Für die kleinen, fadenhängenden Puppen wurde der Heftersaal zur großen Showbühne. 20 einzigartige, handgefertigte Marionetten mit ganz besonderen charakteristischen Eigenschaften überraschten das erwachsene Publikum mit lustigen, aber auch akrobatischen Einlagen. Im gut besuchten Saal feierte die Marionetten-Show unter dem Motto „Varieté Leo und Co“ einen großen Erfolg.
Puppen wie auch Marionetten werden gerne mal in den Bereich der Kinderunterhaltung gedrängt. Doch weit gefehlt, wie bei dieser Aufführung zu sehen war. Das begeisterte Publikum feierte die kleinen Akteure, zeigte sich beeindruckt von der Handwerkskunst, die hinter jeder Figur steckt und von dem Einfallsreichtum, wie die Marionetten zum Leben erweckt wurden. Gottfried Munkler betrat in offener Spielweise mit seinem Conférencier, dem schönen, anmutigen Löwen Leonhardo die Capriochosa, die Bühne und ließ seine Figur durch den Abend führen. Man durfte Zwerg Filzbart auf seinem Weg zur Arbeit begleiten und sehen, wie dieser den Wald auf seine Art erkundet, dann trommelten sich die süßen vier Pilzköpfe, geführt von Gottfried und Renate Munkler, in die Herzen der Zuschauer. Schließlich zeigte ein Fahrraddompteur sein Können, trat kräftig im Outfit der zwanziger Jahre in die Pedale. Dann trat der herrische König auf, verglich die Monarchie mit der Demokratie, bedauerte, dass sein Leibkoch hinter Gittern sitzt und betonte, dass früher ein Minister ein Diener, ein Servus war. Heute wollen die Minister dem Volk einheizen, in dem sie die Heizung herunterdrehen. Früher wurde getafelt und heute sitzen die Ärmsten an der Tafel. Auch waren die Menschen früher sechs Tage lang Vegetarier. Er, der König, möchte die „Demokrachie“ haben. Es wurde viel gelacht, obwohl so mancher wahre Kern in der Ansprache des Königs lag. Weiter durften die Zuschauer Kuniberts erste Schlittschuhversuche auf dem Eis begleiten und hatten wenig Mitleid mit dem mitleidigen Fakir. Mit einem kleinen Märchen, einer zauberhaften großen Figur und kleinen Marionetten begeisterten die beiden Spieler. Starallüren zeigte der Klaviervirtuose Bardolino und Skeletto Krüppi spielte die Hitparade des Todes. Danach ließ die Bauchtänzerin ihre Hüften kreisen und schließlich lieferten sich noch der Mamelucke und der Marionettenspieler einen erbitterten Schwerterkampf. Zum krönenden Abschluss der zweistündigen Show trat die fadenhängende Putzfrau auf und wetterte über ihren Mann und über so manch andere Personen, die unnötigen Mist produzieren.
Es war faszinierend, ein überaus unterhaltsamer Abend. Die Premiere auf der großen Bühne ist gelungen und viele wünschen sich, dass dies eine Fortführung findet. Die Marionetten durften dann auch noch genauer betrachtet werden und Gottfried wie Renate Munkler informierten, wie die Puppen entstehen und dass bereits beim Erschaffen schon der Charakter festgelegt werde. tb