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Hirschhorner Stadtanzeiger
Ausgabe 33/2024
Vereine und Verbände
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Vereine und Verbände

Noch am Nachmittag fürchtete Aloisia Sauer, dass man „Singing in the rain“ wörtlich nehmen könne, doch um 20.44 Uhr war alles gut. Die Klosterkirche war komplett mit Publikum besetzt. Am Ende gab es kein Halten mehr und das Ensemble aus Karlsruhe musste zwei Zugaben liefern.

Seit Jahren gehört der Musical-Abend bei den Ausklang-Konzerten fest dazu. Dabei konnten sich die Studierenden aus Karlsruhe immer weiter professionalisieren. Einige haben bereits ihren Master in der Tasche, so etwa Theresa Lechner mit der Geige, andere stehen kurz vor dem Sprung ins Berufsleben als Musiklehrer oder Musiker. Was dann am Mittwoch in punkto Ensemblegeist und Niveau geboten wurde, war außergewöhnlich. Lead-Sängerin Antonia Lechner konnte die Bandbreite ihrer Stimme weiter perfektionieren. Neben lyrisch zarten, extrem tonrein gesungenen Passagen, waren auch schnelle Sprecheinlagen, kraftvoller Ausdrucksgesang und extreme Höhen kein Problem, das ganze gepaart mit einer guten Portion schauspielerischen Könnens.

David Neumeier und Lukas Ernst waren ihr dabei oft adäquate Duo-Partner, wenn sie nicht instrumental im Einsatz waren, etwa bei dem schmissigen Filmhit „When you’re an Addams“, wo Neumeier die Posaune blies. Ansonsten bildeten Theresa Flösch (Piano), Hendrik Rekers (Gitarre und Bass), Tim Brucker (Schlagzeug), Leonie Klopstock (Cello) und Geigerin Theresa Lechner ein famoses Musical-Orchester, das keine Wünsche offen ließ. Beim Auftakt mit „Jesus Christ Superstar“ sprang noch Franz Lechner (Geige) ein.

Immer wieder griffen alle auch zum Gesangsmikrofon und bildeten einen Tuttichor, dessen Intonation unter die Haut ging. Oft sorgten mehrere Spieler, mitunter „nebenbei“, für gediegene Perkussions-Effekte, die etwa bei „Totale Finsternis“ aus dem „Tanz der Vampire“ absolut authentisch und überzeugend klangen. In „City of stars“ aus „La La Land“ standen die vokalen Abklänge blitzsauber bis ins feinste Pianissimo hinein im Raum. In „Lifeboat“ aus „Heathers“ bot Antonia Lechner ein famoses Pressing von größter Intensität.

Auch sehr schneller und dennoch textverständlicher Sprechgesang war in „Ritas Geständnis“ angesagt, wo man erfuhr, dass der Freund die Diamanten erbte, die dem Gatten gehörten, der zuvor erschossen wurde. In „Wait for me“ aus „Hadestown“ gab es ein weiteres Mal herrlichen Satzgesang des Tuttis, Theresa Lechner spielte auf der Violine eine Flageolett-Passage, wie man sie auch in klassischen Konzerten nur selten so gut ausgeführt zu hören bekommt.

Da auch das Programmkonzept stimmte, verging die Zeit im Flug. Heftig wurde eine Zugabe eingefordert. Das Ensemble stellte sich vor die Instrumente und sang rein akustisch, David Neumeier hatte eine perfekt ausgeführte Pfeif-Einlage. Dann verließen die Akteure die Bühne, doch das Publikum begann rhythmisch zu klatschen. Schließlich wurde der Song aus der „Addams Family“ als finaler Rausschmeißer wiederholt.

Text: R. Autenrieth