In unserer amerikanischen Partnerstadt Millstadt in Illinois herrscht seit Beginn des Ukrainekonfliktes tiefe Betroffenheit und Mitgefühl für die Flüchtlinge aus der Ukraine. Wie bei uns in Europa, beobachtet auch dort die Bevölkerung den russischen Überfall auf die autonome Ukraine mit Ängsten und Sorgen um den Weltfrieden. Unschuldige Zivilpersonen werden gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und die Flucht Richtung Westen anzutreten. Über Jahre erworbenes Hab und Gut musste binnen kürzester Zeit aufgegeben und zurückgelassen werden.
Mit Ausbruch des Krieges und der darauffolgenden Flüchtlingsbewegung in Richtung Westeuropa, besonders aber auch nach Deutschland und so auch nach Groß-Bieberau, erwuchs bei unseren amerikanischen Freunden der Wunsch, sich in die Groß-Bieberauer Hilfsprojekte für die Flüchtlinge einzubringen. Schon seit Anfang März besteht hier ein ständiger persönlicher Kontakt durch Telefon und Internet zwischen den Mitgliedern der Partnerschaftsorganisationen von Millstadt und Groß-Bieberau unter Federführung vom Bieberauer Altbürgermeister Edgar Buchwald und Danny Verdam, Mitarbeiter im Groß-Bieberauer Kulturamt.
Im Rahmen der städtepartnerschaftlichen Solidarität – auch über den Atlantik hinweg – entstand in Millstadt die Idee zur Gründung eines Ukraine-Hilfsfonds. Die dabei gesammelten erheblichen Spendengelder haben mittlerweile Groß-Bieberau erreicht und sollen zielgerichtet für die Integration der Flüchtlinge in Groß-Bieberau eingesetzt werden. So konnten z. B. für den Sprachunterricht 40 Bücher und Schreibmaterialien beschafft werden. Weitere Unterstützung erfolgte u.a. bei der Finanzierung von Lehrkräften für den täglichen Sprachunterricht und der Beschaffung dringend benötigter Taschenrechner für den Unterricht in den Integrationsklassen der Albert-Einstein-Schule. Ein Sprach- und Integrationskurs für 10 ukrainische Flüchtlinge hat letzte Woche begonnen und wird aus diesem Fonds finanziert.
Die Beschaffung von Fahrrad-Reparaturmaterial wurde unterstützt. Damit konnten die aus der Bevölkerung gespendeten Fahrräder sachgerecht instandgesetzt und repariert werden. Zusätzlich wurden Fahrradschlösser und Fahrradhelme besorgt, um ein sicheres Fahrradfahren zu ermöglichen.
All dies war nur mit Hilfe unserer amerikanischen Freunde möglich und diese gegenseitige Unterstützung zeigt, wie dringend notwendig und wichtig internationale Kontakte zwischen den Kommunen sind. Nur durch jahrelang gepflegte Verbindungen und Freundschaften entsteht gegenseitiges Verstehen, aus dem heraus wiederum Verständnis und Unterstützung in Krisensituationen resultieren kann. Dies ist ein Beispiel für gelebte Solidarität über Ländergrenzen und Kontinente hinweg, für die wir unseren amerikanischen Freunden sehr dankbar sind.
#erlebenswertvoll