Viele Gefahren lauern in Grassau auf der Bahnhofstraße auf Höhe der Abzweigungen des Lindenfeldwegs und der Aichstraße. Mehr Sicherheit würde ein Kreisverkehr bringen. Von einer „historischen Chance“ war nun im Marktgemeinderat die Rede. Planer Gerhard Hajer vom Planungsbüro BEGS erläuterte das Verkehrs- und Parkraumkonzept und stieß besonders mit dem Vorschlag, an der Gefahrenstelle auf Höhe des Ortsteils Viehhausen einen Kreisverkehr anzulegen, auf großen Zuspruch.
Schon vor einigen Jahren hatte die Gemeinde das Verkehrs- und Parkraumkonzept in Auftrag gegeben und über Möglichkeiten der Verbesserung von Straßenführungen diskutiert. Für einzelne, interessante Bereiche erfolgten grobe Kostenschätzungen. Als Ziel gab Bürgermeister Stefan Kattari nun an, eine Prioritätenliste zu erstellen.
Mit der Maßnahme Kreisverkehr Richtung Viehhausen an der Kreuzung Lindenfeldweg, Aichstraße und Bahnhofstraße begann Hajer seine Auflistung. Das Staatliche Bauamt in Traunstein habe signalisiert, dass es einem Kreisverkehr mit einem Durchmesser von 29 Metern zustimmen würde. Die Zustimmung des Staatlichen Bauamts ist erforderlich, weil die Bahnhofstraße eine Bundesstraße ist und damit im Zuständigkeitsbereich der Behörde liegt. Die Haltestelle Seibold würde – im Falle der Anlage eines Kreisels – aus der Busbucht auf die Straße verlegt, so der Planer weiter. Die vier Arme des Kreisverkehrs würden jeweils mit einer Insel für Fußgänger und Radfahrer ausgeführt. Um den Kreisverkehr zu realisieren, wäre ein Grundstücksankauf notwendig. Wie Bürgermeister Kattari hinzufügte, wäre der Grundstückseigentümer der Hofstelle zur Veräußerung bereit. Olaf Gruß sprach von einer „historischen Chance“. Sollte dort nach Abbruch des alten Bauernhauses eine neue Bebauung entstehen, wäre diese Möglichkeit vergeben. Die Busbucht werde aufgegeben, erklärte Bürgermeister Kattari auf Nachfrage von Kathi Schmuck. Das Halten des Busses auf der Straße werde als sicherer gewertet. Steht ein Bus in der Busbucht, müsste der Verkehr mit Schrittgeschwindigkeit daran vorbeifahren, was aber nur selten vorkommt. Aktuell sei das Stehen auf der Straße sicherer, da der hintere Verkehr dann ebenfalls stehen müsse. Hajer fügte hinzu, dass es hier auch nur kurze Standzeiten gebe. Eine weitere Möglichkeit, diesen Bereich zu entschärfen, wäre eine Abbiegespur. Dann jedoch, so Hajer, würde eine Ampel benötigt. Von den Kosten her gesehen spiele es kaum eine Rolle, ob ein Kreisverkehr oder eine Abbiegespur mit Ampel realisiert werde. Bei beidem werde zudem Raum benötigt. Der Kreisverkehr sei jedoch die bessere, sicherere und für den Verkehrslauf optimale Lösung. Die Kosten ohne Grunderwerb schätzte der Planer auf 540 000 Euro. Ob der Bau eines Kreisverkehrs gefördert wird, zumal es sich mit der Bahnhofstraße um eine Bundesstraße handelt und die Baulast beim Bund liegt, sei offen. „Diese Kreuzung ist der Angstgegner aller Eltern“, sagte Daniela Ludwig. Sie betrachtete die Entschärfung durch einen Kreisverkehr ebenfalls als große Chance und fragte, ob der Kreisverkehr diese Ausmaße haben müsse – was der Planer bejahte. Es handle sich um eine Bundesstraße und zugleich um eine Autobahnumleitungsstrecke. Richard Schreiner stand, wie er sagte, schon oft an dieser Kreuzung. Er wisse von den Gefahren, die dort lauern. Dass hier ein Kreisverkehr gebaut werden kann, habe er sich nicht zu wünschen getraut. Auch Tom Göls sah die Planung positiv. Er betonte, dass gerade der Lindenfeldweg auch von vielen Radfahrern und Kindern, die die Marquartsteiner Schulen besuchen, genutzt werde. Zum Zeitplan meinte der Bürgermeister, dass die Bundesstraße von Viehhausen bis zum Kreisverkehr Staudach in den nächsten Jahren erneuert werde. Dann werde diese Maßnahme interessant. Sicher sei auch, dass sich das Ortsbild ändert, wenn die Hofstelle entfällt. Sollte wieder eine bauliche Nutzung des Bereichs erfolgen, dann müsste sich das Gebäude in das Ortsbild einfügen.
Als zweiten Bereich, der eine Überplanung erfuhr, erläuterte Hajer den Kreisverkehr in der Ortsmitte mit der Einfahrt Ortenburgerstraße. Hier könnte der Trichter erweitert werden, um die Einfahrt auf die Bahnhofstraße aufzuweiten. Ein Längsparkplatz müsste hierfür geopfert und das Hochbord abgesenkt werden. Kosten in Höhe von 120 000 Euro würden entstehen.
Für das Gremium hat diese Maßnahme nur eine geringe Priorität. Mittelfristig umgesetzt werden könnte hingegen der Einbau einer Querung im Bereich Kucheln auf der einen und Hindling auf der anderen Seite. Die Querungshilfe sollte 2,50 Meter aufweisen. Hajer sprach von einer einfachen, aber ihren Zweck gut erfüllenden Maßnahme. Die Kosten schätzte er auf rund 155 000 Euro. Der Erwerb eines kleinen Grundstücks sei notwendig.
Keinen Zuspruch fand das Projekt, einen Fahrbahnteiler in Kucheln am Ortseingang West in die Straße zu integrieren, um die Geschwindigkeit der Fahrzeuge abzubremsen. Die Kosten von rund 150 000 Euro hielt der Gemeinderat im Vergleich zur erzielten Verbesserung für zu hoch.
Mit 925 000 Euro würde ein Wanderparkplatz in Kucheln ebenfalls zu hohe Kosten verursachen. Der Parkplatz könnte zwar mit einfachen Mitteln hergestellt werden. Auch der Grunderwerb wäre nicht das Problem, wohl aber die vom Straßenbauamt geforderte Abbiegespur. „Das treibt die Kosten in die Höhe“, so Planer Hajer.
In die Prioritätenliste des Rats wurde dafür ein begrünter Fahrbahnteiler in Rottau Ortseingang West mit Kosten von 350 000 Euro aufgenommen. Hajer sprach von einer effektiven Maßnahme, um den Verkehr an der Ortseinfahrt zu beruhigen. tb