Was tut der Kreis eigentlich für den Kinderschutz? Welche Hilfsangebote gibt es für Eltern und Sorgeberechtigte, die sich vielleicht in schwierigen Situationen befinden? Um diese und weitere Fragen ging es kürzlich bei einer Pressekonferenz des Jugendamtes, bei der es neben seinen Angeboten vor allem auch Entwicklungen sowie aktuelle Zahlen zum Thema Kinderschutz vorstellte.
Im vergangenen Jahr verzeichnete das Jugendamt des Kreises insgesamt 573 Meldungen von Verdachtsfällen auf Kinderwohlgefährdung. Das sind 78 mehr als noch 2022. Grundsätzlich seien seit 2016 fast kontinuierlich steigende Zahlen zu beobachten. „Das hat nicht zwingend etwas mit der Zunahme an tatsächlichen Kindeswohlgefährdungen zu tun. Vielmehr ist unsere Gesellschaft achtsamer geworden und meldet lieber einmal zu viel eine Auffälligkeit, als einmal zu wenig. Wir haben es geschafft, die Bevölkerung wesentlich stärker für das Thema zu sensibilisieren“, erklärt der hauptamtliche Kreisbeigeordnete und für das Thema zuständige Dezernent, Matthias Schimpf.
So ist etwa die Zahl der Hinweisgeber aus dem Umfeld von Betroffenen gestiegen. Dem Jahresbericht zufolge sind Polizei und Justiz weiterhin die größte Quelle für Meldungen von Verdachtsfällen, gefolgt von anonymen Meldungen, Elternteilen oder Sorgeberechtigten, Schulen, Kindertageseinrichtungen, Bekannten oder Nachbarn sowie schließlich von Verwandten. Trotz der gestiegenen Zahlen konnte 2023 allerdings in mehr als der Hälfte der Verdachtsfälle kein Hilfebedarf festgestellt werden.
„Die Familie ist ein besonders hohes Gut, das es zu schützen gilt. Auch dem Jugendamt ist das ein wichtiges Anliegen. Es geht nicht ums Denunzieren, Anschwärzen oder Kinder wegnehmen“, betont der hauptamtliche Kreisbeigeordnete Matthias Schimpf. „Wir wollen mit den Erziehungsberechtigten zusammenarbeiten, um gemeinsam einer möglichen Kindeswohlgefährdung vorzubeugen beziehungsweise sie zu beseitigen. Das Wohl des Kindes steht dabei an erster Stelle. Dennoch soll es, soweit möglich, stets in seiner Herkunftssituation bleiben oder dahin zurückkehren.“
Das Jugendamt bietet werdende Eltern sowie Familien mit Kindern und Jugendlichen eine Vielzahl von Dienstleistungen an. Dazu zählen sowohl präventive Angebote wie Unterstützungsmöglichkeiten. Weitere Informationen dazu gibt es unter https://www.kreis-bergstrasse.de/landkreis-politik/kreisverwaltung/fachaemter-und-behoerden/jugendamt/.
Informationen zum Thema Kinderschutz und erste Anlaufstellen gibt es unter https://www.kreis-bergstrasse.de/unser-buergerservice/familie-jugend-senioren/kinderschutz/.
Bis zum Jahr 2040 werden Prognosen des Hessischen Pflegemonitors zufolge allein im Kreis Bergstraße rund 1.000 Pflegekräfte fehlen. Grund dafür sind u.a. nicht nur der demografische Wandel, sondern auch die Diskrepanz zwischen Berufsideal und Rahmenbedingungen. Aufgrund dieses gravierenden Fachkräftemangels kommt das pflegerische Versorgungssystem bereits jetzt schon an sein Limit. Um dieser Entwicklung entgegenzusteuern, hat der Kreis Bergstraße gemeinsam mit Kooperationspartnern die Pflegekampagne 2024 ins Leben gerufen. Mit dieser soll durch verschiedene Veranstaltungen auf die Pflegeberufe und die sich dort bietenden Perspektiven aufmerksam gemacht werden. In diesem Rahmen hat sich der Kreis auch am diesjährigen Boys’ Day beteiligt.
„Bei diesem Aktionstag wollen wir den anwesenden Jungen die Pflegeberufe näherbringen. Die Pfleger von morgen sollen heute schon sehen, wie toll und erfüllend Pflege sein kann“, erläutert Landrat Christian Engelhardt bei seiner Begrüßung. „Pflege ist nach wie vor ein Frauenberuf. Das liegt wohl auch daran, dass Frauen aufgrund ihrer Mutterrolle immer noch die größere Empathie und das größere Pflegeverständnis zugeschrieben bekommen“, erklärt die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Bergstraße, Alexandra Schmitt. „Genau diese Rollenklischees sollen beim Boys‘ Day aufgebrochen werden“, so ihre Kollegin Nicole Schmitt weiter.
Unter dem Motto „Pflege kann man(n) – Jungs in der Pflege!“ erhielten die Siebtklässler einen Einblick in die Berufsbilder Pflegefachmann, Altenpfleger und Pflegehelfer. Dabei erfuhren sie direkt von den (männlichen) Auszubildenden der Bergsträßer Pflegeschulen, wie die Ausbildung aufgebaut ist. Verschiedene Mitmachaktionen wie etwa das Ausprobieren eines Altersanzugs und einer Altersbrille, ein Rollstuhl-Parcours sowie Verband anlegen rundeten das Programm ab. „Ganz wichtig ist uns dabei auch, dass das schwere Thema Pflege spielerisch und leicht vermittelt wird, aber gleichzeitig die Bedeutsamkeit des Berufs Beachtung findet“, erklärt die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte, Nicole Schmitt.
Der Jungen-Zukunftstag „Boys‘ Day“ ist ein bundesweiter Aktionstag zur beruflichen Orientierung und Lebensplanung für Jungen. Er wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert und soll Jugendlichen verschiedene Berufe oder Studienfächer näherbringen, in denen der Männeranteil unter 40 Prozent liegt. Dazu zählt unter anderem der Bereich Gesundheit und Pflege. Ziel des Boys' Day ist die Erweiterung des Berufswahlspektrums von Jungen hin zu zukunftssicheren Berufen. Außerdem soll er dazu beitragen, dass überholte Rollenbilder überwunden und neue Perspektiven für Jungen eröffnet werden, die sich an ihren individuellen Interessen und Stärken orientieren.