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Hallo Franken
Ausgabe 1154/2022
Landkreis
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Vernetzung Medizin trifft Zahnmedizin

Die Referenten und die Veranstalterinnen mit dem Landrat (v.l.): Herrn Dr. Samir Murad, Frau Maria Schrüfer, Herrn Prof. Dr. Dr. Marco Kesting FEBOFMS, Frau Bärbel Matiaske, Herrn Landrat Dr. Hermann Ulm

Für die beste Behandlung unserer Bürgerinnen und Bürger

Landkreis Forchheim (lra-fo). Landrat Dr. Hermann Ulm konnte nach CORONA-bedingter Pause am 18. Mai 2022 die zweite Vernetzungsveranstaltung „Humanmedizin und Zahnmedizin im Dialog“ eröffnen. Dazu hatten auf Initiative der Arbeitsgruppe „Sektor-übergreifende Kommunikation“ der Gesundheitsregionplus der Forchheimer Förderkreis für Qualitätsorientierte Zahnheilkunde - unter Vorsitz von Maria Schrüfer - und das Ärztenetz UGeF die Hausärzte, die Fachärzte, die Zahnärzte, die Kieferorthopäden und die Mund-/Kiefer- und Gesichtschirurgen in der Region zur Fortbildung eingeladen.

Ziel der Veranstaltungsreihe ist es, durch den direkten Kontakt von Haus-/Fachärzten mit den Zahnärzten eine engere Zusammenarbeit im Sinne der Patienten zu fördern. Das diesjährige Dialogforum steht unter dem Motto des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege (StMGP), das für das Jahr 2022 den „Herzinfarkt“ bzw. „Herz-gesund“ zum Jahresschwerpunktthema erkoren hat.

Dr. Samir Murad, Chefarzt der Klinik für Kardiologie am Klinikum Forchheim - Fränkische Schweiz am Standort Ebermannstadt legte den aktuellen wissenschaftlichen Stand zur besten Prophylaxe einer Endokarditis - eine Entzündung der Herzinnenhaut - dar und klärte die Frage, in welchen Fällen eine Zahnbehandlung ein Risiko darstellt. Dr. Murad’s Resümee ist: „Nur Hochrisiko-Patienten benötigen eine Antibiotika-Prophylaxe. Zu dieser Gruppe gehören unter anderem Patienten mit künstlichen Herzklappen, angeborenem Herzfehler, mit transplantiertem Herzen und nach überstandener Endokarditis. Bei der Endokarditis handelt es sich um eine Entzündung der Herzinnenhaut, überwiegend an den Herzklappen. Antibiotika sollten generell immer so wenig wie möglich eingesetzt werden.“

Prof. Dr. Dr. Marco Kesting, Klinikdirektor der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgische Klinik am Universitätsklinikum Erlangen, stellte bewährte Techniken zur Blutungsstillung in zahnärztlichen Notfallsituationen vor: resorbierbare Gelatineschwämme und resorbierbare Fäden zum Nähen sind heutzutage der Gold-Standard. Grundsätzlich bewegt sich die ärztliche Kunst im Spanungsfeld zwischen „Verbluten vermeiden“ versus „Blutpfropf mit evtl. tödlichem Ausgang (Herzinfarkt oder Schlaganfall) verhindern“.

Prof. Dr. Dr. Marco Kesting und Dr. Samir Murad erläuterten im Dialog die optimale Vorgehensweise für Patienten vor einer Zahn- oder einer anderen Operation hinsichtlich „was passiert mit den blutverdünnenden Mitteln“: Pausieren, ersetzen durch Heparin (genannt „Bridging“) oder wie bisher einfach weiter Einnehmen? Anhand ausgewählter Behandlungsfälle wie bspw. dem Ziehen von mehr als drei Seitenzähnen oder dem Knochenaufbau für ein Zahnimplantat wurde die beste Vorgehensweise bei Patienten, die Blutverdünner einnehmen müssen - von Aspirin über Marcumar bis zu den neueren Gerinnungshemmern (Antikoagulantien) - diskutiert. Der Nutzen eines direkten Gespräches von Hausarzt und Zahnarzt bei speziellen Fachfragen ist insbesondere bei Risikopatienten und unklarer Gerinnungsbehandlung sehr hoch, da die Vorgehensweise vom Einzelfall abhängt. Auch Patienten können viel zu einem komplikationslosen Eingriff laut Professor Kesting beitragen: „Sprechen Sie Ihren Zahnarzt aktiv darauf an, dass Sie Medikamente zur Blutverdünnung einnehmen. Bringen Sie dazu den aktuellsten Medikamentenplan und ggf. ihren Marcumar-Pass in die Zahnarztpraxis mit.“