Von: Manuel Hinmüller
„Wann kommt endlich der Bus?“ In einigen Regionen lautet die Antwort: „Wenn ich ihn rufe“. Dort gibt es sogenannte Rufbusse. Im Landkreis Traunstein bemühen sich gerade fünf Chiemsee-Gemeinden, so einen Service auf den Weg zu bringen.
Von A nach B kommen, ohne Auto oder Zug. Einfach auf Abruf. Das ermöglichen sogenannte Rufbus-Services. Die Busse fahren ohne festgelegten Fahrplan oder Route. Der Fahrgast bestimmt per App oder Anruf den Zeitpunkt, Abhol- und Zielort, der Bus holt ihn dann an einer festgelegten Haltestelle ab. Andere Kunden, die ein ähnliches Ziel haben werden auf dem Weg eingesammelt. So ein Service ist auch in fünf Chiemsee-Gemeinden des Landkreises Traunstein geplant.
Kleine Ortsteile können von ÖPNV nicht erschlossen werden
Wie ein Sprecher des Landratsamts auf Nachfrage der Chiemgau Zeitung erklärt, sei in einigen Gemeinden im vergangenen Jahr die Idee dazu aufgekommen. „An einer Detailplanung für eine Umsetzung sind nun Seeon-Seebruck, Chieming, Grabenstätt, Übersee und Grassau interessiert und auf das Landratsamt für eine weitere Ausarbeitung zugegangen.“
Den Startschuss für die Idee gab die Gemeinde Chieming, die 2022 ein Verkehrskonzept für den gemeindlichen ÖPNV entwickeln ließ. „Das Problem ist, unsere Gemeinde hat 37 Ortsteile und die können Bahn und Linienverkehr nicht erschließen“, sagt Chiemings Bürgermeister Stefan Reichelt. Das sei auch in den umliegenden Gemeinden der Fall, wie die Bürgermeister von Seeon-Seebruck, Martin Bartlweber, und von Übersee, Herbert Strauch, berichten.
Rufbus Rosi kann am Chiemsee nicht erweitert werden
Interesse hatte bei Reichelt der Rufbus-Service „Rosi“ geweckt, der seit Mai 2022 im Landkreis Rosenheim unterwegs ist. Der ehemalige CSU-Landtagsabgeordnete Klaus Stöttner hatte damals die Idee, dieses Projekt auf den Weg zu bringen. „Meine Erkenntnis war, dass sich da mehrere Gemeinden zusammengeschlossen haben und deshalb habe ich auch die Bürgermeister der Nachbargemeinden eingeladen, um mit ihnen über einen Rufbus zu sprechen“, teilt Reichelt mit. Auch diese zeigten sich überzeugt. „Wir waren mit Klaus Stöttner im Austausch und mein erster Gedanke war, Rosi zu erweitern“, sagt Bürgermeister Bartlweber. „Das Problem ist aber, Rosi kann fördertechnisch nicht erweitert werden.“ Nach den Beratungen wendeten sich die Gemeindevertreter an das Landratsamt Traunstein, um den Rufbus „Traudl“ auf den Weg zu bringen. Dieser Name sei aber noch nicht fixiert, wie der Sprecher des Landratsamts erklärt. Es handle sich hierbei um den gängigen Projekttitel „bei welchem es aber aller Voraussicht nach auch bleiben wird“. Das Landratsamt wurde dann damit beauftragt, die Verkehrsplanung durchzuführen.
Beschlüsse zu „Traudl“ voraussichtlich in nächsten Sitzungen
Es ist nicht das erste Projekt dieser Art im Landkreis. Als Nachfolger des Vario-Busses wurde vergangenen Oktober bereits das Rufbus-Angebot „Rupi“ eingeführt. Es bedient täglich Haltestellen rund um den Waginger See in den Gemeinden Fridolfing, Kirchanschöring, Petting, Taching am See, Tittmoning und Waging am See. Weil Services wie Rosi und Rupi den Rufbus-Systemen mehr Aufmerksamkeit gaben, hat der Landkreis auch ein Förderprogramm für die Umsetzung beschlossen, wie der Sprecher des Landratsamts mitteilt. Auf dieser Basis unterstütze der Landkreis personell, organisatorisch und finanziell die Planung und den Betrieb solcher gemeindeübergreifenden On-Demand-Verkehren. „Grundsätzlich finanzieren daher die Gemeinden zusammen mit dem Zuschuss des Landkreises flexible Bedarfsverkehre dieser Art.“ Zusätzlich würden auch Fördermittel des Freistaats Bayern für solche Projekte zur Verfügung stehen. Die Ausarbeitungen des Landratsamts werden nun in den entsprechenden Gremien vorgestellt. Der Rufbus ist derzeit mit zwei Fahrzeugen geplant. Der Bedienzeitraum hänge dabei stark von den Kosten ab. Daher werden noch unterschiedliche Varianten erarbeitet. Man möchte sich auch stark an Rosi orientieren. Grundvoraussetzung für die Umsetzung ist die Förderfähigkeit durch die Regierung, da es sonst durch die Gemeinden schlichtweg nicht finanzierbar sei. Voraussichtlich in den kommenden Sitzungen sollen die Gemeinden dann eine Entscheidung fällen, ob sie das Projekt „Traudl“ weiterverfolgen. Die Beratung in Grassau erfolgt voraussichtlich im April.