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Hirschhorner Stadtanzeiger
Ausgabe 33/2022
Aus dem Rathaus
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Nachrichten aus dem Landratsamt Heppenheim

Teilhabechancengesetz als Perspektive für Langzeitarbeitslose

Vor allem für Menschen, die bereits sehr lange auf Arbeitssuche sind, gestaltet sich der Wiedereinstieg in die Arbeitswelt schwierig. Um diesen Menschen eine Perspektive auf dem Arbeitsmarkt zu bieten, ist Anfang 2019 das Teilhabechancengesetz (§16i ‚Teilhabe am Arbeitsmarkt‘, §16e ‚Eingliederung von Langzeitarbeitslosen‘ des zweiten Sozialgesetzbuches (SGB II)) in Kraft getreten und im Kreis Bergstraße umgesetzt worden. Diese Förderungen betreffen dabei zwei unterschiedliche Zielgruppen, die abhängig von Faktoren wie etwa dem Alter und der Dauer der Arbeitslosigkeit bestimmt werden. An der Förderung nach § 16e ‚Eingliederung von Langzeitarbeitslosen‘ können Personen teilnehmen, die unter anderem mindestens zwei Jahre ohne Arbeit sind. Menschen, die unter anderem für mindestens sechs Jahre in den letzten sieben Jahren Arbeitslosengeld II bezogen haben und in dieser Zeit nicht beschäftigt waren, können von §16i ‚Teilhabe am Arbeitsmarkt‘ profitieren.

Bei beiden Förderungen werden sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse in Voll- und Teilzeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt, bei kommunalen Unternehmen und bei Trägern gefördert. Die jeweilige Förderung beinhaltet eine ausgiebige Betreuung sowie individuelle Beratung und Unterstützung der Arbeitsuchenden. Den Teilnehmenden wird zudem ein Coach zur Seite gestellt, um den Wiedereinstieg bestmöglich zu begleiten und so die Übernahme in eine ungeförderte Anstellung zu unterstützen.

Die Arbeitgeber erhalten im Gegenzug eine finanzielle Unterstützung durch das kommunale Jobcenter Neue Wege in Form von Lohnkostenzuschüssen, wenn sie Personen dieser Zielgruppen einstellen. Die Höhe der Unterstützung richtet sich nach den vertraglichen Bedingungen des Arbeitgebers. Bei einer Förderung nach §16i,Teilhabe am Arbeitsmarkt‘ ist ein Zuschuss von bis zu 100 Prozent des Mindestlohnes für zwei Jahre möglich und verringert sich nach dieser Zeit um zehn Prozent pro Jahr. Insgesamt kann die Förderung für fünf Jahre bewilligt werden.

„Von den Maßnahmen des Teilhabechancengesetzes profitieren nicht nur die Arbeitssuchenden, sondern auch unsere Bergsträßer Wirtschaft. Eine echte ‚win-win-Situation‘ für alle Beteiligten“, freut sich Landrat Christian Engelhardt. Die Erste Kreisbeigeordnete und für den Eigenbetrieb Neue Wege zuständige Dezernentin Diana Stolz lobt: „Die Umsetzung des Gesetzes ist gut angelaufen und wir verzeichnen Erfolge. Ich freue mich sehr, dass wir, Hand in Hand mit Bergsträßer Unternehmen, Menschen, die lange Zeit ohne berufliche Beschäftigung waren, gezielt Perspektiven in der Arbeitswelt bieten können.“

Die Bilanz kann sich durchaus sehen lassen: Seit dem Start der Förderung im Jahr 2019 haben alleine 60 Arbeitgeber das Förderinstrument nach §16e ‚Eingliederung von Langzeitarbeitslosen‘ bewilligt bekommen. Für das Förderinstrument nach §16i ‚Teilhabe am Arbeitsmarkt‘, haben insgesamt 49 Arbeitgeber die Förderung beansprucht. Auch das Interesse bei den Arbeitssuchenden ist groß. So haben im Jahr 2021 im Kreis Bergstraße insgesamt 137 Personen, die ALG II beziehen, an den angebotenen Maßnahmen nach dem Teilhabechancengesetz teilgenommen. Und das mit Erfolg. Denn: Die Übernahmequote der Teilnehmenden von den geförderten Betrieben liegt bisher bei §16e ‚Eingliederung von Langzeitarbeitslosen‘, bei rund 46 Prozent und bei §16i ‚Teilhabe am Arbeitsmarkt‘‚ bei circa 50 Prozent. Dank der Fördermaßnahmen konnten insgesamt 73 Prozent der Teilnehmenden, deren Förderung 2021 regulär endete, in sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse vermittelt werden. In Anbetracht der oftmals sehr lang voran gegangenen Arbeitslosigkeit stellen diese Förderinstrumente ganz neue Perspektiven für die Teilnehmenden dar.

Hochstämmige Obstbäume jetzt bestellen

Die Abteilung „Ländlicher Raum“ des Kreises Bergstraße bietet wieder eine Sammelbestellung für hochstämmige Obstbäume an.

Die im letzten Jahr erstmals angebotenen neuen Obstbäume, die für warme bis heiße Standorte als sehr empfehlenswert gelten, stießen auf großen Zuspruch und sind von nun an fester Bestandteil der Bestellaktion. Zur Auswahl stehen unter anderem so wohlschmeckende Arten wie die Apfelsorte „Roter Bellefleur“, „Blumenbachs Butterbirne“ oder die Kirschsorte „Regina“. Für eine gute Entwicklung verlangen die Bäume in den ersten Jahren eine gute Anwachspflege, fortlaufende Schnittmaßnahmen und mindestens fünf Meter Freiraum zu allen Seiten. Auch sind die jeweiligen Grenzabstände zu Nachbargrundstücken bei der Pflanzung zu beachten.

Alle Obstbäume mit einer Mindest-Stammhöhe von 1,60 Meter sind für Streuobstwiesen und größere Gärten geeignet. Sie werden zum Preis von 26,00 Euro je Stück angeboten. Wie bereits im letzten Jahr kann auch 2022 wieder ein Pflanzset, bestehend aus Pfahl, Draht und Anbinde-Material, erworben werden. Der Preis für ein solches Set beträgt 12,00 Euro. Erneut gibt es zwei Bestell-Listen: Neben dem bekannten Bestell-Vordruck aus den Vorjahren für die 52 „klassischen“ Obstbaumsorten gibt es wieder zusätzlich ein Bestellformular für die 42 bezüglich Bodenbeschaffenheit und Klima eher anspruchslosen Obstbaumsorten. Neu in diesem Jahr ist, dass die Bestell-Vordrucke um eine dritte Seite erweitert worden sind. Alle Bestellenden haben nun die Möglichkeit, Ersatzbäume anzugeben, falls ihre Wunschbäume aufgrund übergroßer Nachfrage nicht lieferbar sein sollten.

Die beiden Bestelllisten sind bis zum 30. September 2022 unter: https://www.kreis-bergstrasse.de/unser-buergerservice/umwelt-abfall-energie/landwirtschaft/landwirtschaft-landschaftspflege-und-forst/ abrufbar. Sie finden die Listen am rechten Seitenrand. Die Bestelllisten könnten zudem telefonisch bei Ute Schollmaier unter der Rufnummer 06252 / 155 104 bzw. per E-Mail an laendlicher-raum@kreis-bergstrasse.de angefordert werden.

Nach dem 30. September 2022 ist eine Bestellung nicht mehr möglich. Die Ausgabe der Obstbäume erfolgt am 11. und 18. November 2022 in der Zeit von 13:00 bis 16:00 Uhr beim Gewässerverband in Lorsch (An der Weschnitz 1, 64653 Lorsch). Am Freitag, den 11. November 2022, können alle Bestellerinnen und Besteller, deren Familienname mit M bis Z beginnt, ihre Bäume in Lorsch abholen. Eine Woche später, am Freitag, den 18. November 2022, sind die Bestellerinnen und Besteller, deren Familienname mit A bis L beginnt, an der Reihe. Über den Abholtermin werden die Besteller nochmals schriftlich informiert. Eine Abholung an diesen Tagen ist dringend erforderlich. Für den Transport der Obstbäume eignen sich ein größeres Fahrzeug, Dachgepäckträger oder Anhänger. Es ist empfehlenswert, die wurzelnackten Pflanzen sowie die belaubten Pflanzen auch für Kurzstrecken zum Beispiel mit Planen abzudecken, damit sie keinen Schaden nehmen.

Gemeinsam für einen nachhaltigeren Lebensstil

„Ein nachhaltiger Lebensstil ist für alle Menschen von Vorteil. Indem wir schonend mit unseren Ressourcen umgehen und uns klimafreundlich verhalten, sorgen wir dafür, dass auch unsere Kinder und Kindeskinder noch gut leben können. Ein gesellschaftlicher Wandel hin zu einem nachhaltigeren Lebensstil durch Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist daher einer der zentralen Bausteine unseres Integrierten Klimaschutzkonzepts für den Kreis Bergstraße“, betont Landrat Christian Engelhardt im Hinblick auf das Thema BNE.

Um die verschiedenen Angebote aus diesem Bereich im Kreis Bergstraße zu verknüpfen und dadurch zu stärken, hatte das Klimaschutzmanagement des Kreises vor Kurzem verschiedene Akteure zum ersten Treffen des Bergsträßer BNE-Netzwerks in das Naturschutzzentrum Bergstraße in Bensheim eingeladen. Dort diskutierten Reiner Pfuhl und Katrin Heuer vom Klimaschutz-Team des Kreises gemeinsam mit den Bergsträßer BNE-Aktiven, wie sie die Netzwerkarbeit gemeinsam gestalten wollen und wie die noch aufzubauende Bergsträßer BNE-Plattform aussehen könnte.

Die Ziele des Bergsträßer BNE-Netzwerks standen dabei bereits vorher fest, da die Arbeitsgruppe „Bildung, Kommunikation und Soziales“ des Bergsträßer Nachhaltigkeitsbeirats, in der die meisten der anwesenden BNE-Akteure mitgewirkt hatten, diese bereits ausformuliert hatte. Diese Ziele umfassen unter anderem: Bildung für nachhaltige Entwicklung sichtbar zu machen und dabei Bürgerinnen und Bürger - insbesondere Jugendliche - abzuholen und zum Mitmachen zu animieren. Die Bildungsprojekte untereinander zu vernetzen und in einer guten Streitkultur BNE-Themen zu diskutieren gehören ebenso zu den Zielen, wie das gemeinsame Entwickeln einer BNE-Plattform und das Veranstalten von Bildungstagen. Erreichen will das BNE-Netzwerk diese Ziele durch eine umfassende Öffentlichkeitsarbeit, regelmäßige Netzwerktreffen und eine strukturierte Zusammenarbeit. „Dabei sind wir vor allem auf Ihre Ideen und Ihre Mitarbeit angewiesen“, hob Katrin Heuer hervor, die beim Kreis Bergstraße für das BNE-Netzwerk zuständig ist. „Darum: Wenn Sie Ideen haben oder etwas auf die Beine stellen wollen, sprechen Sie mit Herrn Pfuhl und mir. Wir werden Sie so gut wir können unterstützen.“

In einem Workshop überlegten die Bergsträßer BNE-Aktiven gemeinsam, wie die Netzwerkarbeit in Zukunft ablaufen sollte. Sie beschlossen dabei unter anderem, sich vier Mal pro Jahr zu treffen - je zwei Mal digital und zwei Mal in Präsenz. Bei den einzelnen Treffen sollen immer ein bis zwei Netzwerkpartner ihre Arbeit und Projekte vorstellen. So können sich die Akteure untereinander kennenlernen sowie Gemeinsamkeiten finden. „Mein Wunsch ist es, dass wir so Ideen und Aktionen entwickeln, die wir dann kooperativ umsetzen können“, so Heuer.

Bei einem weiteren Workshop sprachen die Anwesenden über die geplante BNE-Plattform. Dabei hielten die BNE-Akteure fest, dass eine frische und ansprechende BNE-Plattform auf der Homepage des Kreises umgesetzt werden soll. Darüber hinaus soll ein Fokus auf die Sozialen Medien gesetzt werden, um dort BNE-Themen für alle Altersklassen spezifisch aufzubereiten und darzustellen.

Zu den BNE-Akteuren, die beim ersten Netzwerktreffen bereits teilgenommen haben zählen unter anderem: das Naturschutzzentrum Bergstraße, der GEONaturpark Bergstraße Odenwald, der BUND, der NABU, der Klimaschutzmanager des Landkreises Darmstadt-Dieburg, der Klimaschutzmanager des Odenwaldkreises, der Gewässerverband Bergstraße, das Studienseminar Bergstraße, der Verein Genial Regional, die SPIRSTAR AG aus Mitlechtern, die ebf Group aus Bürstadt und viele weitere. „Das sind mit Sicherheit aber noch nicht alle BNE-Akteure im Einzugsgebiet des Kreises Bergstraße“, betonte Katrin Heuer. „Auch alle anderen BNE-Aktiven, die zum ersten Netzwerktreffen vielleicht noch nicht eingeladen waren oder an diesem nicht teilnehmen konnten, sind uns herzlich willkommen und können in unserem Netzwerk mitwirken. Ganz besonders würden wir uns freuen, interessierte Jugendliche und junge Erwachsene für die Mitarbeit in unserem BNE-Netzwerk zu gewinnen.“ Interessierte Personen und Akteure können sich hierzu per E-Mail an klimaschutz@kreis-bergstrasse.de an Katrin Heuer und Reiner Pfuhl wenden.

Kinderschutz im Kreis stärken

Tag für Tag arbeiten Polizei und Jugendhilfe in Fragen des Kinderschutzes eng zusammen - auch im Landkreis Bergstraße. Dennoch sind beide Institutionen in ihrer Struktur, den unterschiedlichen Rechtsgrundlagen und Verfahrensweisen unterschiedlich organisiert und aufgestellt. Um zukünftig einen noch besseren, verständnisvolleren Umgang auf Augenhöhe zu gewährleisten, der für eine gelingende Kooperation unerlässlich ist, entstand vor längerer Zeit und im engen Austausch zwischen dem Bergsträßer Jugendamtsleiter Kai Kuhnert sowie Bettina Noll (Polizeihauptkommissarin und Jugendkoordinatorin der Polizeidirektion Bergstraße) die Idee, einen gemeinsamen Fachtag zu organisieren. Denn immerhin sind im vergangenen Jahr beim Kreisjugendamt 25 Prozent aller Verdachtsfälle auf Kindeswohlgefährdung von der Polizei mitgeteilt worden.

Am 22. Juni war es dann soweit: Erstmals trafen sich Mitarbeitende der Polizeidirektion Bergstraße und des Jugendamtes des Kreises Bergstraße, im Bürgerhaus Mörlenbach, zu einem gemeinsam organisierten Fachtag. Vize-Landrätin Diana Stolz, Iris Keil als stellvertretende Jugendamtsleiterin sowie der erste Kriminalhauptkommissar Klaus Breitinger begrüßten die rund 90 Teilnehmenden und eröffneten die unter dem Motto „Polizei trifft Jugendhilfe“ stehende Veranstaltung. Einig waren sich alle darin, dass „das Kindeswohl das zentrale Ziel des Fachtages ist und Polizei sowie Jugendamt hier verbindet“, wie es Diana Stolz treffend formulierte.

Neben Fachvorträgen der beiden Institutionen, referierte Prof. Dr. Kerstin Feldhoff von der Hochschule Münster über die unterschiedlichen Arbeitsaufträge und Rechtsgrundlagen. Sie arbeitete heraus, dass zwischen beiden Institutionen gravierende Unterschiede bestehen, diese aber nötig sind, um den Schutzbedürfnissen von Kindern gerecht zu werden. Nach diesem Vortrag wurden anhand von Fallbeispielen Chancen und Grenzen der Zusammenarbeit verdeutlicht.

Alle Beteiligten waren sich am Ende eines ereignisreichen Tages darin einig, dass diese Veranstaltung sehr wertvoll gewesen sei. Denn die zielgerichtete Kooperation und Vernetzung von Polizei und Jugendhilfe trägt wesentlich zum Schutz der Kinder im Kreis Bergstraße bei. Das Ziel des Fachtages, die jeweils unterschiedlichen Aufgaben und die agierenden Fachkräfte besser kennenzulernen, wurde erreicht. So wurden noch während des Fachtages neue Kontakte geknüpft und neue Netzwerke initiiert.

Besonderer Dank ging an die Gemeinde Mörlenbach, Susanne Pfaff und Anke Frischmuth vom Jugendamt sowie Bettina Noll von der Polizei für die Organisation des Fachtages sowie dem „Verein Bürger und Polizei“.