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Hirschhorner Stadtanzeiger
Ausgabe 28/2023
Vereine und Verbände
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Förderverein Klosterkirche

Musiker mit kleinen Zuhörern auf „Tauchfahrt“

Das Ensemble des Medea-Orchesters lud seine kleinen Zuhörer zu einer musikalischen „Tauchfahrt“ im Rahmen eines Kinderkonzerts ein. Begeistert begleiteten mehr als 100 Kinder und Erwachsene die Glibberqualle Melusina auf ihrer Reise durch das Meer – nämlich zur Hochzeitsfeier von zwei Seepferdchen.

Das Kinderkonzert im Rahmen der Ausklang-Reihe ist immer etwas ganz Besonderes. In den Kindergärten liegt das Thema immer schon vor dem Konzert vor und die Erzieherinnen stimmen die kleinen Musikfreunde darauf ein. Zum jüngsten Konzert hatten sich viele Kinder sogar eine „Tauchmaske“ gebastelt, um für die musikalische Unterwasserfahrt auch entsprechend gerüstet zu sein.

Am Eingang zur Klosterkirche war ein Info-Parcour aufgebaut, wo die Instrumente Konzertharfe, Violoncello und Querflöte kindgerecht erklärt wurden. Der Weg in die Kirche war bunt geschmückt mit Tüchern und Masken, die sich die Kinder zusätzlich ausleihen konnten. Und die wurden auch eingesetzt, denn die kleine Qualle Melusina brauchte auf ihrer Reise immer wieder die Unterstützung der Kinder. Die wiederum machten begeistert mit, schwenkten bunte Tücher, nutzen ihre Masken und konnten so das Konzert mit allen Sinnen erleben.

Kein Wunder also, dass das Medea-Ensemble, Jelena Engelhardt (Konzertharfe), Bianca Alecu (Querflöte), das sich diesmal als Verstärkung Maria Lechner am Violoncello dazu holte, von Jung und Alt begeistert gefeiert wurden.

Die Kinder hatten sichtlich Spaß dabei, sich mit ihren Tüchern zur Musik zu bewegen und Geräusche nachzumachen. So bunt und lebendig ging es in der Klosterkirche schon lange nicht zu. Mal zischte oder schnalzte es, wenn die Meeresbewohner „abtauchten“, mal bewegten sich bunte Tücher zur Hochzeitsfeier wie bunte Fischschwärme im Korallenriff!

Und die Musik: Natürlich wurde der „Karneval der Tiere“ von Saint -Saëns gespielt, aber auch Händel oder Satie. Es wurde auch sofort verständlich, warum die Harfe und Querflöte die Unterstützung des Cellos brauchte – gemeinsam gelang es den Musikerinnen mit ihren Instrumenten perfekt, die Unterwasserwelt zu beschreiben. Die Kinder folgten intuitiv der der Musik und der Anleitung von Bianca Alecu und waren sofort dabei, Wellenbewegungen oder Unterwassergeräusche nachzuahmen.

Die Geschichte von Melusina hatte sich die Harfenistin Jelena Engelhardt ausgedacht und den Kundern auch vor Ort selbst erzählt. Das musikalische Konzept hat das Ensemble gemeinsam entwickelt und damit das große und kleine Publikum begeistert. Am Ausgang wurden die Kinder mit „Drachenfutterkeksen“ gestärkt, und im Gegenzug bedankten sie sich mit Wolken von Seifenblasen.

Pate dieses Konzerts war der Gewerbeverein Hirschhorn, dessen Vorsitzender Maximilian Meidinger mit Frau Katrin, sich das bunte Spektakel nicht entgehen ließ. „Einmalig schön!“, so der Kommentar.

Musik von Helden und Liebenden

Das Ensemble „Amici“ bescherte den Besuchern der Klosterkirche ein paar ganz besondere musikalische Delikatessen. Für Aloisia Sauer vom Förderverein nicht verwunderlich, denn „wenn es in der Musik um Freunde geht, kommt immer etwas Besonderes dabei heraus.“

Besonders war die Besetzung, zwei Sängerinnen und fünf Instrumentalisten, besonders waren die Musikstücke über „Heroes and Lovers“ („Helden und Liebende“) von Henry Purcell und Georg Friedrich Händel und besonders war die gediegene Ausführung auf höchstem kammermusikalischen Niveau und das ohne Dirigent, also nur mit Augen- oder Atemkontakt.

Seraina Spohr (Sopran) und Marion Egner (Alt) begannen mit zwei Duetten, welche die Eigenarten der beiden barocken Meister sogleich ins rechte Licht rückten. Souverän in Mimik und Ausdruck, makellos im Ansatz und mit traumwandlerisch sicher geführten Stimmen bis in den leisesten Abklang hinein wurde die Messlatte für den Abend gleich sehr hoch gelegt.

Zunächst begleitete die Continuo-Gruppe, Annette Reinbold am Spinett und Heidrun Janischowsky am Cello, im Tutti traten dann die höheren Streicher hinzu: Paula Stark und Sabine Garrone an den Geigen und der Bratscher Xaver Detzel. Auch sie erzeugten ein homogenes, in den Höhen silbrig schillerndes, im Cello verbindlich grundiertes Klangbild, wobei die Streicher ganz barocktypisch mit wenig Vibrato spielten.

In den Musikpausen steuerte der Schriftsteller und Musikredakteur Marcus Imbsweiler Wissenswertes bei. Dies reichte von der musikgeschichtlichen Übergangsrolle Purcells bis hin zu Händels Bemühen, seinen Opernbetrieb aufrecht zu erhalten, wozu er die Vorstellungen mit feuerspeienden Drachen, Flugmaschinen oder gar lebenden Spatzen verbrämte, die freigelassen wurden und dann zur Musik im Raum umherflogen.

Im Mittelteil des Abends gab es Soloarien, die ergreifend, augenzwinkernd oder hochdramatisch sein konnten. Paula Stark und Annette Reinbold spielten zwei Sätze einer Händel-Sonate für Violine und Cembalo. Das Publikum quittierte das Spiel des Duos mit viel Beifall.

Im Original wurden einige der Arien von Alt-Kastraten gesungen, oder es waren „Hosenrollen“, bei denen Männer von Frauen gespielt wurden. Die Opernfreunde hatten damals wie heute ihre Freude daran.

Als Zugabe wurden dann noch einmal Duette zelebriert, wobei namentlich Purcells „Sound the trumpet“ zum hochvirtuosen Kabinettstückchen geriet und für Beifallsspitzen sorgte.

Solche Konzerte mit Interpreten, die zu den Besten ihres Fachs zählen, als Förderverein nur mit Spendeneinnahmen auf die Beine zu stellen, kann ebenfalls als Kabinettstückchen gelten. Sponsor dieses Abends war Helmut Wetzel, weitere Patenschaften werden gerne angenommen.

Mit einem Sektumtrunk im Freien endete ein rundum erbaulicher und musikalisch bereichernder Abend aufs Schönste.

Text: R. Autenrieth