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Grassauer Gemeindezeitung
Ausgabe 23/2025
Familienstelle Grassau
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Familienstelle Grassau

Kriminalhauptkommissar Karl Heinz Busch.

Frau Kastner von der Familienstelle übergibt ein kleines Dankeschön.

Präventionsveranstaltung mit Karl-Heinz Busch

Es kann jeden treffen und jeder kann Opfer von Trickbetrügern werden. Doch mit den Informationen, die Kriminalhauptkommissar Karl-Heinz Busch für die Grassauer Senioren hatte, wird es den Gaunern schwer gemacht. Sein Rat: „Leg auf, wenn du den Anrufer nicht kennst, fall nicht auf den billigen Trick der Angstmache hinein“. Anhand von Beispielen zeigte er auf, wie diese Verbrecher agieren und die Angst ihrer Opfer ausnützen. Anders als bei den „Rosenheim Cops“ sind die wahren Kriminalfälle komplizierter gelagert und eine Aufklärung gehe auch nicht in kurzer Zeit, so Busch. „Wir machen aber nicht nur Mord und Drogen, sondern auch Präventionsarbeit“, denn jeder vereitelter Betrugsversuch ist gut. „Wie dumm kann man denn sein“, so oftmals die Reaktion Nichtbeteiligter. Doch die Opfer von Trickbetrügern sind nicht dümmer als andere, sie befinden sich jedoch in einer Ausnahmesituation. Und die Zahl der Betrüger nimmt stetig zu. Bis heute, so Busch, konnten die Trickbetrüger im Regierungsbezirks Oberbayern Süd in diesem Jahr eine Summe von 4,2 Millionen Euro erbeuten. „Wir, die richtige Polizei, holen nie Geld, Gold, Wertsachen und Schmuck ab und wir rufen auch nie mit der 110 an. Egal mit welcher Vorwahl. Leg auf, wenn du die 110 siehst, das sind nicht wir“ sagte Busch. Vorsicht ist auch geboten, wenn eine bekannte Nummer, sei es die der Sparkasse oder des Rathauses im Display angezeigt wird, auch diese Institutionen werden nie am Telefon sensible Daten abfragen. Sollte vermeidliche Zivilpolizei vor der Türe stehen, sollte man sich den Dienstausweis zeigen lassen und im Zweifel, heißt es Türe zu und die 110 wählen, und nachfragen, ob der Beamte mit dem Namen wirklich zur Polizei gehört. Die Kollegen in Rosenheim, die den Anruf entgegennehmen, wissen welcher Beamte sich gerade wo befindet, erklärte Busch. Er erklärte, wie perfide die Verbrecher vorgehen, zunächst im Telefonbuch nach alten Namen oder kurzen Telefonnummern suchen und diese dann gezielt anrufen. Die Anrufer sind bestens geschult, arbeiten in einem Callcenter und verstehen es Leute Angst zu machen. Der erste sei der Keiler, der die Vorarbeit übernimmt, dann kommt der Logistiker ins Spiel, der darauf achtet, wie weichgekocht das Opfer bereits ist und letztlich der Abholer, der das Geld zuhause beim Opfer abholt oder am vereinbarten Treffpunkt die Summe in Empfang nimmt. An den Keiler und die Logistiker kommt die Polizei nicht heran, diese sitzen im Ausland und nur der Abholer kann festgenommen werden, bedauerte Busch.

Viele geben unbedarft sehr viele Informationen preis, sei es bei Todesanzeigen mit Traueranschrift und der Dieb weiß, wann niemand im Haus ist. Namen und Adresse stehen zudem im Telefonbuch. Beides ist nicht notwendig. Als Traueradresse bietet sich an, das Bestattungsunternehmen zu nennen und dem Eintrag im Telefonbuch kann man widersprechen. Nicht selten flattern nach der Beerdigung fingierte Anwaltsschreiben ins Haus. Da wird eine ausstehende Zahlung für eine Sexhotline angemahnt und der Schande wegen wird dann auch bezahlt, obwohl der Verblichene nie dort angerufen hat. Mit Angst und Scham kann schnelles Geld gemacht werden. Eine besonders dreiste, aber immer wieder wirksame Masche ist der Schockanruf, wobei eine Person ins Telefon schluchzt und die oder der Angerufene fragt, bist du es „Sabine“, und somit das Kind beim Namen nennt. Sogleich wissen die Gauner, um wem man sich sorgt. Vorsicht bei solchen Fragen. Zudem sollte man mit den eigenen Kindern immer ein Codewort vereinbaren, dass nur untereinander bekannt ist und man so weiß, ob man mit der richtigen Person spricht. Dies ist umso wichtiger, da mit KI nun auch die Stimmen perfekt nachgeahmt werden können. Bei diesem Schockanruf wird meistens behauptet, dass das Kind in einen tödlichen Verkehrsunfall verwickelt ist und eine Kaution hinterlegt werden muss, damit das Kind nicht im Gefängnis landet. Diese Anrufe gibt es nicht, das sind Gauner-Schockanrufe. „Leg-auf“, riet der Experte. Rufe dein Kind an und vergewissere dich, dass alles in Ordnung ist. Vorsicht auch vor Nachrichten mit dem Wortlaut „Mama, ich habe mein Handy verloren, bitte speichere die Nummer ab.“ In der nächsten Nachricht wird bereits nach Geld gefragt. Eine Abzocke sind auch Ping-Anrufe. In diesem Fall klingelt das Telefon nur ganz kurz und verleitet zum Rückruf. Doch dieser kann teuer werden. Letztlich warnte Busch vor Love Scamming. Auf Internet-Partnerbörsen tummeln sich Gauner, die keine Liebe, sondern Geld suchen, über Monate Vertrauen aufbauen, die Einsamkeit ausnützen, um dann große Summen an Geld abzugreifen. Mit vielen Beispielen und in gewohnter lustiger, dann doch der Sache entsprechend ernster Manier warnte Busch die Senioren. Gestärkt und im Bewusstsein, solchen Gaunern nicht auf den Leim zu gehen, wurde der Nachmittag, organisiert von der Familienstelle, beendet. Tb