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Hirschhorner Stadtanzeiger
Ausgabe 26/2023
Aus unserer Stadt
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Am vergangenen Sonntag lud Richard Köhler von den Geo-Spielen Hirschhorn in Kooperation mit der Stadt Hirschhorn zum 3. Streifzug durch Hirschhorns Geschichte ein. Vom Kleinkind bis zur Rentner:in fanden sich 26 Teilnehmer:innen vor dem Museum ein.

Es begann mit einem kurzen Besuch der Umweltpädagogischen Station des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald im Langbeinmuseum. Dort konnte man Fußabdrücke von Riesenlurchen, die Entstehung des Buntsandsteins vor 250 Millionen Jahren und einen Abdruck des Felsbildes aus dem Ulfenbachtal bewundern. Dann ging es den Schießbuckel hinauf mit Blick auf das Schloss und die Reste der ehemaligen Mühlen: Borresmühle, Nähermühle und Backhansenmühle. Am Abend des 15.06.1849 kam es im Zuge der Badischen Revolution zu einem Gefecht zwischen den Freischärlern, 142 Hanauer Turnern und den Bundestruppen. Dabei wurde der Müller der Borresmühle von der Vorhut der Angreifer versehentlich erschossen. Die im Schloss verschanzten Freischärler konnten den Angriff abwehren und sogar einen Spion, getarnt als Kirschfräulein vom Einzug in die Stadt, abhalten. Die Hirschhorner errichteten daraufhin einen Freiheitsbaum auf dem Freien Platz.

Auf dem Weg nach Langenthal passierte man das Gebiet der Unholde-Buche. „Das ist aber eine Eiche!“, bemerkte ein aufmerksamer Teilnehmer. Die Buche war zwar verschwunden, aber dafür berichtete Köhler von den Unholden, sprich Räubern im Odenwald. Da war die Rede vom Hölzerlips und seiner Bande, von deren Sprache, dem Jenischen, und ihren Geheimzeichen, den Zinken. Nach einer kurzen Rast an der Hütte bei der Vögglinsruhe, entdeckten die Jüngsten einen Gedenkstein im nahen Gebüsch. Martin Reeb wurde hier 1933 bei Waldarbeiten vom Feuer erfasst. „Das war mein Urgroßvater“, bemerkte spontan eine Teilnehmerin. Die Spannung stieg noch an, als man im weiteren Verlauf des Weges noch einen Stein im Abhang entdeckte, der auf den tragischen Unfall des 15-jährigen Georg Fink aus Kortelshütte bei Wegbauarbeiten im Jahr 1908 hinwies. Danach ging es steil bergab zur Waldbrudershütte.

Am Wegesrand konnte man noch Loog- und Lossteine entdecken, an denen Köhler die Hackwaldwirtschaft und das „Rennekloppe“ erläuterte. Auf abenteuerlichem Urwaldpfad an der Einsiedlerklause angekommen, erkannte man das Felsbild aus dem Museum wieder und war gespannt auf die Sagen, die dahinter steckten. Da war die Rede vom Findelkind Leonhard, der von einer Hirschhorner Familie aufgezogen wurde, dann ins Karmeliter-Kloster wechselte und von dort in die Waldeinsamkeit ging. Oder vom Heiligen Leonhard, der als Schutzpatron der Hammerleute und im Odenwald öfter in Verbindung mit Heilquellen steht. Der erste Eisenhammer stand unweit davon am Ulfenbach. Oder war dies schon mit der im Tal liegenden Heilquelle ein Kultplatz der Neckar-Sueben oder Kelten? Diese Ungewissheit macht auch den Reiz dieses geheimnisvollen Platzes aus. Unten im Ulfenbachtal angekommen, besuchten alle die Drachenquelle, aus der auch heute noch immer wieder Wasser zur Taufe entnommen wird, und zu der in früheren Zeiten die Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch pilgerten. Kinderwünsche waren bei den Teilnehmer:nnen nicht mehr vorhanden, aber einen Schluck aus der Heilquelle wollte sich niemand entgehen lassen.

Entlang des wildromantischen Ufers des Ulfenbachs mit dem seltenen Adlerfarn, ging es nach einer Erfrischung in der Ulfenbachstube am Haus des ehemaligen Henkers und dem zu seiner Zeit neuen Eisenhammer vorbei zurück in die Stadt.

Der nächste 4. Streifzug „Auf den Spuren von Mark Twain in Hirschhorn“ findet am Sonntag 23. Juli um 14.00 Uhr statt.

Anmeldung bei Richard Köhler, E-Mail info@richard–koehler.de, Tel. 06272 / 912 370, Mobil 0160 / 285 4900, Teilnahmegebühr 5 €, Kinder und Jugendliche sind kostenlos.