauer Hefterkultursaal präsentierte sich zur Festmatinee am Sonntag, 29.06.2025, in einem Meer aus Blumen, arrangiert vom Grassauer Gartenbauverein. So konnte der 900. Geburtstag der Gemeinde sowie 60 Jahre Markt Grassau festlich begangen werden. Für den perfekten musikalischen Rahmen sorgte das Grassauer Blechbläserensemble.
An drei Tagen zeigte sich Grassau von seiner schönsten, seiner liebenswerten, individuellen, aber auch traditionell eingebundenen, kreativen, innovativen, modernen wie auch historischen Seite. Nach Musikroas und Kulturmeile war es die sonntägliche Festmatinee, die den offiziellen Höhepunkt der Feierlichkeiten bildete.
Vorab beim Festgottesdienst, zelebriert von Pfarrer Andreas Horn und musikalisch begleitet von der Marktkapelle, beteiligten sich die Fahnenabordnungen wie auch die Trachtenvereine Grassau und Rottau, die Traditionsvereine sowie die Partnergemeinden. Das Bekenntnis zum Glauben gehört traditionell ebenfalls zu so einem hohen Geburtstag. Im Anschluss zogen die Vereine und Gäste gemeinsam im Festzug zum Hefterkultursaal. Die Moderation der Festmatinee übernahm souverän 2. Bürgermeisterin Daniela Ludwig, die sympathisch Würdenträger und Festgäste, darunter stellvertretenden Landrat Sepp Konhäuser, sowie die Bürgermeister der Achentalgemeinden und der Partnergemeinden herzlich in der Kulturhauptstadt des Landkreises Traunstein willkommen hieß. „Tradition ist nicht Halten der Asche, sondern das Weitergeben des Feuers“, so betonte Sepp Konhäuser. In den 900 Jahren der Gemeinde wurde gelebt, gearbeitet, gestritten und gefeiert, meinte er. Was Grassau ausmache, sei der Zusammenhalt über Generationen hinweg. Konhäuser betonte zudem, dass Grassau nicht nur lokal, sondern auch in Europa in der Welt verwurzelt sei. „Wir wissen, was wir an Grassau haben“, sagte er und betonte, dass der Landkreis viel Kultur habe, Grassau dennoch etwas Besonderes sei. Grassau sei ein kulturell und wirtschaftlich starker Partner, ein Ort mit hoher Lebensqualität, Vereinskultur und Gemeinschaftssinn, ein starker Ort mit Geschichte und noch mehr Zukunft!
Freundschaftliche Worte hatte die Bürgermeisterin der südtiroler Partnergemeinde Tscherms, Astrid Kuprian. Sie lobte die Festtage und dankte für die Einladung. 900 Jahre Geschichte und davon 60 Jahre Markterhebung seien Meilensteine und nicht nur historische Zahlen. „Eine starke Vergangenheit, eine gute Gegenwart sind das Fundament der Zukunft“, betonte sie. Grassau sei ein Ort, in dem Tradition gelebt werde und Innovation Einzug gehalten habe. Sie lobte das beeindruckende Programm, das die Vielfältigkeit der Gemeinde zeige und erklärte, dass die Grassauer jederzeit herzlich in Tscherms willkommen seien. Als Geburtstagsgeschenk überreichte die Bürgermeisterin einen besonderen Rosenbusch und einen edlen Tropfen.
Seit 30 Jahren nunmehr besteht auch die Partnerschaft zur Gemeinde Raschau-Markersbach im Erzgebirge und auch diese Partnerschaft wurde gefeiert. Bürgermeister Frank Tröger kam mit starker Delegation von knapp 30 Leuten des Erzgebirgs-Zweig-Vereins. Er war angetan von dem Fest, von der traumhaften Gegend, fügte hinzu, dass auch das Erzgebirge schön sei. Vor 30 Jahren waren es Raimund Schupfner und Henry Solbrig, die den Grundstein für die Partnerschaft legten. Manchmal, so bedauerte es Bürgermeister Tröger, sei es schwierig, vereinnahmt vom Alltag, eine Partnerschaft mit Leben zu füllen. Er hoffe, dass die Vereine die Partnerschaft weiterführen. „Lasst uns den Weg gemeinsam gehen“ rief er den Grassauern zu und überreichte einen Holzlichterbogen, ein Wahrzeichen traditioneller erzgebirgischer Handwerkskunst.
Yves Picarda, Bürgermeister der südfranzösischen Gemeinde Rognonas, seit sieben Jahren nun ebenfalls Partnergemeinde von Grassau, informierte, dass die Folkloregruppe, die die Delegation aus Frankreich begleitete, im vergangenen Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiern konnte. Er dankte Altbürgermeister Rudi Jantke, der nach Jahrzehnten enger Verbundenheit der Gemeinden den Verschwisterungsvertrag unterzeichnete. Er hob das Engagement der Familie Strehhuber hervor, die die Keimzelle des Austausches war und gedachte Konrad Strehhuber. Als Gastgeschenk überreichte er den besonderen Wein „Chateauneuf du Pape“, der besser nach den Gemeinderatssitzungen getrunken werden sollte.
„Komm! Ins Offene, Freund, ruft uns Friedrich Hölderlin entgegen“, sagte Bürgermeister Stefan Kattari. Dies sei Ausdruck tiefer Hoffnung und passe zu Grassau, zum 900.Geburtstag und zum Umgang untereinander. Er verwies auf die Fotoportrait-Ausstellung in den Fenstern des Grassauer Rathauses und wie die Portraitierten ihre Wünsche und Hoffnung beschreiben. Was müsse getan werden, damit die Menschen auch in 100 Jahren ihre Gemeinde noch lebenswert empfinden? fragte er. Manche Dinge werden sich überholen, dafür sorge der technische Fortschritt. Auch in 100 Jahren wird Grassau mit Rottau noch das Tor zum Achental sein. „Wir haben es in der Hand, wie die Wegstrecke in der Zukunft aussieht“, so Kattari wörtlich. Zum Zusammenhalt im Dorf gehören die kleinen und großen Feiern, aber man muss auch feiern können. „Wir wissen, wie man feiert. Und wir sind anders“, davon ist Bürgermeister Kattari überzeugt. Brauchte es doch kein Festzelt, um dieses Fest zu feiern. Die Stimmung bezeichnete er als gigantisch, zumal das ganze Dorf mitfeierte. Weltoffen zeige sich die Gemeinde auch mit ihren drei Partnergemeinden über landes- und Sprachgrenzen hinweg. Er dankte dem Ideengeber für das Kulturfest Dr. Hans-Jürgen Grabmüller, den Vereinen, dem Bauhof, dem Festkomitee, dem Gartenbauverein für die Festsaal-Gestaltung und Caro Zeisberger, der „Miss 900“, bei der alle Fäden zusammenliefen.
Schließlich bat er die drei Bürgermeister der Partnergemeinden auf die Bühne. Mit 2. Bürgermeisterin Daniela Ludwig und drittem Bürgermeister Manfred Huber wurden den drei Bürgermeistern der Partnergemeinden große bronzene Fest-Taler, eine Sonderprägung, überreicht.
Mit einem gemeinsamen Essen, weiterhin bestens unterhalten von den Grassauer Blechbläsern, die ihr 45-jähriges Bestehen feierten, fand das Kulturfest seinen perfekten Abschluss. Am Abend noch durfte das Theaterstück „Regnwurmorakel“ der Grassauer Bauernbühne im Hefterstadel genossen werden. Tb