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Hirschhorner Stadtanzeiger
Ausgabe 30/2025
Aus dem Rathaus
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Nachrichten aus dem Landratsamt

Um psychisch Erkrankte und ihre Angehörigen in Hinblick auf eine gerechte psychiatrische oder psychosoziale Behandlung zu unterstützen, hat der Kreis Bergstraße bereits 2009 die Unabhängige Beschwerdestelle Psychiatrie (UBEST) etabliert. Sie dient als zentrale Anlaufstelle für Menschen, die unzufrieden mit Einrichtungen oder Personen der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung sind. In einem Pressegespräch klärten die dort Aktiven kürzlich über ihre Arbeit auf.

"Die Unabhängige Beschwerdestelle ist ein ehrenamtliches kooperatives Projekt zwischen Psychiatrie-Erfahrenen, Angehörigen und professionellen Dienstleistern. Uns ist es ein Anliegen, über die Aufgaben und Unterstützungsmöglichkeiten aufzuklären und die Arbeit in der Öffentlichkeit präsenter zu machen", so die Erste Kreisbeigeordnete Angelika Beckenbach.

Die Unabhängige Beschwerdestelle fungiert als Fürsprecherin und Clearingstelle und hat derzeit sieben Mitglieder. Der Austausch zwischen den verschiedenen Akteurinnen und Akteuren hilft dabei, verschiedene Sichtweisen transparent zu machen. "Viele Probleme, die entstehen, sind Kommunikationsprobleme. Hier versuchen wir, bei konfliktbehafteten Situationen zu vermitteln und Gespräche mit den einzelnen Akteurinnen und Akteuren in Gang zu bringen. Dadurch können wir ein gegenseitiges Verständnis schaffen und zu einer Lösung kommen", erklärte Constantin von Gatterburg beim Pressegespräch. Die Zahl der Beschwerden und Meldungen pro Jahr schwanke dabei zwischen fünf bis zehn tatsächlichen Anliegen. Meistens genüge es, die Psychiatrie-Erfahrenen ernst zu nehmen, ein offenes Ohr zu haben und Impulse zu geben.

"Viele Erkrankte trauen sich nicht, uns zu kontaktieren oder sind verunsichert. Diese Hemmschwelle möchten wir abbauen", so Constantin von Gatterburg. Wichtig ist, dass die Betroffenen wissen, dass es diese Möglichkeit gibt und sie diese auch nutzen können, um ihr Anliegen zu Gehör zu bringen. Die UBEST richtet sich immer nach den Wünschen und Interessen der Beschwerdeführer. Zudem erfolgt eine jährliche Berichterstattung in den Gremien der psychosozialen Versorgung und an das Land Hessen.

Der Kreis Bergstraße unterstützt die Beschwerdestelle bei ihrer Arbeit insbesondere durch die Bereitstellung des Anrufsystems (Mail, Telefon und Kontakt) und der Plattform für die Informationen der Webseite https://www.kreis-bergstrasse.de/unser-buergerservice/gesundheit-und-verbraucherschutz/beratungen/beschwerdestelle-psychiatrie/.

Weitere Informationen finden Interessierte unter https://www.kreis-bergstrasse.de/pdfs/unabhaengige-beschwerdestelle-psychiatrie/flyer-beschwerdestelle.pdf?cid=34wc.

„Brich Dein Schweigen“: Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch im Netz

Projekttag an der Schillerschule in Bensheim-Auerbach sensibilisierte Schülerinnen und Schüler für Phänomene wie Cybergrooming

Kreis Bergstraße (kb). Die Fallzahlen sexuellen Missbrauchs an Kindern und Jugendlichen steigen laut Polizei auch in Hessen. Die Sicherheitsbehörden gehen zudem von einer hohen Dunkelziffer aus. Durch die digitalen Medien gibt es für Täter inzwischen neue Wege, sich potenziellen Opfern anzunähern. Bereits im Jahr 2023 haben der Verein Bürger und Polizei Bergstraße e. V., die Rotary Clubs der Region sowie das Polizeipräsidium Südhessen deshalb eine Kampagne unter dem Namen „Brich Dein Schweigen – hinter jedem Missbrauch steckt ein Gesicht“ ins Leben gerufen. Auch der Kreis Bergstraße unterstützt die Kampagne und organisiert dazu Projekttage an Schulen. Ziel ist es, Kinder und Jugendliche zu schützen und die Täterinnen und Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Die Schillerschule in Bensheim-Auerbach war kürzlich bereits die achte Schule im Kreis, die im Rahmen der Kampagne einen Projekttag ausrichtete. Im Mittelpunkt stand die siebte Jahrgangsstufe.

„Der Kampf gegen sexuellen Missbrauch ist uns als Kreis sehr wichtig, deshalb wollen wir das Thema immer wieder in die Öffentlichkeit tragen. Mit den Aktionstagen soll den Kindern und Jugendlichen nicht nur die Gefahr von sexuellem Missbrauch im Internet verdeutlicht werden. Ihnen soll auch klargemacht werden: Kommt es zu Übergriffen und Belästigung, dann sind sie nicht allein. Ihnen wird geholfen“, betont die Erste Kreisbeigeordnete Angelika Beckenbach.

„Jede Straftat, die wir aufklären können, freut uns. Aber die beste Straftat ist die, die nicht passiert. Denn die Opfer leiden ein Leben lang unter diesen Taten. Deshalb ist uns diese Kampagne so wichtig“, sagt der Kriminaloberkommissar und Jugendkoordinator der Polizeidirektion Bergstraße Johannes Emanuel Hofmann.

Bei dem Aktionstag schauten sich die Schülerinnen und Schüler gemeinsam in ihren Klassen einen Dokumentarfilm zum Thema Cybergrooming an. Das Projekt wurde an der Schillerschule intensiv gemeinsam mit den Schulsozialarbeiterinnen vor- und nachbereitet. Beim Cybergrooming stellen die Täter über das Internet, oft über Soziale Medien oder Chats in Videospielen, gezielt Kontakt zu Minderjährigen her, versuchen ihr Vertrauen zu gewinnen und belästigen sie dann entweder digital oder versuchen den Kontakt in die reale Welt zu verlagern.

„Sexueller Missbrauch ist das statistisch häufigste Thema in unserer Opferarbeit. Die Eltern bekommen den Missbrauch oft gar nicht mit. Viel zu häufig suchen sich Opfer von sexuellem Missbrauch erst im Erwachsenenalter Hilfe. Sie tragen die Folgen des Missbrauchs ein Leben lang“, betont Edith Stier-Thompson, Leiterin der Außenstelle Hessen-Süd der Opferhilfe Weißer Ring.

Die Kampagne soll daher auch bewusst die Eltern für das Thema sexueller Missbrauch sensibilisieren. Die Eltern müssten ihrer Erziehungsverantwortung durch regelmäßige Gespräche und angemessene Überwachung des Verhaltens ihrer Kinder im digitalen Raum nachkommen, betont der Kriminaloberkommissar und Jugendkoordinator Johannes Emanuel Hofmann. Denn: Für Straftaten, die über die Geräte ihrer Kinder begangen werden, haften in der Regel die Elternteile, auf deren Namen das Gerät angemeldet ist.

Für Eltern könne sich der Austausch mit den Kindern allerdings auch als schwierig erweisen, da in der Pubertät ein Abnabelungsprozess einsetze, sagt Rebecca Vettermann, stellvertretende Leiterin des Fachbereiches Bildung, Betreuung und Erziehung im Jugendamt des Kreises. Daher sei es wichtig, dass das Thema an Schulen aufgegriffen werde, um Aufmerksamkeit, aber auch gegenseitige Solidarität unter Schülerinnen und Schülern bei dem Thema zu fördern. „Die Kampagne kann helfen, betroffene Jugendliche aus ihrer Angst und Schockstarre nach einem Missbrauch zu befreien. Denn die Täter nutzen oft perfide Strategien, um ihre Opfer unter Druck zu setzen und Schuldgefühle in ihnen auszulösen. Durch Kampagnen wie ‚Brich Dein Schweigen‘ merken Betroffene, dass sie nicht alleine sind und dass es Hilfe für sie gibt“, betont Tobias Knapp, Psychologe des Staatlichen Schulamts für den Landkreis Bergstraße und den Odenwaldkreis.

Weitere Informationen finden Interessierte zum Beispiel hier: https://ppsh.polizei.hessen.de/Ueber-uns/Regionales/Kampagne-Brich-Dein-Schweigen/.