Im Rahmen der Projektwoche der Albert-Einstein-Schule wurde zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus am letzten Donnerstag für Frau Gertrud Neidhardt auf dem Grundstück von Familie Pektas in der Bahnhofstrasse 53 ein sog. Stolperstein verlegt. Der Gedenkstein hat eine Messingoberfläche, auf der Name und biografische Daten des Opfers, der Zeitpunkt der Deportation und der Deportationsort eingraviert sind. Seit 1997 setzt der Kölner Künstler Gunter Demnig diese zehn mal zehn Zentimeter großen Betonquader mit eingelassener Messingplatte in den Boden vor ehemaligen Wohnhäusern und Wirkungsstätten von Opfern des Nationalsozialismus. Dieser Gedenkstein für Frau Neidhardt wurde ursprünglich im Jahr 2011 verlegt und war in Folge einer Eigentumsübertragung des Grundstücks und Bauarbeiten entfernt worden. Nun wurde dieser im Rahmen einer Zeremonie, an der auch deren Enkelin zusammen mit ihrem Ehemann, sowie Bürgermeisterin Vogt, Pfarrer Bähringer und zahlreiche Gäste teilnahmen, feierlich vor dem Treppensatz des Hauses in der Bahnhofstrasse neu eingelassen. Zahlreiche Rosen wurden von den Schülerinnen und Schülern der Albert-Einstein-Schule sowie der Familie Neidhardt dabei niedergelegt.
Die Schülerinnen und Schüler hatten sich im Rahmen ihrer Projektwoche unter Leitung von Leonie Kapelke, Steffen Baensch und Ruben Schaal intensiv mit dem Thema „Juden in Groß-Bieberau während des Nationalsozialismus“ auseinandergesetzt und insbesondere das Schicksal von Frau Dr. Neidhardt erforscht, die 1943 aus Groß-Bieberau nach Ausschwitz deportiert und dort ermordet wurde.
Unterstützt wurde das Projekt von dem Archivar der Stadt Groß-Bieberau Georg Krell zusammen mit unserer Jugendpflegerin Kristina Götz. Vorausgegangen war ein Antrag aus der Stadtverordnetenversammlung, zusammen mit der Albert-Einstein-Schule zu recherchieren, ob noch weitere Stolpersteine in Gedenken an unsere ehemaligen jüdischen Mitbürger verlegt werden könnten. Daraus resultierte dieses Projektwoche, die jetzt mit dieser Gedenkstunde endete.
Redebeiträge von Schülerinnen, Lehrerin Leonie Kapelke, sowie Pfarrer Sebastian Behringer erinnerten an die Bedeutung des Gedenkens und mahnten zur Wachsamkeit gegenüber jeglicher Form von Antisemitismus und Rassismus in der heutigen Zeit. Bürgermeisterin Frau Vogt betonte wie bedeutsam es ist, die Geschichten der Opfer nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und hob dabei hervor, wie wichtig es ist, diese Erinnerungen lebendig zu halten. Wichtig war allen zu betonen, dass diese Gedenkstunde nicht nur ein Akt des Erinnerns ist, sondern vor allem auch ein eindringlicher Appell, die Lehren aus der Geschichte zu ziehen und aktiv für eine friedliche und gerechte Welt einzutreten.
Die Gedenkstunde fand ihren musikalischen Abschluss mit dem Lied „Hevenu Shalom Alechem“, das von Johanna Wasen auf der Oboe und ihrer Lehrerin Tabea Hofmann auf dem Saxophon vorgetragen wurde und die Anwesenden in stille Rührung versetzte.