Prof. Dr. Jutta Rump spricht beim UnternehmerForum der Sparkasse Forchheim.
(Sparkasse Forchheim). In den nächsten zehn Jahren verlassen rund 13 Millionen Menschen das Arbeitsleben. Die „Baby-Boomer“ gehen in den Ruhestand. Es kommen aber nur halb so viele Fachkräfte nach - und sie haben ganz andere Vorstellungen von ihrer beruflichen Tätigkeit. Was diese „Neue Normalität“ für die Betriebe bedeutet, darüber spricht Prof. Dr. Jutta Rump (59), Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Internationales Personalmanagement und Organisationsentwicklung an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft beim UnternehmerForum der Sparkasse Forchheim. Für Arbeitgeber herrschen in den 80er und 90er Jahren paradiesische Zustände. Es gibt viel mehr Bewerber als offene Stellen. Schließlich drängen die geburtenstarken Jahrgänge auf den Arbeitsmarkt. Jene Menschen, die vor 1970 auf die Welt gekommen sind, sind dankbar, überhaupt einen Job zu bekommen. Dafür nehmen sie vieles in Kauf. Sie passen sich an, sie sind fleißig und diszipliniert. Sie kündigen nicht und klagen wenig. Sie respektieren fachliche Kompetenz, stellen Hierarchien nicht in Frage und lassen sich leicht führen. Die folgenden Generationen bestehen aus deutlich weniger Menschen. Sie sind geprägt von modernen Erziehungsmethoden und haben eine ganz andere Mentalität als ihre Eltern und Großeltern. Sie wollen neben angemessener Bezahlung, Spaß an der Arbeit und einer „Work-Life-Balance“, eine sinnvolle Beschäftigung und eine Perspektive. Wenn das nicht geboten wird, verlassen sie spätestens nach zwei Jahren das Unternehmen. Dabei sind sie gleichermaßen leistungsbereit und erfolgsorientiert. Nun müssen sich die Unternehmen selbst „hübsch“ machen und ein attraktiver Arbeitgeber werden. Dafür brauche es unter anderem ein gesundes Betriebsklima oder die Möglichkeit, eigene Ideen und Vorstellungen einzubringen. Es gibt zudem ganz pragmatische Lösungsansätze, um kurzfristig mit dem Mangel an Arbeitskräften umzugehen. Man könnte Reserven mobilisieren. Frauen, die einstmals wegen ihrer Kinder in die Teilzeit gewechselt sind, nun aber wieder Vollzeit arbeiten könnten. Ältere Arbeitnehmer, die noch die körperliche und geistige Fitness haben. Junge Menschen ohne Abschluss, die aus- und fortgebildet werden sollten. Ausländische Fachkräfte, die man für ganz bestimmte Branchen gezielt anwerben könnte. Und dann spielen neben der Erhöhung der Produktivität durch optimierte Prozesse auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz, Robotern und Algorithmen eine Rolle. Wie Jutta Rump den anwesenden Handwerkern, Firmenchefinnen und Führungskräften klarmacht, ist „New Work“ längst eine Tatsache. Denn auch andere Länder haben ähnliche Herausforderungen zu bestehen. Schweden beispielsweise steht ganz gut da, weil man vor einem halben Jahrhundert in ähnlicher Lage reagiert hat und nun die Ernte des Kulturwandels einfahren kann. Für Forchheim hat Jutta Rump am Ende des Vortrags aber durchaus erfreuliche Forschungsergebnisse mitgebracht. Bei der Attraktivität eines Standortes für Arbeitskräfte geht der Trend seit Jahren hin zu kleineren Städten. Die junge Generation kehre nach einer gewissen Zeit in Metropolen oder im Ausland zu ihren Ursprüngen zurück: Global vernetzt, aber Heimat verliebt.