Nora Imlau während Ihres Vortrags „Wie Bindung Kinder stark macht“
(Sparkasse Forchheim). Beim 18. Bildungsforum der Sparkasse Forchheim und des Staatlichen Schulamtes platzt die Schalterhalle aus allen Nähten. So viele Zuhörerinnen wollen die Journalistin Nora Imlau hören. Die Fachfrau für Familienthemen, erfolgreiche Bestseller-Autorin, gefragte Fernsehexpertin, Instagram-Influencerin mit mehr als 160.000 Followern, überzeugte Feministin und bald fünffache Mutter begeistert in ihrer einstündigen Rede das Publikum. Sie plädiert für eine bindungsorientierte Erziehung der Kinder. Eine große, wichtige und nicht immer ganz einfache Aufgabe der Eltern.
Ein längeres und erfüllteres Leben, bessere und engere Beziehungen und Partnerschaften, weniger schwere Krankheiten und größerer beruflicher Erfolg... Wenn man wissenschaftlichen Untersuchungen der letzten Jahrzehnte folgt, dann haben sichere Bindungen zwischen kleinen Kindern und ihren Bezugspersonen enorme Auswirkungen auf ihr ganzes Leben. Wobei es in erster Linie um leibliche Eltern, aber auch Pflege- oder Adoptiveltern geht. In einem zweiten Kreis seien Großeltern, Erzieherinnen und Lehrkräfte, aber Sporttrainer und Streetworker von Bedeutung. Sie könnten mögliche Defizite im Elternhaus zumindest teilweise ausgleichen. Das Kind brauche neben der Mutter aber auch eine männliche Bezugsperson. Auch wenn antifeministische Kreise mit einem traditionellen Rollenverständnis das anders sähen.
Solch sichere Bindungen entstehen durch bedingungslose Zuwendung. Dass da jemand ist, der sich um den Nachwuchs kümmert - oder es zumindest versucht, auch wenn nicht immer alles gutgeht. Manchmal leide man als Eltern auch unter Stress oder Überforderung. Wichtig sei, dass man dann trotzdem Fürsorge, Liebe und Verlässlichkeit zeige. Dem Kind wird dadurch ein Gefühl von Sicherheit vermittelt. Es geht nicht darum, mit Bestrafung oder Belohnung ein gut funktionierendes Kind zu formen. Egal ob durch die früher üblichen Prügel, die subtileren Mittel wie stille Treppe oder die modernen Möglichkeiten der Beschränkung der Medienzeit... Härte und Disziplin seien nicht die richtigen Mittel, um Kinder auf das spätere Leben vorzubereiten. Damit erreiche man nur kurzfristige Scheinerfolge. Auf lange Sicht aber schade man dem Kind. Ganz zu schweigen davon, dass man die Strafen ständig steigern müsse und einem irgendwann die Möglichkeiten ausgehen.
Wer von Beginn an Geborgenheit und Halt erfährt, bildet Urvertrauen aus. Das Kind erlebt die Welt als guten Ort. Es spürt, dass man die Liebe anderer Menschen nicht erzwingen kann und muss, indem man ein bestimmtes Verhalten wie ruhiges Durchschlafen oder sauberes Aufessen - oder später gute Schulnoten - an den Tag legt. Das sei ein neuer Blick auf Elternschaft, die jahrhundertelang von Zuckerbrot und Peitsche geprägt gewesen sei. „Wir müssen damit leben können, dass andere Kinder dabei herauskommen, die nicht das tun, was wir wollen“. Dennoch müsse man den Kindern Grenzen vermitteln - damit sie erkennen, dass es ganz normal ist, nein zu sagen. Denn es gibt Konflikte, beispielsweise mit zweijährigen Kindern in der Autonomiephase oder später mit pubertierenden Teenagern. Wobei man verstehen muss, dass dieses Verhalten nicht an den Tag gelegt wird, um Eltern zu ärgern.
Man müsse sich nur in das Kind hineinversetzen. Es als eigenständigen Menschen begreifen. Und sich vorstellen, man selbst sei an dessen Stelle. Man möchte nicht beschämt, beleidigt oder verletzt werden. Sondern respektiert und ernst genommen. Und man solle auf dessen Signale achten: Blicke, Gesten und später auch Worte. Wenn dann Dinge wie abendliches Zähneputzen oder eine notwendige Impfung anstehen, müsse man erklären, warum es für das Kind wichtig ist. Nicht nur einfach sagen, das wird jetzt gemacht. Am Ende des inspirierenden Abends hat Imlau aber auch eine tröstliche Nachricht für all die Eltern, die ständig vor Herausforderungen stehen. Es ist nicht falsch, Fehler zu machen. Man muss nicht perfekt sein. Es braucht nur Liebe und Fürsorge.