Viele der geladenen Gäste erschienen in Tracht.
(V. li.): Leutenbachs Bürgermeister Florian Kraft, ILE-Managerin Corinna Brauer, stellvertretende Landrätin Barbara Poneleit, Roland Rosenbauer, Dagmar Rosenbauer und Lisa Badum MdB.
Leutenbach (rr). Am 18. Juli 2025, fand im Pfarrheim St. Jakobus die viel beachtete Buchpräsentation „Bestickte Mieder aus der Fränkischen Schweiz“ von Dagmar und Roland Rosenbauer statt. Die Veranstaltung bot einen tiefen Einblick in die reiche regionale Kleidungskultur der Fränkischen Schweiz. Die Eröffnung des Abends übernahmen Corinna Brauer von der ILE Fränkische Schweiz AKTIV und der 1. Bürgermeister Florian Kraft. Es folgte eine Laudatio von Barbara Poneleit, der stellvertretenden Landrätin, und ein kurzes Grußwort der Bundestagsabgeordneten Lisa Badum. Der Höhepunkt des Abends war die Buchvorstellung durch die Autoren Dagmar und Roland Rosenbauer. Das Buch widmet sich den bestickten Miedern, die in der Fränkischen Schweiz traditionell als „Leibchen“, „Leibla“ oder „Leib“ bezeichnet werden. Die Förderung der 1. Auflage dieses wichtigen Dokumentationswerks wurde maßgeblich durch das Regionalbudget der ILE Fränkische Schweiz AKTIV e.V. ermöglicht. Sie unterstreicht damit die Wertschätzung für die Bewahrung und Weitergabe der regionalen Trachtenkultur. In diesem Jahr wurden 21 Projekte zur Stärkung von Kultur, Bildung und Historie in der Region unterstützt. Das Buch dokumentiert über fünfzig verschiedene alte und neue „Leibchen“, die an ihren Trägerinnen von vorne und hinten fotografiert wurden, um die Vielfalt der Farb- und Formgestaltungen sowie die unterschiedlichen Stickmuster darzustellen. Die Publikation ist nicht nur eine umfassende Dokumentation, sondern auch als Stickvorlage und Anleitung für Handarbeitsbegeisterte konzipiert. Das Werk beleuchtet die historische Entwicklung der Trachtenmieder seit der Aufhebung der Kleider- und Ständeordnung Ende des 18. Jahrhunderts. Dabei wird ersichtlich, dass regionale Faktoren wie Zollgrenzen, Handelswege, Wohlstand oder Armut die Gestaltung der Kleidung beeinflussten. Ein wichtiger Vorläufer des „Leibchens“ war der „Brustfleck“, ein festliches Oberteil des 19. Jahrhunderts, das oft nur mit wenigen Farben bestickt und mit Moireebändern eingefasst war und zur „Bänderrocktracht“ getragen wurde. Ab dem 20. Jahrhundert entwickelte sich das vielfältig gestaltete „Leibchen“ in den südlichen Orten der Fränkischen Schweiz. Das Buch würdigt zudem die Kunstfertigkeit der Frauen, die diese Mieder zuletzt fertigten und bestickten. Einige dieser Frauen werden in dem Buch vorgestellt. Sie prägten die Trachten mit ihrem individuellen Stil. Ein besonderer Dank gilt Monika Kaul, die als letzte „Nähdara“ der Fränkischen Schweiz die Tradition ihrer Mutter Margarete Kraft noch bis 2022 fortführte und maßgeblich zum Fachwissen des Buches beigetragen hat. Dazu wurde ein kurzer Auszug aus einer Videodokumentation gezeigt, die in voller Länge bei YouTube verfügbar ist. Die Anpassung der Tracht an den modernen Zeitgeschmack im 21. Jahrhundert wird ebenfalls thematisiert, etwa durch das Wegfallen der Polster zur Hüftverstärkung oder die Verlängerung der Stickereien unterhalb der Taille, um das „Leibchen“ vielseitiger, beispielsweise auch zur Jeans, kombinierbar zu machen. Kursangebote zum Selbstnähen gibt es in Morschreuth und Forchheim. Im Anschluss an die Buchvorstellung lud ein kleiner Imbiss zum Gedankenaustausch ein, der rege wahrgenommen wurde. Alle waren sich darüber einig, dass sich Trachtenbegeisterte mehr vernetzen müssten, damit alte Traditionen nicht in Vergessenheit geraten und lebendig bleiben. Danach hatten die Besucher die Möglichkeit, an einem geführten Rundgang durch die Trachtenausstellung der Heimatstube Leutenbach teilzunehmen, der von Monika Kaul geleitet wurde. Für die geladenen Gäste lag als Geschenk ein kostenfreies Buchexemplar bereit. Dagmar Rosenbauer äußerte den Wunsch, dass es „vielen handarbeitsbegeisterten Leserinnen und Lesern eine gute Anleitung für das eigene ‚Leibchen‘ mit auf den Weg gibt“ und junge Menschen zur Weiterführung dieser wertvollen Traditionen im 21. Jahrhundert anregen möge. Die gelungene Buchpräsentation unterstrich die Bedeutung der Dokumentation und Bewahrung dieses einzigartigen regionalen Kulturgutes.