Zum Hirschhorner Stadtjubiläum startete eine Gruppe mit 21 Erwachsenen, Vincent in der Kindertrage und ein Hund zum zweiten Streifzug unter der Führung von Richard Köhler, Geopark-vor-Ort-Begleiter Neckartal, in Richtung Ramsau.
Im Jahre 1096 erstmals urkundlich erwähnt, befand sich das Dorf am rechten Neckarufer am Ortsausgang von Hirschhorn in Richtung Neckarhausen. Davon zeugt auch die Ramsauer Gasse, an deren Wegränder noch Fundamente und zahlreiche Trockenmauern zu entdecken waren. Besondere Vorsicht war geboten, denn in dieser Gegend soll der Sage nach der Pfalzbauer als „Gritze-groo-Gespenst“ umgehen und einsame Wanderer in die Irre führen. Hier tagte auch das 1. Hirschhorner Gericht, noch lange bevor die Stadtgründung im Jahre 1391 erfolgte. Durch verwilderte Schrebergärten ging es in Richtung Hirschhorner Galgen.
„Stein mit Inschrift gefunden“ rief ein Teilnehmer, und deutete auf einen Gedenkstein des Reichsarbeitsdienstes, der 1938 diesen Weg anlegte. Gegenüber auf der anderen Neckarseite befand sich das Dorf Krautlache. Köhler berichtete von ständigen Streitigkeiten über die Fischereirechte in diesem Grenzgebiet, die schließlich 1501 sogar zum Totschlag des Neckarhäuser Fischers Knecht Hanßen führten. Ramsau sowie Krautlache wurden nach der Stadtgründung aufgegeben und die Bewohner in die neue Stadt umgesiedelt.
Am Galgen angekommen, studierten die Teilnehmer:innen die „Gebührenordnung“ des Scharfrichters aus Reichartshausen für „Malefizsachen“ wie Hängen und Köpfen, welche an einer Tafel aufgeführt waren. Der ehemalige Galgen wird schon im 15. Jahrhundert erwähnt und war bis im 18. Jahrhundert in Betrieb. Gemeinsam begaben sich alle auf die Suche nach einem historischen Grenzstein, denn der Galgen befand sich genau auf der Grenze zwischen Hirschhorner und Kloster Schönauer Besitz. Einige Minuten später war der Grenzstein mit Hirschhorner und Kloster Schönauer Wappen unweit des Galgens entdeckt.
In Neckarhausen empfing der freundliche Fährmann Markus Seibert die muntere Gruppe und ließ die Fähre gemütlich mit der Strömung zum anderen Ufer gleiten. Dieser alte Neckarübergang wurde schon 1476 erwähnt und von einem Burgstädel über dem Finsterbachtal auf Neckarhäuser Seite bewacht. Neckarhausen wie auch der Neckarhäuser Hof waren ursprünglich Versorgungshöfe für die Burg Hundheim und später für das Kloster Schönau. Der Rückweg führte an den Resten des Gasthauses zur „Neckaralm“ am Ortsausgang von Hirschhorn in Richtung Moosbrunn vorbei. Einige Teilnehmer:innen konnten sich noch an manch fröhliche Runde in diesem beliebten Ausflugslokal mit herrlichem Blick auf Schloss und Neckar gut erinnern. Jetzt musste sich die Gruppe sputen, da ein Gewitter heraufzog. Alle stürmten den alten Fährweg zum Neckar hinunter, wo in den 1920iger Jahren ein schwimmendes Gasthaus am Ufer vor Anker lag und sogar Übernachtungsmöglichkeiten auf dem Neckar bot. Gut gelaunt und gerade noch rechtzeitig vor dem Unwetter, erreichte die Gruppe wohlbehalten das alte Städtchen Hirschhorn und begeistert meldeten sich viele schon für den nächsten Streifzug an.
Weitere Streifzüge: 25.06.,23.07.und 17.09., Anmeldungen unter Richard Köhler, info@richard-koehler.de, Tel. 06272 / 912 370, Mobil: 0160 / 285 4900.