(DEKRA). Autofahrer sollten sich auf winterlichen Straßen nicht allein auf die Hilfe der elektronischen Assistenten im Auto verlassen, erinnern die Sachverständigen von DEKRA. „Selbst Systeme wie das Elektronische Stabilitäts-Programm oder das Anti-Blockier-System können nicht jeden Fahrfehler ausgleichen“, sagt Stefanie Ritter, Unfallforscherin bei DEKRA. „Schon gar nicht können die elektronischen Systeme die physikalischen Grenzen außer Kraft setzen. Werden diese überschritten, wenn etwa zu schnell gefahren wird, kann kein System verhindern, dass das Fahrzeug aus der Kurve fliegt. Auch mit modernster Elektronik an Bord ist insbesondere bei Nässe, Eis und Schnee eine vorsichtige und umsichtige Fahrweise angesagt.“
Damit die elektronischen Helfer, wie etwa Notbremsassistent, Spurhaltesystem oder Abstandswarner, immer zuverlässig arbeiten, sollten Autofahrer vor dem Losfahren auch darauf achten, dass die Sensoren und Kameras rund ums Fahrzeug sauber und von Schnee und Eis befreit sind.
Pedelec im Winter: Früheres Aus für den Akku
Pedelec-Fahrer müssen sich in der kalten Jahreszeit auf eine geringere Reichweite ihres Gefährts einstellen. Bei Kälte erhöht sich der elektrische Widerstand einer Batterie, sodass sie weniger Energie liefern kann als bei höheren Temperaturen. „Um mit dem Pedelec die optimale Reichweite zu erreichen, sollte man erst kurz vor dem Start mit dem Akku in die Kälte gehen“, empfiehlt Andreas Richter vom Competence Center Elektromobilität bei DEKRA. Auch eine Thermoschutzhülle kann den Akku länger warmhalten und die Reichweite erhöhen. Der Effekt hängt jedoch stark vom Batteriemodell und vom Fahrprofil ab. Sie lohnt sich in der Regel nur, wenn die Akku-Reichweite ausgeschöpft wird und unterwegs keine Möglichkeit zum Aufwärmen oder Zwischenladen besteht. Bei längeren Fahrten an kalten Tagen kann es sinnvoll sein, ein Ladegerät mitzunehmen, um unterwegs nachladen zu können. Wer sein Pedelec im Winter lieber im Keller stehen lässt, sollte darauf achten, dass der Akku nicht dauerhaft ans Ladegerät angeschlossen ist. Dieser übersteht die Pause am schonendsten, wenn er etwa zur Hälfte geladen ist.
Radweg neben der Fahrbahn: Abbieger müssen warten
Konflikte beim Abbiegen
Jährlich über 31.000 Verletzte
Zwischen Abbiegern und Fußgängern oder Radfahrern kommt es immer wieder zu Konflikten, warnen die Unfallforscher von DEKRA. Dabei handelt es sich nicht um Einzelfälle, wie der Blick in die amtliche Statistik zeigt. Im Jahr 2019 wurden durch Fehler der Fahrer beim Abbiegen insgesamt über 31.000 Menschen verletzt, 172 wurden getötet. „Vielen Fahrern ist beispielsweise nicht klar, dass Fußgänger und Fahrradfahrer gegenüber einem Abbieger generell Vorrang haben, wenn sie die Fahrbahn queren, in die eingebogen wird, solange dies nicht durch eine Ampel anders geregelt ist“, sagt Markus Egelhaaf, Unfallforscher bei DEKRA.
So stellt die Straßenverkehrsordnung klar, dass auf zu Fuß gehende Personen besondere Rücksicht zu nehmen ist. Wenn nötig, muss das abbiegende Fahrzeug warten. Das gilt auch, wenn Fahrräder und Schienenfahrzeuge auf oder neben der Fahrbahn in der gleichen Richtung fahren. Ein Abbiegen liegt immer dann vor, wenn ein Fahrzeug durch eine Richtungsänderung die bisher genutzte Fahrbahn verlässt und aus dem gleichgerichteten Verkehr herausfährt, etwa in eine andere Straße, in einen Parkplatz oder bei einer Autobahnausfahrt. Dazu gehört im Übrigen auch das Ausfahren aus einem Kreisverkehr. Somit genießen kreuzende Fußgänger und Radfahrer auch hier Vorrang.
Um Fußgänger und Radfahrer in Abbiegesituationen besser zu schützen, dürfen Kraftfahrzeuge über 3,5 t seit April 2020 innerorts beim Abbiegen in vielen Fällen nicht schneller als Schrittgeschwindigkeit (4 bis maximal 10 km/h) fahren. Diese Regelung soll dazu beitragen, die meist folgenschweren Unfälle im Toten Winkel großer Fahrzeuge zu vermeiden. Für Fußgänger und Radfahrer ist in solchen Situationen aber nach wie vor größte Vorsicht und Aufmerksamkeit geboten: An der Ampel als Radfahrer nicht direkt neben Lkw oder Bussen warten, sondern hinter dem Fahrzeug bleiben und mit Rechtsabbiegern rechnen. Für Fußgänger ist wichtig, sich auf den Verkehr zu konzentrieren und sich zum Beispiel nicht vom Smartphone ablenken zu lassen. Fahrer wiederum dürfen nicht vergessen, rechtzeitig den Blinker zu setzen und natürlich beim Abbiegen besonders auf kreuzende Fußgänger achten.
Mehr Sicherheit für automatisierte Autos: Prüfer brauchen Fahrzeugdaten
In Hinblick auf die künftige Vernetzung und Automatisierung von Automobilen hat die Sachverständigen-Organisation DEKRA einen gesetzlich geregelten Zugriff auf die sicherheits- und umweltrelevanten Daten von Kraftfahrzeugen gefordert. „Für die Verkehrssicherheit der Zukunft wird es entscheidend sein, dass die Systeme hoch automatisierter Fahrzeuge über ihren gesamten Lebenszyklus zuverlässig funktionieren. Um dies sicherzustellen, müssen sie sinnvoll geprüft werden können“, sagte DEKRA Vorstandschef Stefan Kölbl. Dazu aber brauchen die Überwachungsorganisationen den unverfälschten und vollständigen Zugriff auf den Teil der Fahrzeugdaten, der für die Fahrzeugüberwachung von Bedeutung ist. Nur damit sei es möglich, die sicherheits- und umweltrelevanten Systeme jederzeit auf Defekte, Fehlfunktionen oder Manipulationen zu prüfen. Die Lieferung der Daten über einen Server des Fahrzeugherstellers werde diesen Anforderungen nicht gerecht. DEKRA schlägt als Datentreuhänder ein „Trust-Center“ vor, das die Daten als vertrauenswürdige und unabhängige Instanz im staatlichen Auftrag verwaltet. Kölbl wies auch darauf hin, dass ein Fahrzeug durch Updates grundlegend verändert werden könne. Deshalb werde es mittelfristig nicht mehr genügen, den Zustand eines Fahrzeuges wie bisher alle zwei Jahre bei der Hauptuntersuchung zu prüfen. Nötig werde dann eine anlassbezogene Untersuchung.