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Grassauer Gemeindezeitung
Ausgabe 24/2025
Das Rathaus berichtet
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Das Rathaus berichtet

Konflikte beginnen im Kleinen, mahnte Bürgermeister Stefan Kattari

Mit Kanonensalut, mit Kranzniederlegung und Musik an die Opfer erinnert

Von dem Donnerhall der Kanonenschüsse aufgeschreckt, flogen Vögel wild über dem Kriegerehrenmal in Grassau umher. Das gefallene Herbstlaub untermauerte neben den lauten Schüssen die Bedeutung des Volkstrauertags und die Notwendigkeit, immer wieder an die Opfer von Kriegen zu erinnern. Pfarrer Andreas Horn zelebrierte den Gottesdienst und die Andacht am Kriegerdenkmal.

Die große Glocke, die nicht nur am Volkstrauertag läutet, sondern auch jeden Donnerstag um 18.30 Uhr erklingt, wurde von den dankbaren Kriegsheimkehrern des zweiten Weltkrieges gestiftet und erinnert daran, was überstanden wurde, informierte Pfarrer Andreas Horn. „Die damaligen Opfer sind nicht vergessen“, betonte er. Um das Andenken aufrechtzuhalten, wurde der Volkstrauertag eingeführt. Dieser Tag sei nicht nur ein Tag der Rückschau, betonte Bürgermeister Stefan Kattari. „Wir finden hier jedes Jahr aufs Neue zusammen und zueinander, weil wir alle die Worte ‘Nie wieder!’ denken. Nie wieder deutet geradewegs in die Zukunft. Was kann man beitragen, um die Welt freundlicher zu machen? Der Wunsch mancher, die Putins dieser Welt so lange zusammenzusperren, bis sie sich friedlich geeinigt haben, das liegt nicht in unserer Macht“, so Kattari. Unsere Macht liege jedoch darin, was man denkt und was man sagt. Er meinte, dass alle körperliche Gewalt bis hin zum Krieg mit Worten vorbereitet wurde. Kattari betonte, dass Diskussionen rauer geführt werden und Umgangsformen zunehmend verrohen und mit dem Zusatz, dass man dies ja wohl noch sagen dürfe, verteidigt werden. Er fragte, ob es nicht doch manchmal einen Grund gebe, Sätze nicht zu sagen, vielleicht um das Gegenüber nicht zu verletzen, oder um die eigene Seele nicht zu vergiften. Kattari dachte laut darüber nach, ob man das Gegenüber als Gegner, den es zu besiegen gilt, sieht, weil man sich im Recht glaubt, oder sieht man den Mitmenschen, der sich ebenfalls im Recht fühlt. „Konflikte beginnen im Kleinen. Der Frieden in der Welt aber auch. Sorgen wir gemeinsam für mehr Frieden. Fangen wir an. Hier und jetzt“, rief Kattari auf.

Für den VdK Ortsverband Grassau-Rottau legte Vorsitzender Franz Heuberger einen Kranz nieder. Man gedenke den Opfern von Gewalt und Kriegen, den Kindern, Frauen und Männern aller Völker, den Verfolgten und Getöteten von Minderheiten, die wegen ihrer Rasse oder Behinderung, aufgrund von Widerstand oder ihrer Überzeugung ermordet wurden. Man trauere auch um die Opfer dieser Tage, um Soldaten, Polizisten und Einsatzkräfte, die durch Hass und Gewalt zu Opfern wurden. Heuberger sprach von Verantwortung, den Frieden zu Hause und in der ganzen Welt zu erhalten.

Ebenfalls bewegende Worte fand der Vorsitzende der Krieger- und Soldatenkameradschaft Martin Maier. Man gedenke derer, die im Krieg ihr Leben verloren, den jungen Menschen aus Grassau, die nie mehr heimkamen. Maier verwies auf die Tafeln mit den Namen derer, die viel zu früh aufgehört haben zu leben. Sie starben fern der Heimat und gehören doch dazu. In diesen Zeiten spüre man wie noch nie den nahen Krieg und dass der Frieden nicht selbstverständlich ist. Lange habe man in Europa in Frieden gelebt. „Wir wissen, was Zusammenhalt heißt. Wir müssen nach vorne schauen und uns fragen, was wir für den Frieden tun können“, sagte Maier. Frieden und Freiheit haben ihren Preis. „Wir leben in einem demokratischen Bayern und haben den festen Willen, uns für Frieden und Menschlichkeit einzusetzen und Verantwortung zu übernehmen“, so Maier. Wie es seit Jahrzehnten der Brauch ist, so folgte zum Abschluss auch hier das „Lied des alten Kameraden“, gespielt von der Blasmusi Grassau. tb