Die Bänke in der Klosterkirche waren besetzt bis auf den letzten Platz. Das Singer-Songwriter-Duo „Traffic Jam“ mit Chris Tucker und Robert Müller verzauberte das Publikum mit zweistimmigem Satzgesang und perfekt aufeinander abgestimmtem Gitarrenspiel.
So wenig wie eine Klosterkirche als typische Location für Songs bis hin zum Acoustic-Rock gelten kann, passte das Repertoire der beiden sympathischen Künstler, die verwandtschaftliche Beziehungen in die Neckarstadt pflegen, in eine Schublade.
Das beiläufige Motto „Sounds of Silence“ erinnerte an berühmte Vorbilder, doch arbeiten Tucker und Müller im Gegensatz zu den ewig zerstrittenen Herren Simon und Garfunkel seit nunmehr fast 30 Jahren harmonisch zusammen und es entstehen ständig neue Songs, viele davon sind hitverdächtig. Glaubt man Müller, muss es nicht immer der beste Song der Welt sein: Spaß soll es einfach machen, so auch beim Schreiben von „But I don’t want to be a Songwriter Pro“. Dabei sind die beiden längst Pro(fessionals), Könner ihres Metiers.
Es gab viel Nachdenkliches in ruhigen Tönen, so etwa „Can you smile at the end of the day?“ oder „I want to feel the sunshine on my skin“, aber auch Nummern mit Country-Einschlag („What about yesterday“) oder ein wenig funkig aufgekratzte Nummern, wie „Sally, Sally, o Sally!“. Doch auch hier blieben die Beiden eher entspannt und scherzten, dass Sally nur ein erfundener Name sei. Die Dame könne auch aus Hirschhorn kommen. An der Klostermauer habe Tucker früher Mädchen geküsst.
„My Dear“ erklang, Müller schlug Akkorde, Tucker zupfte ein famoses Solo und erklärte, dass mit „Dear“ kein „Tier“ gemeint sei.
„Give me wings“ würde eher gemischte Gefühle auslösen, wenn man in der Nähe eines Flughafens wohnt, in „Get on your feet!“ ging es darum, was wir so Übles mit unserem Planeten anstellen, doch wollte man sich von dem traurigen Thema nicht runterziehen lassen.
Am Ende gab es Standing Ovations und Blümchen. Müller scherzte zu Tucker: „Du kannst dir die Blumen in die Haare stecken“. Ein Lacher, denn Müller trägt Glatze.
Das Duo dankte Mike Müller, Tonmeister und Bruder von Robert Müller, sowie Christina Lechner (Organisation) und Aloisia Sauer (Begrüßung und Texte). Paul Keßler vom Förderverein hatte schon eingangs ein Grußwort von Landrat Engelhardt verlesen, der die Bedeutung des Vereins für die Pflege der regionalen Kultur unterstrich.
Nach der letzten Zugabe „Thank you!“ und dem Abendsegen gab es wieder einen Sektumtrunk und die Gelegenheit, mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen.
Text: R. Autenrieth
Dass das koreanische Musikerpaar Jeonkon und Soyun Choi musikalisch keine unbeschriebenen Blätter sind, wurde gleich mit dem ersten Stück deutlich. Jeonkon Choi hat als Tenor bereits etliche Preise und Wettbewerbe gewonnen und bewies dem Publikum, dass er diese Auszeichnungen zu Recht erhielt.
Sein kraftvoller Tenor trug bis in die hinteren Reihen und erreichte die Zuhörer in einer eindringlichen und tiefgehenden Weise. Jeonkon Choi sang nicht nur, er erzählte musikalisch die Geschichte und unterstrich die Dramaturgie mit der passenden Mimik und der gesamten Körpersprache. Goethes Gedicht „Der Sänger“, in dem ein König von dessen Gesang so beeindruckt war, dass er den Musikanten reich belohnen wollte, der aber ablehnte und statt dessen nur ein Glas Wein verlangte, eröffnete den Abend und gab einen ersten Eindruck vom zu erwartenden Tiefgang.
Das Programm wechselte von Balladen über Liebesfreud zu Liebesleid und changierte in der Stimmung zwischen Dramatik und Sehnsucht. Jeonkon Choi brachte diese Stimmungen mit imponierender Technik rüber, meisterte die kraftvollen Höhen und die zartesten leisesten Töne auf eindrucksvolle Weise. Sei es, dass er den Liebeskranken aus Richard Strauss‘ „Ach Lieb, ich muss nun scheiden!“ gab oder das dramatische Entsetzen aus Robert Schumanns Vertonung von Belsazar.
Die größten und kleinsten Emotionen waren zu hören (und zu sehen), und der Tenor überzeugte bis zum letzten Programmpunkt „Abschied“. Soyun Choy am Klavier stand der gesanglichen Darbietung keineswegs nach. Ihr Spiel, mal sanft, mal kraftvoll, dann wieder dramatisch. Mit jedem Anschlag fügte sie der Musik der Komponisten eine eigene und besondere Note hinzu und begleitete gekonnt die musikalischen Stimmungsschwankungen des Abends.
Das Publikum, das infolge des Halbfinalspiels der Europameisterschaft wohl aus den treuesten Anhängern der Ausklangabende bestand, belohnte die Darbietung mit Standing Ovations und verdiente sich so noch eine Zugabe: „Die Lotusblume“, ein Gedicht von Heinrich Heine in der Vertonung von Robert Schumann, kam an diesem Abend erneut zur Geltung. Die Zuhörer waren sich einig: „Ein wunderbarer Musikabend in hochkarätiger Besetzung!“ Als „kleine Zugabe“ durften sie Jeonkon und Soyun Choi im Anschluss noch auf ein Glas Sekt im Kreuzgang des Klosters treffen und waren froh, von den Künstlern zu erfahren: „Wir kommen wieder!“